Ärger um Skulpturen am Bahnhof Witterschlick Zwei Stahlmänner suchen eine Bleibe

Alfter-Witterschlick · Der Künstler Erich Beck will die Figuren vom Witterschlicker Bahnhof auf den Dorfplatz versetzen lassen, damit sie dort für alle zugänglich sind.

 Um den Standort der Figuren "Robert" (stehend, vorne) und "Johannes" (sitzend, hinten) am Witterschlicker Bahnhof ist eine lebhafte Debatte entbrannt.

Um den Standort der Figuren "Robert" (stehend, vorne) und "Johannes" (sitzend, hinten) am Witterschlicker Bahnhof ist eine lebhafte Debatte entbrannt.

Foto: Christoph Meurer

Wo sollen die Skulpturen „Johannes“ und „Robert“ stehen? Bei dieser Frage gehen die Meinungen weit auseinander. Wie berichtet, hatte die Alfterer Politik die Sache an den Witterschlicker Ortsausschuss übertragen.

Hintergrund ist ein Bürgerantrag von Künstler Erich Beck, dem Schöpfer der Figuren. Er findet, dass die Figuren, die mittlerweile der Gemeinde gehören, am Witterschlicker Bahnhof nicht mehr gut aufgehoben sind. Anders als bei ihrer Aufstellung 2005 seien sie „heute im wahrsten Sinnes des Wortes hinter Gittern weggesperrt“, da der Weg zu den Gleisen verlegt wurde.

Es mache den Eindruck, „als seien sie vom heutigen Besitzer des Bahnhofgebäudes requiriert worden“, schreibt Beck in seinem Antrag: „Die ursprünglich beabsichtigte Kunstpartizipation der Alfterer Bürger ist nicht mehr gewährleistet.“ Seine Idee: Die Figuren sollen auf dem Dorfplatz aufgestellt werden.

Bei Annette und Albert Söhngen stößt Becks Vorstoß auf Kritik. Das teilen die Inhaber des Witterschlicker Bahnhofs in einem Brief mit, der dem GA vorliegt. In diesem spricht das Ehepaar von „ungerechten Vorwürfen“ ihnen gegenüber.

Bahnhof-Inhaber wollten Skulpturen schützen

Vor rund zehn Jahren sei der Kulturkreis Alfter an sie herangetreten, um für die Planung eines Kulturerlebnisweges die Skulpturen am Bahnhof aufstellen zu dürfen. „Wir stimmten dem Vorhaben gerne zu, alleine um damit Künstler und die Bildende Kunst in Witterschlick zu unterstützen“, schreiben Annette und Albert Söhngen.

„Über viele Jahre sorgten wir dafür, dass kein Vandalismus ihnen [den Skulpturen] schadete“, heißt es in dem Schreiben weiter. Allerdings sei der „Stehende“ kurzzeitig als Drogenversteck missbraucht worden. Auch habe sich eine polizeibekannte Drogenszene entwickelt. „Genau in dieser Zeit wurde der Stellwerksbetrieb im Bahnhof eingestellt und wir waren dadurch in der glücklichen Lage, den Vorplatz des Museums zu erwerben und diesen dann einzuzäunen“, so das Ehepaar Söhngen. Dies sei nicht geschehen, um die Skulpturen „einzusperren“ und zu „requirieren“, sondern um das Gebäude und die Figuren zu schützen“.

Weiter erklärt das Ehepaar, dass die Figuren selbstverständlich weiterhin der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen – etwa an den Stellwerksmuseumstagen, bei der Radtour „Alfter bewegt“ oder beim Tag des offenen Denkmals. Auch würde man auf Wunsch Führungen anbieten. Überdies seien die Rückmeldungen aus der Bevölkerung „bisher ausnahmslos positiv“. Es werde gelobt, dass die Figuren durch die Einzäunung geschützt und trotzdem zugänglich seien.

Ebenso weist das Ehepaar darauf hin, dass bei einer Versetzung der Figuren die gesamten Kosten der Wiederherstellung der Gebäudewände und Sockel nach den denkmalgerechten Vorschriften vom Antragsteller zu tragen seien. Ebenso könnten weitere Kosten entstehen: etwa für die Änderung von Broschüren und anderen Hinweisen.

Viel Kritik an Becks Vorschlägen

Kritik äußern Annette und Albert Söhngen auch an dem von Beck vorgeschlagenen neuen Standort für die Skulpturen auf dem Dorfplatz. Die stehende Figur an einer Hausfassade am Dorf aufzustellen, wäre eine Stolperfalle, da der Gehweg sehr schmal sei.

Ebenso ablehnend stehen sie dem Vorschlag Becks gegenüber, den Dorfplatz nach dem Künstler Johannes Reinarz zu benennen: „Wir möchten die Kunst des Herrn Reinarz keinesfalls mindern, dennoch schlagen wir vor, den Platz in Lehrer-Peter-Esser-Platz umzubenennen, da genau an dieser Stelle seine alte Wirkungsstätte war.“ Esser habe sich seinerzeit um Witterschlick sehr verdient gemacht.

Kritik an den Versetzungsplänen äußert auch Eugenie Hellmann, Vorsitzende des Kulturkreises Alfter, der die Aufstellung der Figuren einst initiierte. Durch eine Versetzung der Figuren würde der vom Kulturkreis geschaffene Kulturerlebnisweg Witterschlick mit dem dazugehörigen Faltblatt kaputt gemacht, so Hellmann. Für den Kulturkreis stellt sie klar: „Eine Versetzung kommt für uns nicht infrage.“

Im Gespräch mit dem General-Anzeiger möchte Erich Beck so manches in dem Schreiben der Söhngens Stehende nicht unkommentiert lassen. Wie er berichtet, habe er schon vor Jahren Kontakt in der Sache mit dem Ehepaar aufgenommen und sich auch an Bürgermeister Rolf Schumacher gewandt. Dieser habe ihm geraten, einen Bürgerantrag zu schreiben. Er wolle den Söhngens keine Vorwürfe machen und ihnen auch nichts Böses.

Figuren sollen öffentlich zugänglich sein

Die Grundidee seines Antrags sei es, dass die Figuren wieder jederzeit zugänglich sein sollen und nicht nur an den wenigen vom Ehepaar Söhngen erwähnten Tagen. „Die Figuren sind nicht zugänglich“, meint Beck. Man könne sie nur über ein Gitter hinweg sehen. Mit Blick auf die Drogengeschichte erläutert der Künstler, dass er damals die von hinten offene Figur ausgekleidet habe. Danach seien sie nicht mehr als Drogenversteck missbraucht worden.

Weiter sei es ein Leichtes, die Broschüre zum Kulturerlebnisweg Witterschlick zu ändern. Auch Beck betonte, dass die Figuren mittlerweile der Gemeinde gehören. Und wenn sich die Umstände des Aufstellungsortes der Figuren änderten, habe er doch das Recht, die Gemeinde darauf hinzuweisen. Überdies sei er nicht auf den Dorfplatz als neuen Standort für die Skulpturen festgelegt. Es gebe sicher auch andere geeignete Orte, meint Beck, vielleicht auch Bahnhof. Wichtig sei für ihn nur: „Die Figuren sollen in Witterschlick stehen und öffentlich zugänglich sein.“

In einem Punkt ist sich Beck mit dem Ehepaar Söhngen einig. Der frühere Lehrer und Heimatforscher Peter Esser sollte auf jeden Fall gewürdigt werden. Die Söhngens könnten ja auch einen Bürgerantrag zur Umbenennung des Dorfplatzes stellen, so Beck. Er selbst wolle nun mit dem Ortsausschuss Kontakt aufnehmen.

Wie Hans Kiesewetter vom Ortsausschuss Witterschlick sagt, werde sich der Ortsausschuss mit der Sache befassen, sobald die Unterlagen von der Gemeindeverwaltung eingegangen seien. Die Angelegenheit sei „nicht so einfach. Das bewegt die Gemüter“. Er selbst habe noch keine Klagen über den jetzigen Standort der Figuren gehört.

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