Bauern in der Region Hofläden in Bornheim und Alfter verkaufen mehr Eier als sonst

BORNHEIM/ALFTER · Infolge des Fipronil-Skandals registrieren Landwirte im Vorgebirge eine höhere Nachfrage. Glücklich sind sie darüber aber nicht gerade. Sie fürchten viel eher um den Ruf der Bauern.

„Bei uns ist der Teufel los“, sagt Karl-Heinz Steiger. Im Schnitt bis zu 1000 Eier gehen nach Angaben des Waldorfer Landwirts am Tag über die Theke seines Hofladens. Durch die Verunsicherung der Verbraucher infolge des Fipronil-Skandals um Eier aus Belgien und den Niederlanden sei es derzeit eher die doppelte Menge: „Heute werden wir ausverkauft sein“, kann Steiger am Mittwochmorgen bereits absehen.

Selbst wenn er dadurch mehr verdiene, sei das für ihn auch ein Dilemma, sagt der Waldorfer: „Ich bin nie glücklich über solche Skandale. Das wirft immer ein schlechtes Licht auf die Landwirtschaft.“ 1200 Freilandhühner leben auf dem Gemüsehof. Zur Reinigung des mobilen Stalls der Tiere, der immer wieder versetzt werden kann, komme „keine Chemie“ zum Einsatz, sagt Steiger. Bei Milbenbefall setze der Familienbetrieb alle 14 Tage auf ein „Hausmittel“: Salatöl und zermahlene Muscheln an den Stallwänden wirkten gut gegen die Schädlinge, die daran hängenblieben.

Salatöl und zermahlene Muscheln als Reinigungsmittel

Auf Gesteinsmehl zur Milbenbekämpfung setzen die Betriebe, von denen der Biohof Bursch in Waldorf seine Bio-Eier bezieht. Zur Reinigung kämen nur Warmwasser und ein Hochdruckgerät zum Einsatz, wie Renate Bursch erläutert. „Es rufen viele Leute an, die Angst haben und fragen, ob die Betriebe Putzmittel verwenden“, erzählt die Landwirtin.

Seit vielen Jahren arbeite der Betrieb mit dem Biohof Bollmann in Hamminkeln zusammen. Wenn es hohe Nachfrage gebe – wie jetzt – greifen Burschs auch auf den Bio-Großhändler Weiling zurück, der Eier von zwei Höfen aus dem Münsterland beziehe. Am Dienstagnachmittag seien die Eier im Hofladen ausverkauft gewesen. Aber nicht nur dort, auch auf den Wochenmärkten, wo der Biohof vertreten ist – unter anderem in Bonn und Köln – kauften die Kunden jetzt verstärkt Eier, so Bursch.

Auch Karlheinz Mandt aus Alfter bemerkt die höhere Nachfrage in seinem Hofladen deutlich: „Es kommen neue Kunden, und die Bestandskunden nehmen mehr als sonst mit.“ Für ihn treffe sich das insofern gut, als er erst kürzlich seinen Bestand auf 1000 Hühner in Freilandhaltung erhöht hat, denen ein Mobilstall zur Verfügung steht. Da dieser noch neu sei, sei bisher eine Reinigung zum Schutz vor Milben noch nicht vonnöten gewesen, „aber wir sind jetzt natürlich hochsensibilisiert und werden uns doppelt und dreifach absichern“, sagt Mandt.

Vom Tierarzt und der Landwirtschaftskammer wolle er sich dann beraten lassen, um nicht „in eine Falle zu tappen“, wie es den Landwirten geschehen sei, die das Desinfektionsmittel mit dem beigemischten Fipronil verwendet hätten. Insofern verunsichere der Skandal nicht nur die Verbraucher – sondern auch die Landwirte, meint Mandt.

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