Spurensuche in Alfter Heinz-Dieter Flamme stellt Alfterer Wegekreuze vor

Alfter · Wegekreuze, Bilderstöcke und Kleinkunstwerke: Rentner Heinz-Dieter Flamme hat die Geschichte von christlichen Kunstwerken im öffentlichen Raum Alfters untersucht. Zum dritten Mal hat er sie nun bei einem Spaziergang präsentiert.

Es war bei seinen Fahrradtouren durch Alfter, als Heinz-Dieter Flamme auffiel, wie viele Wegekreuze, Bilderstöcke und anderen christlichen Kleinkunstwerke eigentlich im Vorgebirge zu finden sind. Spätestens da hatte ihn die Neugier gepackt, und er wollte es ganz genau wissen: Entstehungszeit, Historie, Material.

Da er keinerlei Literatur zu den regionalen Kreuzen fand, machte sich der Rentner, der seit 2011 mit seiner Frau in Oedekoven wohnt, kurzerhand selbst an die Recherche und lernte so auch gleich seine neue Heimat kennen. Denn Auskunft gaben dem ehemaligen Industriekaufmann und Verkehrsfachwirt vor allem die einheimischen Frauen in den Dörfern, die er beim Einkaufen abpasste.

Herausgekommen ist dabei der 2014 erschienene bebilderte Führer „Wegekreuze im Gemeindegebiet Alfter – Sakrale Kleindenkmäler als Zeichen der Volksfrömmigkeit“. 168 Seiten stark ist das Gemeinschaftswerk von Flamme und der Arbeitsgruppe „Wegekreuze“ unter dem Dach des Fördervereins „Haus der Alfterer Geschichte“. Auf Einladung der „Buchstützen“, Förderverein der Öffentlichen Bücherei, führte der 76-Jährige zum dritten Mal eine Gruppe zu einer Auswahl von steinernen Zeugen, die oftmals versteckt, aber auch als beeindruckendes Denkmal ihre eigenen Geschichten erzählen.

Zu den Teilnehmern gehörte unter anderen die Bornheimerin Heidi Leinweber, die meinte: „Ich finde Alfter interessant. Es ist ganz anders als Bornheim.“

Insgesamt gibt es laut Flamme rund 104 Kreuze in Alfter, die alle einzigartig seien. Das Templerkreuz in Oedekoven, Wegscheid 12, liegt ihm besonders am Herzen: „Das Kreuz ist ein sagenhaftes Ding, aber leider ist es verkommen. Ich habe Angst, dass es verkümmert.“

Korpus durch Verkehrsunfall eingebüßt

Von der Bücherei aus ging es durch die Straßen und den Broichpark zur Franzstraße „op de bing“. Dort steht das Binger Kreuz, eine eindrucksvolle Eichenschnitzarbeit aus Oberammergau, die die Familie Christian Dreesen 1995 stiftete und ein Zeichen der Frömmigkeit sein soll. In zwei Nischen des Sockels sind die inoffizielle Alfterer Pfarrpatronin Anna und der heilige Antonius untergebracht, wofür die Nachbarschaft einst 4300 Mark spendete. Das Vorgängerkreuz sei wie viele durch die Witterung zerstört worden.

Nächste Station war ein Votivkreuz aus Sandstein, das 1886 von Christian Rech errichtet wurde und sich in keinem guten Zustand befindet. Gleich zwei Geschichten, so Flamme, erzähle das Heiligenhäuschen an der Ecke Lohheckenweg/Olsdorf. Dort habe bis zum Zweiten Weltkrieg ein Vorgängerbau gestanden, der aber damals zerstört worden sei. Andere Alfterer berichten dagegen, dass es lediglich durch die Witterung zerfallen sei. „Bei vorherigen Wanderungen habe ich manchmal auch Informationen über die Kreuze erhalten, die meinen widersprechen. Es gibt dieses und jenes Märchen“, ist die Erfahrung von Flamme. Das Besondere des Heiligenhäuschens ist die Madonna im Innenraum. Sie trägt das Jesuskind auf dem linken Arm, das die Erdkugel hält.

Auf dem Weg zum Kreuz im Landgraben machte Flamme einen Zwischenstopp an der Bäckerei Kluth. Ihr gegenüber, an der Pelzstraße 10, befindet sich ein Holzkreuz an der Wand, das seinen Vorgänger aus dem 17. Jahrhundert kopiert. Da bei einem Verkehrsunfall der Korpus abgefahren wurde, sieht man heute nur noch das Kreuz.

Weitere Stopps bildeten das von der Nachbarschaft 1960 errichtete Holzkreuz an der Ecke Unterer Landgraben und Freudiger Weg sowie ein Exemplar Im Benden/Ecke Bonn-Brühler-Straße, dessen Fragmente von einem Kreuz aus dem Jahr 1723 stammen, das früher auf der anderen Seite der Einmündung seinen Platz hatte, wo es 1974 von einem Unfall in Mitleidenschaft gezogen wurde. „Die Reste haben jahrelang auf dem Friedhof gelegen“, erzählte Flamme. Den Schlusspunkt des Spaziergangs setzte das Kreuz an der Bahnhofstraße 73, das wegen einer Bebauung ursprünglich entfernt werden sollte, letztlich aber stehenblieb.

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