Syrische Flüchtlinge Oedekovener Friseurmeister berichtet über Flüchtlingslager

Alfter-Oedekoven · Imad Rahi berichtet über Flüchtlingslager in seiner Heimat Libanon. Dem 47-Jährigen ist es wichtig, die Weltgemeinschaft wachzurütteln.

 Feuer und dichter Qualm: In dem Lager ist eine Gasflasche explodiert. Die syrischen Flüchtlinge kochen dort mit Gas.

Feuer und dichter Qualm: In dem Lager ist eine Gasflasche explodiert. Die syrischen Flüchtlinge kochen dort mit Gas.

Foto: Imad Rahi

Vor mehr als 30 Jahren kam Imad Rahi aus der libanesischen Hauptstadt Beirut nach Deutschland und führt heute ein Haarstudio in Oedekoven. In seiner Freizeit betreut er als Pate einen syrischen Flüchtling, der im Oedekovener Asylbewerberheim wohnt.

Bei regelmäßigen Besuchen bei Verwandten im Libanon sieht der 47-Jährige dann, wie die Flüchtlinge aus Syrien dort leben. Sein Cousin arbeitet für eine Hilfsorganisation und bringt Lebensmittel in die Lager. Er sei jedes Mal froh, wenn er wieder draußen sei, berichtet Rahi von seinem Cousin: „Die Zustände in den Lagern sind grausam.“ Die meisten Lager seien im Norden an der Grenze zu Syrien. „Das sind harte Bedingungen“, sagt Rahi, „es ist sehr kalt und man hat viel Schnee.“ Vor zwei Jahren seien in einem besonders kalten Winter dort Kinder erfroren.

Die Syrer leben in Zelten, bauen sich Hütten oder leben auf dem freien Feld. Manche würden sich ein Dach aus Plastiktüten bauen, so Rahi. Einmal habe er Flüchtlinge in einem Gewächshaus campieren sehen – im Sommer unerträglich heiß. „Aber was bleibt ihnen anderes übrig?“ Nach Angaben des Auswärtigen Amts hat der Libanon 4,8 Millionen Einwohner, davon leben aber nur vier Millionen dauerhaft im Land.

Laut offiziellen Zahlen gibt es 1,1 Millionen syrische Flüchtlinge, manche Schätzungen gehen auch von bis zu zwei Millionen aus. „Die Uno versucht zu helfen, aber es sind einfach zu viele“, meint der Friseurmeister. Einen guten Ruf hätten auch deutsche Hilfsorganisationen.

Wenn sein Cousin mit Lebensmitteln zum Haupteingang des Lagers fährt, fragten viele Flüchtlinge, ob er Arbeit für sie habe, erzählt Rahi. Gastarbeiter gibt es im Libanon schon seit dem Ende des Bürgerkriegs im Jahr 1990, als das Land wieder aufgebaut wurde. Die syrischen Flüchtlinge dürften eigentlich nicht offiziell im Libanon arbeiten.

Um der Armut in den Lagern zu entkommen, würden aber einige schwarz zu geringen Löhnen beschäftigt. Das sorge für Unmut in der Bevölkerung. Das Verhältnis zwischen beiden Ländern sei traditionell belastet, da der Libanon lange von Syrien besetzt war. Dennoch hätten die Libanesen die syrischen Kriegsflüchtlinge zunächst gern aufgenommen. In der letzten Zeit kippe die Stimmung aber. „Der Libanon kann die Last nicht alleine tragen“, meint Rahi. „Es ist ein kleines Land. Das ist so, als wenn Deutschland 25 Millionen Flüchtlinge aufnehmen würde.“

Als Christ, er ist Mitglied der maronitischen Kirche, ist es ihm ein Anliegen auf all dies hinzuweisen und die Weltgemeinschaft wachzurütteln.

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