Projekt an Alanus Hochschule Alfter Studierende aus Alfter arbeiten mit Mary Bauermeister

Alfter · Zwölf Alanus-Studierende aus zehn Nationen arbeiten in Alfter an einer vier Meter hohen Installation der renommierten Künstlerin Mary Bauermeister. Diese hat ein Ziel: aufzurütteln.

So etwas nennt man wohl inspirierend. Seit vergangenem Freitag arbeiten zwölf Kunststudierende aus zehn Nationen in der Bildhauerhalle der Alfterer Alanus Hochschule gemeinsam an der vier Meter hohen Installation „Weltkulturerbe“ der renommierten Künstlerin Mary Bauermeister. Es ist eine Art Regal, in das sie Elektroschrott und andere Hinterlassenschaften der Zivilisation eingebaut hat, um den Werdegang zum „Homo Demenz“ zu dokumentieren.

Dieses Werk hat die 84-Jährige im Jahr 2015 in einer Schau in Koblenz gezeigt. Jetzt stellt sie es den Studierenden zur Verfügung, die es auf eigene Art und Weise umarbeiten sollen. Dafür haben sie noch bis diesen Freitag Zeit.

„Erbstücke und Erinnerungsfragmente aus der Kultur, der Zivilisation sowie der eigenen Biografie sollen in diese kuchenartige Installation eingespeist und im dialogischen Prozess zu einem Kunstwerk transformiert werden“, sagt Ulrika Eller-Rüter, Malerei-Professorin und Initiatorin des Projekts.

Konkreter Anlass sei unter anderem der Brand in Bauermeisters Atelierhaus in Oberagger am Karfreitag dieses Jahres gewesen, dem beinahe ihr gesamter Bestand zum Opfer gefielen sei. Bauermeister, die Eller-Rüter schon lange kennt, rief danach die Malerei-Professorin an, um das Projekt zu realisieren. Die verbrannten Objekte dienen den Studierenden nun als Materialien. Dazu gehören große, defekte Glasscheiben, Bücher und auch ein Staubsauger.

Defekte Glasscheiben und ein Staubsauger

Besonders dankbar ist Masterstudent Ralf Kosmo dafür, von „einer so tollen Künstlerin“ lernen zu können. „Ich schätze ihre Werke sehr, und es ist unglaublich inspirierend, mit ihrem Fundus zu arbeiten“, schwärmt er. „Dadurch haben wir die Möglichkeit, ihr verbranntes Atelier in einer anderen Form zu zeigen.“ Den Entstehungsprozess der Installation bezeichnet Kosmo als „Vorgang der Transformation“. Zum einen künstlerisch, zum anderen sei auch Feuer ein Element der Transformation. Vor allem aber möchten die Studierenden eines zeigen: die Vergänglichkeit.

Daran schließt Eller-Rüter an: „Das Material hat eine eigene Geschichte. Es ist den Studierenden selbst überlassen, welche Objekte sie in die Installation einfügen.“ Außerdem betont sie, dass die jungen Künstler freiwillig und in ihren Semesterferien an dem Ganzen teilnehmen.

Die Idee zu dem Titel „Weltkulturerbe“ kam Bauermeister auf der Autobahn. Dort sah sie ein Schild mit eben diesem Wort. Dahinter türmte sich Müll auf einem riesigen Haufen. „Es war faszinierend, das Wort 'Weltkulturerbe' in diesem Kontext zu betrachten und damit nicht immer nur Kirchen oder Tempel zu verbinden. Die Welt droht, unter dem ganzen Plastik zu ersticken. Wir befinden uns in einer gefährlichen Situation.“ Dementsprechend setzt sie darauf, dass die Installation ein reges Interesse hervorruft. „Ich hoffe, dass die Menschen sich fragen: Was machen die denn da Verrücktes? Etwa einen Müllhaufen?“, so Bauermeister.

Darüber hinaus fertigt jeder Studierende ein Einzelwerk an. „Die Bildhauerhalle steht ihnen für die Dauer des Projektes von morgens bis abends zu Verfügung“, so Eller-Rüter. Und das nutzen die Studierenden, die unter anderem aus Deutschland, Syrien, China und Georgien stammen. Kosmo etwa hat nach eigenen Angaben das ganze Wochenende in der Halle verbracht.Öffentlich zu sehen sein wird das „Weltkulturerbe“ laut Eller-Rüter vorerst übrigens nicht. „Wir werden es nach der Fertigstellung erstmal isoliert lagern – bis dann hoffentlich ein Museum Interesse bekundet.“

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