Es mangelt an Personal In Bornheim gibt nicht genug Erzieher auf dem Markt

BORNHEIM/ALFTER · Die Anforderungen steigen, das Gehalt bleibt gering. In der Folge fehlen Erzieherinnen. Das bekommt auch der Pfarrverband Bornheim-Vorgebirge zu spüren, der erneut eine Leitung für die Waldorfer Kita sucht.

Gesucht wird eine Person mit hoher fachlicher und sozialer Kompetenz für eine vielseitige, interessante und anspruchsvolle Tätigkeit: Erneut hat der Pfarrverband Bornheim-Vorgebirge eine Stellenanzeige geschaltet, um eine Leitung für die katholische Kindertagesstätte St. Michael in Waldorf zu finden. Dabei war das Team zwischenzeitlich endlich wieder komplett, wie Pfarrer Matthias Genster schildert.

Im Frühjahr war es in dem zweigruppigen Kindergarten aufgrund von Personalmangel sogar zu einer Reduzierung der angebotenen Betreuungszeiten gekommen, weil es nach Trägerangaben wegen zwei längeren Krankheitsfällen und einer Kündigung zu Engpässen kam (der GA berichtete). In der Zwischenzeit wurden laut Genster neue Kräfte eingestellt und eine Mitarbeiterin im Hause dafür gewonnen, die Kita-Leitung zu übernehmen. Diese Kollegin gehe nun aber in Elternzeit.

„So sehr wir uns für die Mitarbeiterin freuen, war das für uns ein harter Rückschlag“, sagt Genster, müsse der Pfarrverband doch nun wieder auf Personalsuche gehen. „Und der Markt im Rheinland ist leer gefegt“, sagt er. Gerade bei kleineren Einrichtungen wie der Kita in Waldorf sei es schwierig, wenn Personal ausfalle: „Dann ist schnell Holland in Not.“ Der Pfarrverband sei in Gesprächen, damit ein Mitarbeiter aus einer anderen Einrichtung die Leitung kommissarisch übernehme. „Sich so auszuhelfen ist immer eine Möglichkeit, aber damit entstehen natürlich Lücken anderswo“, ist sich der Pfarrer bewusst.

Wieder entspannt habe sich die Situation in der Sechtemer Kita St. Wendelinus, wo es zu Jahresbeginn ebenfalls Personalengpässe gab. Im dortigen Team seien nun „alle an Bord“, sagt Genster, und die neue Leiterin, die im Frühjahr ihren Dienst antrat, sei sehr engagiert. Klar ist für den Pfarrer, auch wenn die Personalsuche schwierig sei: Eine Einschränkung der Betreuungszeiten wie im Frühjahr solle nicht wieder vorkommen. „Das war für alle Beteiligten sehr unbefriedigend, auch für uns.“

Keine Einschränkung der Betreuungszeiten

Die Schwierigkeit, Personalersatz zu finden, der bei Krankheit einspringt, kennt auch Pfarrer Gerhard Brose von der Evangelischen Kirchengemeinde Vorgebirge mit ihrer inklusiven Matthias-Claudius-Kita. Die aufwendige Personalsuche auf dem angespannten Erzieherinnenmarkt habe mit in die Entscheidung hineingespielt, jetzt einen neuen Weg zu gehen: Die Kirchengemeinde hat die Trägerschaft für die zweigruppige Einrichtung in Alfter zum neuen Kindergartenjahr an die KJF – Gemeinnützige Evangelische Gesellschaft für Kind, Jugendliche und Familie – abgegeben. Der Träger führt zum Beispiel Kitas in Bonn, Rheinbach und Meckenheim.

„Wir wollen unsere Kita auch für die Zukunft erhalten. Es wurde in den letzten Jahren aber immer deutlicher, dass wir das mit ehrenamtlicher Kraft nicht mehr professionell genug leisten können“, erläutert Pfarrer Dieter Katernberg im Gemeindebrief. „Die Veränderungen der letzten Jahre – Kinderbildungsgesetz, Inklusion und jetzt die Erweiterung auf U 3 – brauchen mehr Sach- und Fachverstand, als wir es 'nebenher' im Ehrenamt aufbringen können.“ Bisher hätten drei Pfarrer und ehrenamtliche Kräfte des Presbyteriums die Aufsicht über den Kindergarten gehabt, erklärt Brose. „Die Gesetzeslage ist aber mittlerweile so kompliziert geworden.“ Da brauche es Fachleute für den juristischen Überblick.

So sei beispielsweise bei der zum neuen Kitajahr erfolgten Erweiterung auf U 3-Betreuung die Frage der Toilettengestaltung aufgekommen: Erst habe es geheißen, dass es wegen des Intimschutzes Trennwände brauche, damit die Kinder nicht gesehen werden könnten, schildert Brose. Dann sei der Einwand gekommen, die Kinder müssten zu sehen sein, damit die Erzieherinnen ihrer Aufsichtspflicht nachkommen könnten. Mit derlei Widersprüchen habe ein Träger etwa zu kämpfen.

Für die Kinder, Eltern und das Personal werde sich durch den Trägerwechsel im Grunde nichts ändern, beruhigt Brose. „Nur der Ansprechpartner ist jetzt nicht mehr das Presbyterium, sondern die KJF.“ Die Kirchengemeinde bleibe finanziell beteiligt und teilt sich mit der Gemeinde Alfter den Betriebskostenzuschuss. In einem Kooperationsrat sollen zudem Kirchenvertreter die Angelegenheiten der Kita weiter mitregeln können.

Auch in Sachen Personallage könne der Trägerwechsel Vorteile bringen, meint Brose: „Unsere Hoffnung ist, dass der neue Träger dadurch, dass er größer aufgestellt ist, auch einen größeren Pool an Leuten hat.“ So verweist Bornheims Bürgermeister Wolfgang Henseler darauf, dass die Stadt mit ihren 170 Mitarbeitern im Kita-Bereich immer viel Fluktuation, aber eben auch eine gewisse Flexibilität mit 13 Einrichtungen habe.

Fünf Stellen habe die Stadt zum jetzt gestarteten Kitajahr neu besetzt. Eine 0,83-Stelle von 32,5 Stunden bleibe bis Jahresende vakant. Die Bewerberlage sei „relativ gut“ gewesen, sagt Henseler, „wir haben aber auch einen guten Ruf“, meint er. Die angespannte Lage auf dem Markt mache sich jedoch schon bemerkbar: „Wenn ich vergleiche – bei Ausschreibungen für eine Stelle als Bürokauffrau oder Schulsekretärin erhalten wir circa 120 Bewerbungen, bei Erzieherstellen sind es eher 15 bis 20.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort