Hardtbach in Alfter Wo Muscheln und Köcherfliegen zu Hause sind

ALFTER-WITTERSCHLICK · In 30 Jahren hat sich der biologisch tote Hardtbach in Alfter zum naturnahen Gewässer entwickelt.

Als nach 15 Minuten weder Kinder noch Erwachsene an dem angegebenen Treffpunkt in der Nähe des Klausenhäuschens in Witterschlick erschienen waren, um an der angekündigten Gewässeruntersuchung des Hardtbachs teilzunehmen, entschieden sich Ute Köhler und Thomas Ehlert vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sowie die Biologin Catherine Fehse von der Universität Bonn, die kurze Wanderung zum Hardtbach für ein Informationsgespräch über den Zustand des Gewässers zu nutzen.

Seit 1984 ist der südwestlich von Volmershoven entspringende Hardtbach in dem Bereich, wo er Witterschlick durchfließt, Studienobjekt der Bonner Universität. Mittlerweile liegen drei Diplomarbeiten von Biologen vor, die in den letzten drei Jahrzehnten die Wasserqualität in großen Abständen untersuchten und damit nun ein Urteil über die biologische Entwicklung des Baches zulassen. Als 1984 die erste Untersuchung stattfand, war der Hardtbach noch als „biologisch tot“ zu bezeichnen. Nur zwei Arten von besonders schadstoffresistenten Schnecken und eine Spezies von Eintagsfliegen konnten damals nachgewiesen werden. Es war die Zeit, als die Deutsche Steinzeug AG in Witterschlick noch alle Abwässer ihrer Produktion ungereinigt in den Hardtbach ableitete.

Bis Anfang der 80er Jahre wurde Abwässer eingeleitet

„Der Bach verfärbte sich dann mal blau, mal rot, je nachdem, welche Farbe gerade verarbeitet wurde“, berichtet Ute Köhler. Und Thomas Ehlert ergänzt: „Bis in die 70er und Anfang der 80er Jahre war es der Normalfall, dass die Abwässer mehr oder weniger schlecht in die Flüsse geleitet wurden. Nicht nur von der Deutschen Steinzeug, sondern auch von den Häusern und Fabriken. Erst Anfang der 80er Jahre entstand eine Art ‚Masterplan‘ in NRW, der Kläranlagen und Filtersysteme vorschrieb.“

Eindrucksvoll konnte eine weitere Diplomarbeit 1998 nachweisen, dass sich die diversen Schutzmaßnahmen erfolgreich in dem Aufkommen einer größeren Artenvielfalt abbildeten. 14 Jahre nach der ersten Untersuchung ließen sich nun schon 13 Tierordnungen in 36 Arten nachweisen. Zu den Schnecken und Eintagsfliegen gesellten sich bereits wieder etliche Wurmarten, Muscheln, Egel, Krebse und auch Köcherfliegen, deren Existenz einen besonders deutlichen Indikator für eine Verbesserung der Wasserqualität darstellt.

Von ihnen wurden dann nach wiederum 15 Jahren weitere zehn Arten gefunden, was den Schluss zulässt, dass sich der Hardtbach innerhalb von etwa 30 Jahren von einem biologisch toten Gewässer zu einem ökologisch naturnahen Bach entwickelt hat, was heute offiziell mit der Gewässergüteklasse II bezeichnet wird. Kritisch, wenn auch nicht unmittelbar gesundheitsschädlich, ist die immer noch relativ hohe Schwermetallbelastung mit Cadmium zu werten, die im Sediment, in den Flussablagerungen, den amtlich zulässigen Wert von etwa einem Milligramm pro Liter um das Zehnfache übersteigt.

Der Nachweis von Cadmium in Bachflohkrebsen konnte zwar unter dem zulässigen Wert nachgewiesen werden, bedeutet jedoch letztlich, dass über die Nahrungsaufnahme der Fische das Schwermetall seinen Weg auch auf den Speiseplan der Menschen finden kann. Das alles in irgendeiner Weise zusammenhängt und jede Störung des ökologischen Gleichgewichts weitreichende Konsequenzen mit sich führt, hätte eine Erfahrung sein können, die sowohl Kinder wie auch Erwachsene bei der diesmal nicht zustande gekommenen Veranstaltung des BUND hätten machen können.

Wer dabei in den so beschaulich vor sich dahin plätschernden glasklaren Hardtbach ein einfaches Küchensieb vorsichtig über den Grund des Flusses gezogen hätte, so, wie es die Biologen jetzt getan haben, wäre erstaunt gewesen, wie viele unterschiedliche Lebewesen sich beim Herausnehmen in dem Sieb befunden hätten. Eine solche praktische Erfahrung kann helfen, zukünftige Achtlosigkeiten und Verunreinigungen gar nicht erst entstehen zu lassen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort