Libanese aus Alfter begeistert vom Karneval Imad Rahi ist jetzt ein Jeck

Alfter · Welche Wirkung hat Karneval auf jemanden, in dessen Kultur das närrische Treiben völlig unbekannt ist? Der Friseurmeister Imad Rahi aus Alfter, ein gebürtiger Christ aus dem Libanon, der seit rund 30 Jahren in Deutschland lebt, kann das erklären.

 Ein echter Jeck ist der gebürtige Libane Imad Rahi (r), Friseurmeister aus Odekoven geworden. Dieses Jahr gehen er, seine Frau Sandra (direkt hinter ihm) und sein Team ganz im Stil von Elvis und Rock and Roll.

Ein echter Jeck ist der gebürtige Libane Imad Rahi (r), Friseurmeister aus Odekoven geworden. Dieses Jahr gehen er, seine Frau Sandra (direkt hinter ihm) und sein Team ganz im Stil von Elvis und Rock and Roll.

Foto: Axel Vogel

Wie der 45-jährige zum ersten Mal Karneval am Rhein erlebt, wie ihn Karneval infiziert hat und warum man beim Feiern ein Stückweit Rücksicht auf Flüchtlinge nehmen sollte, erklärte er Axel Vogel .

Herr Rahi, Wie fiel ihr erstes Erlebnis mit Karneval aus?
Imad Rahi: Es war 1986 in Köln, wo ein Freund von mir wohnte, der mich mit in den Karneval nahm. Ich war erst kurz vorher nach Deutschland gekommen und empfand dieses Stück Brauchtum als echten Kulturschock: Ich hatte so etwas noch nie gesehen. All die vielen verkleideten Menschen auf den Straßen, die bunten Farben und auch die ausgelassene Stimmung haben mich förmlich umgehauen.

So schlimm?
Rahi: Nein, es war einfach völlig neu. Und auf mich hatte es keine abstoßende Wirkung, sondern im Gegenteil, es wirkte ansteckend. Ich war begeistert von den vielen Kostümen und in mir kam der Gedanke auf, 'Mensch wäre das schön, wenn Du auch mal mitten drin und ganz nah dran an den Jecken sein könntest'. Ich wollte ganz einfach auch ein Jeck sein.

Das ist Ihnen ja dann auch gelungen.
Rahi: Ja, und zwar als der Prinz des Witterschlicker Dreigestirns aus dem Jahr 2009 Kunde in meinem Geschäft war. Wir hatten uns so gut verstanden, dass ich den Prinzen und die anderen Tollitäten zum Empfang in mein Geschäft eingeladen habe. Seitdem ist diese Veranstaltung Tradition: Jedes Jahr richte ich einen Prinzenempfang aus.

Und Sie mischen seitdem auch selber im Karneval aktiv mit.
Rahi: So ist es. Mit dem Team aus meinem Geschäft stellen wir in diesem Jahr zum fünften Mal eine Fußgruppe im Zug von Impekoven. Und zwar sind wir dieses Mal verkleidet als Rock and Roller à la Elvis Presley. Unser Motto lautet: „Willst do Hoor wie Elvis hann, dann loss Imads Haarteam dran.“

Sie werben aber auch dafür, dass man gerade während der fünften Jahreszeit Verständnis für die vielen Flüchtlinge vor Ort aufbringen sollte. Was erwarten Sie konkret von den Bürgern?
Rahi: Eigentlich nur zwei Dinge: Dass Sie ein wenig Geduld mit den Menschen haben, die neu bei uns sind, und sich vielleicht auch die Zeit nehmen, das Brauchtum hier zu erklären, auch – im übertragenen Sinne – die Menschen, die fremd bei uns sind, an die Hand nehmen. Vielleicht hilft es, wenn man weiß, dass etwa für viele Muslime aus Syrien, Karneval ebenfalls völlig fremd ist. Auch ist es für einen Muslim eine Herausforderung, zu sehen, dass Menschen in aller Öffentlichkeit Alkohol trinken. Das verbietet der Islam. Aber damit müssen sie nun lernen umzugehen. Daher können Erklärungen nicht schaden. Aber man muss auch erwarten, dass sich die Flüchtlinge, die hier zu Gast sind, an die Landesgegebenheiten anpassen und sich ordnungsgemäß verhalten.

Sie betreuen selber als Pate den Flüchtling Aid Jasim aus Syrien, der bereits seit über einem Jahr in Oedekoven neben ihrem Geschäft wohnt, und über den der General-Anzeiger schon einige Male berichtet hat. Im vergangenen Jahr haben Sie ihn mit in den Karneval genommen, wie war seine Reaktion?
Rahi: Das war schon sehr ungewohnt für ihn. Aber ich glaube, ein Stück weit gefällt es ihm auch. In diesem Jahr wird es auf jeden Fall deutlich entspannter für Aid Jasim werden.

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