Extremsportler Rudi Döhnert aus Alfter Laufen mit Seeblick

ALFTER · Als Wochenendsportler zu einer Weltmeisterschaft? Geht das? Rudi Döhnert hat es geschafft. Und seine Disziplin hat nichts mit Hallenhalma oder Ähnlichem zu tun, sondern ist sehr trainingsintensiv. Der 46-Jährige aus Alfter ist Extremsportler, lief mit 19 seinen ersten Marathon (in 2:44:01 Stunden), fuhr Mountainbikerennen, als Federgabeln noch Luxus waren. Und gewann vor ein paar Jahren ein 20-Stunden-Radrennen.

 Erhabenes Gefühl: Rudi Döhnert bei der Ultratrail-WM am Lac d'Annecy.

Erhabenes Gefühl: Rudi Döhnert bei der Ultratrail-WM am Lac d'Annecy.

Foto: Privat

Seit 2010 läuft Döhnert Ultratrail. Auf schmalen Pfaden, über Stock und Stein, geht es dabei auf Strecken weit jenseits der klassischen 42,195-Kilometer-Distanz mit möglichst vielen Steigungen durch die Landschaft. Döhnerts bisher größter Erfolg in dieser Disziplin: die deutsche Meisterschaft 2014. Sein größtes Erlebnis aber war jetzt die WM-Teilnahme. Im französischen Annecy trug er als zweitbester Deutscher einen großen Teil zu Platz sieben für das Nationalteam bei.

85 Kilometer mit 5200 Höhenmetern waren rund um den Lac d'Annecy zu absolvieren. Etwas für einen wie ihn, der die Natur liebt. "Der Blick auf den See, das vermittelte ein erhabenes Gefühl", erzählt Döhnert: "Flache Streckenabschnitte waren kaum dabei." Doch Berge hoch kam er schon immer besser als die meisten anderen - ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad. "Ich lief defensiv an und war bei der ersten Zeitnahme nach acht Kilometern nur auf Platz 130. Ab da überholte ich nur noch, war bei Rennhälfte 84. und im Ziel der 38. Mann." 9:51:27 Stunden benötigte Döhnert, eineinhalb Stunden mehr als Weltmeister Sylvain Court aus Frankreich (8:15:28). "Hätte es eine Altersklassenwertung gegeben, ich wäre M45-Vizeweltmeister geworden", sagt er lachend.

Wer ihn sieht, darf sich nicht wundern! Nordic-Walking-Stöcke gehören zur Standardausrüstung des Nationalmannschaftsläufers. "Die dienen in erster Linie dazu, berghoch zu schieben", erklärt Döhnert. Das will geübt sein. "Ich laufe 70 bis 80 Prozent meines Trainings mit den Stöcken."

Dass er zu den älteren WM-Teilnehmern gehörte, aber vor allem, dass er den Sport mit Beruf und Familie verbinden kann, macht Döhnert stolz. Dabei schiebt er als Manager eines großen Sportartikelhändlers mit Arbeitsstätte in Recklinghausen keine ruhige Kugel. "Um sechs Uhr morgens fahre ich los, um an den ersten Staus an Köln vorbei zu sein", erzählt der dreifache Familienvater. Wieder zu Hause ist er meist erst zwischen acht und neun Uhr abends. Trainiert wird deshalb während der Woche kaum. Außer, wenn Stau ist. "Dann fahre ich schon mal von der Autobahn runter und laufe", erzählt Döhnert.

Dafür klotzt er an den Wochenenden so richtig ran: "Im Frühjahr ist das mit den vielen Feiertagen ideal. Da kann man drei, vier Tage einen intensiven Trainingsblock machen und während der Woche regenerieren." Ansonsten lautet sein Motto: Immer wieder sonntags. Dann rennt Döhnert schon mal 50 Kilometer am Stück durchs Siebengebirge. Oder bewältigt eine Etappe des Moselsteigs, für die Wanderer zwei bis drei Tage benötigen. Mehr als 100 Laufkilometer an einem Wochenende sind für ihn keine Seltenheit.

Es kommt vor, dass Döhnert bei seinen Sonntagsausflügen schon mal in seiner Heimat rauskommt: Der Alfterer ist in Hetzerath bei Trier aufgewachsen.

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