Geplantes Gewerbegebiet Landwirte fürchten wegen Alfter Nord um Existenzen

Alfter/Bornheim · Zwei Bornheimer Landwirte sorgen sich: Das geplante Gewerbegebiet Alfter Nord könnte einen Großteil der von ihnen bewirtschafteten Ackerflächen vernichten.

Seit 1970 gibt es den landwirtschaftlichen Betrieb in Bornheim-Roisdorf bereits. 1987 haben ihn Norbert Mandt und seine Frau von der Elterngeneration übernommen. Mit zwölf Mitarbeitern bauen sie Gemüse, Rucola oder auch Petersilie und Schnittlauch an. Nun fürchtet das Ehepaar um seine berufliche Existenz. Denn ihre Anbauflächen liegen in dem Bereich, auf dem das große Gewerbegebiet Alfter Nord entstehen soll. Neben Gewächshäusern bewirtschaften die Mandts sechs Hektar Freifläche. Wie Norbert Mandt im Gespräch mit dem General-Anzeiger erläuterte, gehören zehn Prozent ihm selbst, 90 Prozent habe er gepachtet. Ausschließlich in Gewächshäusern könne er nicht arbeiten: „Im Sommer ist es darin zu heiß für die Pflanzen.“ Werde das Gewerbegebiet entwickelt, fielen seine Freiflächen weg, so Mandt: „Das schwebt über uns.“

In der Sitzung des Alfterer Ausschusses für Gemeindeentwicklung hatte Ratsfrau Sandra Semrau (Freie Wähler) am Dienstagabend auf diesen Umstand aufmerksam gemacht. Auch ein zweiter Landwirt aus Bornheim sei in seiner Existenz bedroht, wenn das Pachtland wegfalle, sagte sie. Alfters Kämmerer Nico Heinrich sagte wiederum, dass ein intensiver Dialog mit den Betrieben bestehe.

Die ansässigen Unternehmen sollten nicht bedroht werden. „Wir wollen mit den Betrieben eine verträgliche Entwicklung betreiben und die Flächen für den Betriebszweck möglichst lange erhalten“, so Heinrich, der auch Geschäftsführer der Alfterer Wirtschaftsförderung ist. Claudia Gerhardi, Leiterin des Fachbereichs Planen, Entwickeln, Bauen bei der Gemeinde, ergänzte, dass man die Belange der Landwirtschaft nicht unberücksichtigt lassen möchte. Sie gehe davon aus, dass es eine Regelung im Rahmen des Umlegeverfahrens geben werde.

Abnehmer der Produkte sitzen in Region

Im Gespräch mit dem GA widersprach Mandt den Aussagen Heinrichs über einen intensiven Dialog. Es habe lediglich ein vages Gespräch mit einem Vertreter der Wirtschaftsförderung gegeben. Sonst sei vonseiten der Gemeinde bislang niemand auf ihn zugekommen. Alfters Bürgermeister Rolf Schumacher sei vor Ort gewesen – nachdem er ihn eingeladen habe, so Mandt.

Wie er erläuterte, säßen die Abnehmer seiner Produkte in der Region. Gerne würde man auch das Thema Hofverkauf forcieren. Alle redeten von regionalen Produkten, sagte er. „Irgendwo müssen die ja herkommen.“ Thema in der Ausschusssitzung war indes nicht die Planung des interkommunalen Gewerbegebiets, sondern die dafür vorgesehene kommunale Arbeitsgemeinschaft. Wie berichtet, hatten Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan sowie die Bürgermeister von Alfter und Bornheim, Rolf Schumacher und Wolfgang Henseler, Ende März ihre Pläne für das 48 Hektar große Areal in Alfter zwischen den Grenzen zu Bonn und Bornheim, der Umgehungsstraße L 183 n und den Eisenbahnschienen vorgestellt.

28 Hektar sollen zu Bauflächen werden. Bonn und Bornheim sollen bei der Gewerbeansiedlung mitreden, das letzte Wort aber Alfter haben. Schließlich trägt Alfter sämtliche Kosten, erhält aber auch sämtliche Einnahmen. Die in Rede stehende Arbeitsgemeinschaft soll Empfehlungen für das Gewerbegebiet erarbeiten.

Keine Aussagen zum wirtschaftlichen Mehrwert für Alfter

Gegen die Stimmen der Freien Wähler beschloss der Ausschuss, dem Gemeinderat die Zustimmung zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft zu empfehlen. Die Freien Wähler seien nicht grundsätzlich gegen Gewerbe in dem Bereich, sagte Semrau. Neben der Frage der Landwirtschaft kritisierte sie aber, dass es weiterhin keine Aussagen zum wirtschaftlichen Mehrwert für Alfter gebe. Laut Heinrich können Berechnungen vorgelegt werden, wenn alle notwendigen Parameter vorliegen. Auf Nachfrage von Wilhelm Windhuis (Grüne) erläuterte er, dass die Arbeitsgemeinschaft keine Entscheidungskompetenzen habe: „Die Arbeitsgemeinschaft bereitet Themen vor, die den Räten zum Beschluss vorgelegt werden.“ Barthel Schölgens (CDU) nannte das Gewerbegebiet eine „gute Chance, etwas für unseren Haushalt zu tun“. Unternehmen dächten nicht in kommunalen Grenzen. Die SPD sehe in der Zusammenarbeit eine gute Möglichkeit für das Gewerbegebiet, sagte Arnim Preußner

Das letzte Wort in Alfter zur Gründung der kommunalen Arbeitsgemeinschaft hat der Gemeinderat am heutigen Donnerstag. Aufgrund des deutlichen Ergebnisses im Ausschuss dürfte eine Zustimmung Formsache sein.

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