Gastronomie Herrenhaus Buchholz in Alfter will sich wieder öffnen

ALFTER · Das Herrenhaus Buchholz in Alfter, das seit 2017 nur für Veranstaltungen gemietet werden kann, will sich wieder öffnen. Auch ein Krimi-Dinner ist in Planung.

Das dunkle Interieur der einstigen Schänke und Gartenwirtschaft, das auf einer kleinen Ackerlandschaft in Alfter im Jahr 1858 gegründet wurde, ist seit vier Jahren Geschichte. Mittlerweile ist das Herrenhaus Buchholz kein öffentlich zugängliches Lokal mehr, sondern eine modernisierte Event-Location. Dabei ist die Geschichte des „Buchholz“, wie das Anwesen auch genannt wird, besonders. Aufgrund der Lage und der Aussicht auf das Siebengebirge war das Haus über Jahrzehnte ein beliebtes Ausflugsziel.

In den 1970er und 80er Jahren tagte hier die Bonner Prominenz der Politik. Unter den Stammgästen waren Altkanzler Helmut Kohl, Hans-Dietrich Genscher, Ex-Bundesvorsitzender der FDP und ehemaliger Außenminister, und auch Otto Graf Lambsdorff, der in jener Zeit als Bundesminister für Wirtschaft sowie von 1988 bis 1993 als Bundesvorsitzender der FDP amtierte. Sie nahmen ihre kurzfristigen Reservierungen gerne durch die Hintertür wahr, um diskret in einen Restaurant- und Besprechungsraum zu gelangen.

Hier tagten einst die Bundespolitiker

Von 1977 bis 2010 führte das Alfterer Ehepaar Marlies und Christian Dreesen, die auch heute noch nebenan wohnen, den Betrieb. Nach Verkauf, Verpachtung und zweifachem Leerstand erwarb der jetzige Besitzer, ein Früchtehändler aus Bonn, das Anwesen und verpachtete es an den Gastronom Stefan Lehmann und den Eventdesigner Tom Behr. Die besten Freunde aus Bornheim wollten ein gemeinsames Projekt betreiben und den alten Buchholz-Glanz auffrischen. „Was Hochzeitslocations angeht, sahen wir eine Lücke zwischen Alfter und Bonn“, sagt der 44-jährige Behr. Der Grundgedanke: „Das Herrenhaus Buchholz sollte dieses Vakuum füllen“.

Die halbjährige Sanierung und technische Modernisierung wurde im September 2014 abgeschlossen und das Gebäude neu eröffnet. Dabei war es beiden Pächtern wichtig, Teile des alten Stils zu behalten und eine „harmonische Kombination aus Altem und Neuem“ zu schaffen. Laut Behr seien viele „alte Bausteine mit neuen Accessoires verbunden worden“ und der einstige Charme und die geschichtsträchtige Vergangenheit des Anwesens noch spürbar.

Beliebt als Hochzeitslocation

Das Trauzimmer, das 2014 auf Anfrage der beiden Pächter bei Bürgermeister Rolf Schumacher zu einer Außenstelle des Alfterer Standesamts wurde, blieb fast unverändert. Der Raum mit Kirschholzvertäfelungen an den Wänden und einem grünen Marmorboden beinhaltet Holzstühle aus den 70er Jahren und einen großen, lederbezogenen Tisch. Erreichen kann man ihn über die knarzende, tiefbraune Holztreppe aus Eiche.

Behr: „Das hat damals ein Bonner Schreiner alles handgefertigt.“ Auch die Schwingtür im Eingang mit der eingelassenen Bleiglasmalerei wurde beibehalten. Weiße Wände, neues Mobiliar und brombeerfarbene Akzente geben der Einrichtung Leichtigkeit. 40 bis 60 Hochzeiten veranstaltet das Event-Team hier pro Jahr. Die Weddingplanerin Esra Sippel erklärt sich den Boom so: „Heiraten ist in.“ Deswegen kümmere sie sich wochenlang vor der eigentlichen Feier darum, dass alles passt, denn „der Anspruch der Gäste ist extrem individuell“. Tom Behr wünscht sich, „jedes Brautpaar glücklich zu entlassen“, und auch für Sippel „ist das Buchholz einfach eine Herzensangelegenheit.“

Obwohl vor allem der Biergarten in den ersten Jahren nach Wiedereröffnung für jedermann zugänglich war, „gibt es seit 2017 keinen öffentlichen Betrieb mehr, da sich das wirtschaftlich nicht rentiert“, erklärt Behr. Dies hatte zu Unmut und Unverständnis in den umliegenden Orten geführt.

Stefan Lehmann und Tom Behr wollen „sich den Menschen nun wieder öffnen“ und stellen eine neue Veranstaltungsreihe vor. „Zu dem Event 'Wine and Dine' ist natürlich jeder eingeladen. Da gibt es keine Ausschlusskriterien“, betont Behr und erzählt, dass auch ein Krimi-Dinner in der Planung stünde. „Wine and Dine“ soll dieses Jahr noch drei Mal stattfinden.

Trotz Startschwierigkeiten hat für Behr das Herrenhaus Buchholz „mit diesem Konzept seine Bestimmung gefunden“.

Buchholz-Freunde, die ihre Erinnerungen, Geschichten, oder historischen Bilder teilen möchten, können eine E-Mail an die info@herrenhaus-buchholz.de schicken.

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