Interview zum Umweltschutz Lehrerin will Plastikmüll in Alfter abschaffen

Alfter · Überall ist Plastik. Ingeborg Renckendorf will das ändern. Die pensionierte Alfterer Lehrerin setzt sich für ein plastikmüllfreies Alfter ein. Interview erläutert sie, wie sie das erreichen will.

Was hat Sie dazu bewegt, eine Initiative für ein plastikmüllfreies Alfter ins Leben zu rufen?

Ingeborg Renckendorf: Irgendwann kam einmal der Zeitpunkt, an dem ich die Meldungen über das, was vor allem im Meer passiert, dort, wo all unser Müll landet und zur Verelendung der Tiere führt, nicht mehr ertragen konnte. Da kam mir die Idee, eine Plastikoffensive loszutreten. Und das Naheliegendste ist, damit erst einmal in Alfter zu beginnen: Was im Meer landet, kommt auch aus Alfter.

Sie haben über Ihre Müllsammelaktionen die Erfahrung gemacht, dass es auch in Alfter viel zu tun gibt?

Renckendorf: Es ist schon erschütternd, was hier achtlos weggeworfen wird. Mit unserer Aktion „Mehr Natur in Alfter“ haben wir unter anderem auf dem Herrenwingert Müll gesammelt und sind kaum fertig geworden. Der Bauhof ist besten Willens, aber gegen den Müll kommen sie nicht an.

Was soll Ihre Initiative für ein plastikmüllfreies Alfter bewirken?

Renckendorf: In dem ersten Treffen der eingeladenen Menschen wird es nicht darum gehen, dass jeder mit einer Zange herumgeht und Müll sammelt. Es sollen Multiplikatoren zusammenkommen, von denen jeder seine Ideen einbringen kann. Das kann keiner alleine machen.

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Ihrem Vorstoß in Richtung eines plastikfreien Alfters gemacht?

Renckendorf: Im kleinen Kreis haben wir schon ein paar Ideen gesammelt. Damit bin ich in die Fraktionssitzung der Freien Wähler gegangen. Die waren dort alle meiner Meinung. Bei der SPD war man begeistert. Ich konnte mit Ratsmitgliedern und Vereinsvorständen sprechen. Überall erhielt ich ein durchweg positives Echo.

Was sind die ersten Ideen zur Vermeidung von Plastikmüll?

Renckendorf: Es gibt Dinge, die kann jeder Einzelne sofort machen: Beim Einkaufen beispielsweise die Filialleitung fragen, warum das gewünschte Produkt noch in Plastik eingepackt ist. Auch kann man fragen, ob es die Produkte auch aus natürlichen Materialien gibt. Man bekommt bereits einige Alternativen: Müllsäcke aus Maisstärke oder Zahnbürsten aus Bambus. Man kann sich auch erkundigen, ob der Kassenzettel immer noch mit Bisphenol A beschichtet ist. Man vergiftet sich pausenlos mit diesem hochgiftigen Stoff.

Was sind die ersten Dinge aus Plastik, die man sofort ersetzen sollte?

Renckendorf: Was man hat, sollte man auch noch benutzen. Aber man kann problemlos den Kauf von Wasser oder Getränken in Plastikflaschen vermeiden.

Was könnte die Initiative für ein plastikmüllfreies Alfter zunächst tun?

Renckendorf: Wir alle können den Herstellern schreiben und auf die Vermeidung von Plastik als Verpackung hinweisen. Man sollte den EU-Abgeordneten schreiben und darauf hinweisen, dass man das Erdöl, das zur Kunststoffherstellung gebraucht wird, genauso besteuern sollte, wie das zur Herstellung von Kraftstoff. Man könnte auch eine Plastiksteuer fordern. Plastikalternativen sollten in Forschung und Produktion hoch subventioniert werden.

Sind wir mit dem Plastikrecycling nicht schon auf einem guten Weg?

Renckendorf: Das Recycling ist eine mittlere Katastrophe: Ich habe mit der RSAG gesprochen, wo man von einem etwa vier- bis fünfprozentigen Recyclinganteil bei den Restmülltonnen spricht.

Wie verhält sich die Gemeinde Alfter in Sachen „plastikfrei“?

Renckendorf: Sie ist ausgesprochen kooperativ, wenn man zum Beispiel gesammelten Plastikmüll abgeben möchte. Auch gibt es in Alfter das "Spülmobil", das man sich für Veranstaltungen ausleihen kann, um auf Plastikgeschirr zu verzichten. Wir sollten nicht erwarten, dass die Verwaltung alles machen sollte, die haben genug zu tun. Wir sollten sehen, was wir selber machen können. Machen und nicht fordern ist der Weg.

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