Modellprojekt in Alfter Mehr Ordnung im Wald

Alfter · Ein Modellprojekt des Landesbetriebs Wald und Holz NRW soll die Besitzverhältnisse in Alfter neu sortieren. Momentan gibt es rund 1.000 Besitzer.

 Mit dem Modellprojekt sollen die Besitzverhältnisse in Teilen des Alfterer Forsts neu geregelt werden.

Mit dem Modellprojekt sollen die Besitzverhältnisse in Teilen des Alfterer Forsts neu geregelt werden.

Foto: Roland Kohls

Im Alfterer Wald herrscht ein ziemliches Chaos – was die Besitzverhältnisse angeht. Nach Angaben von Revierförster Arne Wollgarten haben die 1.422 Hektar Wald auf dem Gebiet der Gemeinde rund 1.000 Besitzer. Dabei reicht der Besitz von großen Bereichen bis hin zu kleinen Parzellen von wenigen Quadratmetern. Zersplittert ist auch der Teil des Waldes, der der Gemeinde selbst gehört. Laut Wollgarten verteilen sich die 50 Hektar Gemeindewald auf 270 verschiedene Flurstücke.

Mit einem Modellprojekt möchte der Landesbetrieb Wald und Holz NRW nun das Potenzial von kleinen Waldgrundstücken heben. Wie Wollgarten jetzt im Alfterer Ausschuss für Wirtschaft und Energie mitgeteilt hat, ist der Alfterer Wald aufgrund seiner Zersplitterung auserkoren worden, Teil dieses Modellprojektes zu sein. „Verbesserung der Klimaschutzleistungen von bewirtschafteten Wäldern durch gemeinschaftliche Bewirtschaftung des Klein- und Kleinstprivatwaldes in NRW“: So lautet der sperrige Name des Projektes – oder abgekürzt „GemWaBewirt“.

Hintergrund seien die Probleme bei der Bewirtschaftung kleiner Waldflächen, sagte Wollgarten im Ausschuss. Je kleiner eine Fläche sei, desto teurer sei deren Bewirtschaftung. Das könne dazu führen, dass kleine Grundstücke gar nicht bewirtschaftet werden. Aber: „Nur ein bewirtschafteter Wald ist CO2-senkend“, so Wollgarten.

Das liege daran, dass das im Holz gespeicherte CO2 weiterhin gebunden bleibe, wenn Holz aus bewirtschaften Wäldern etwa zu Möbeln verarbeitet werde, so Wollgarten. Werde gefallenes Holz im unbewirtschafteten Wald liegen gelassen und durch Lebewesen zersetzt, atmeten diese CO2 wieder aus.

Durch das „GemWaBewirt“-Projekt solle nun ermittelt werden, wie sich kleine Waldflächen besser bewirtschaften lassen. In Alfter kommen Wollgarten zufolge verschiedene Aspekte zur Erprobung. Man wolle etwa versuchen, mehr Waldbesitzer zur Mitgliedschaft in der Forstbetriebsgemeinschaft Alfter zu bewegen. Ebenso gibt es die Idee, Waldbesitzer dazu zu bewegen, freiwillig Flächen zu tauschen, damit größere zusammenhängende Gebiete entstehen, die sich leichter bewirtschaften lassen.

30 Waldbesitzer wollen an einem Flächentausch teilnehmen

Laut Wollgarten wurden dafür die Flure 26 und 36 ausgewählt. Diese beiden überschaubaren Bereiche in der Nähe der Knippweidenbahn bei Alfter-Ort bestehen laut Wollgarten aus 293 Flurstücken mit 181 Besitzern. Dem Förster zufolge haben sich mittlerweile mehr als 30 Waldbesitzer zurück gemeldet, um an einem Flächentausch teilzunehmen. Auch die Bezirksregierung Köln hätte in ihrer Funktion als Flurbereinigungsbehörde ihr Interesse signalisiert. Wäre diese mit dabei, entstünden Tauschwilligen keine Kosten, so Wollgarten.

Letztlich gehe es darum, Erfahrungswerte bei einem solchen Verfahren zu sammeln. Im Herbst sollen alle Interessierten an einem Workshop teilnehmen. Im Verlauf des Verfahrens soll Wollgarten zufolge auch der Wert der jeweiligen Grundstücke ermittelt werden. Bei dem Treffen im Herbst werden wahrscheinlich auch Vertreter der Alfterer Gemeindeverwaltung am Tisch sitzen. Denn die Verwaltung hat nicht nur Interesse daran, ihre Flächen zu arrondieren, auch besitzt sie in den besagten Fluren 26 und 36 Wald.

In der Ausschusssitzung wollte sich Bürgermeister Rolf Schumacher von der Politik ermächtigen lassen, bei künftigen Tauschgeschäften zur Arrondierung des gemeindeeigenen Waldbesitzes ohne Entscheidung durch die Politik zu handeln, wenn die Differenz aus dem Tauschgeschäft bei einem Flächengewinn für die Gemeinde nicht mehr als 10.000 Euro beträgt sowie bei einem Flächenverlust für die Gemeinde nicht mehr als 1.000 Euro beträgt.

Auf Antrag von Fridhelm Marx (SPD) beschloss der Ausschuss einstimmig, dass die Ermächtigung nur für das „GemWaBewirt“-Projekt gelten soll, nicht aber bei anderen einzelnen Tauschgeschäften. Auch soll die Verwaltung darlegen, in welchen weiteren Fällen überhaupt eine Ermächtigung notwendig ist. Auf Initiative von Wilhelm Windhuis (Grüne) wurde zudem beschlossen, dass nach Abschluss des Modellprojekts Ende März 2017 eine Bilanz vorgelegt werden soll.

Das letzte Wort in der Sache hat allerdings der Gemeinderat. Er tagt das nächste Mal am Donnerstag, 27. Oktober.

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