Fasten im Vorgebirge Gemeinsam verzichten

ALFTER-VOLMERSHOVEN-HEIDGEN · Die Pfarreiengemeinschaft Alfter bietet in Volmershoven eine begleitete Fastenwoche an. Ende des Monats startet die Gruppe mit Fastenbegleiterin Barbara Eva von Brockdorff aus Swisttal-Essig .

 Unterstützt die Teilnehmer: Heilpraktikerin Barbara Eva von Brockdorff aus Swisttal-Essig.

Unterstützt die Teilnehmer: Heilpraktikerin Barbara Eva von Brockdorff aus Swisttal-Essig.

Foto: Antje Jagodzinski

Körper, Geist und Seele zu stärken – das ist das Ziel des begleiteten Fastens, das die Pfarreiengemeinschaft Alfter Ende März anbietet. 15 Personen haben sich vorgenommen, unterstützt von einer Heilpraktikerin, Verzicht zu üben und eine einwöchige Trinkkur nach der Buchinger-Methode zu versuchen: Statt Steaks, Kartoffeln und Schokolade gibt es Gemüsebrühe, Tee und Wasser.

„Es ist wie ein Kick, man fühlt sich stark“, ist eine Erfahrung, die Teilnehmerin Nadja Linck beim Fasten gemacht hat. Die 48-jährige Frauenärztin aus Volmershoven hat schon öfter gefastet, „aber alleine fehlt mir die Motivation“, erklärt sie dem GA bei einem Vorbereitungsabend, warum sie das Angebot der Kirche nutzen möchte. Aber auch ein wenig Angst schwinge mit, sagt Linck. So habe sie an den ersten Verzichtstagen häufig mit Migräne zu kämpfen.

Jeden Abend, von Montag, 27. März, bis Montag, 3. April, werden die Teilnehmer, von denen einige zum ersten Mal fasten, zu Treffen im Pfarrheim von St. Mariä Hilf in Volmershoven-Heidgen oder in der Kirche zusammenkommen. Fastenbegleiterin Barbara Eva von Brockdorff aus Swisttal-Essig will die Gruppe dann nicht nur mit Informationen versorgen, was es zu beachten gilt, sondern auch mit Entspannungs- und Massageübungen unterstützen. Qigong, Lachyoga und Kneipp-Anwendungen stehen dann auf dem Programm. Auf Anregung eines Gemeindemitglieds ist das Angebot zustande gekommen, das Pfarrer Georg Theisen um Gebete und religiöse Impulse ergänzen wird.

„Beim Fasten erlebt man die Welt und sich selbst total anders“, sagt von Brockdorff, als ein Teilnehmer berichtet, dass er Gerüche viel besser habe wahrnehmen können – und dass er nie gedacht hätte, im Frühjahr auf den geliebten Spargel und ein Glas Wein verzichten zu können. „Wir kehren nach innen zurück, werden innerlich total ruhig“, so die Heilpraktikerin.

„Beim Fasten erlebt man die Welt und sich selbst total anders“

„Antrieb fürs Frühjahr“ und eine „Reinigung von innen“ erhofft sich eine Teilnehmerin aus Alfter-Ort „und nebenher verliert man noch ein paar Pfunde.“ Die 57-jährige Angestellte im öffentlichen Dienst hat vor etwa 20 Jahren schon einmal gefastet. „Die ersten zwei Tage waren schon heftig“, weiß sie noch, „aber dennoch habe ich positive Erinnerungen daran.“ Froh sei sie, dass sie während dieser Zeit arbeiten gehen wird: „Damit die Gedanken nicht die ganze Zeit ums Essen kreisen.“

Tricks gegen das Hungergefühl seien Wasser trinken oder Zähneputzen, erklärt von Brockdorff. Aber auch die Einstellung sei wichtig: „Fasten bedeutet nicht Hungern, sondern freiwillige Nahrungsenthaltung.“ Der Organismus stelle sich innerhalb von zwei bis drei Tagen auf „innere Versorgung“ um – und dann lasse auch das Hungergefühl nach. „Bedenken Sie: Sie sind gut genährt und haben Reserven.“

Etwa fünf Kilo Fett, drei Kilo Wasser und ein Kilo überschüssiges Eiweiß scheide der Körper an den fünf Fastentagen aus. „Die Organe, die am meisten zu tun haben, sind Leber und Niere“, so von Brockdorff. Da der Körper in den ersten drei Tagen anfange zu entgiften, könnten Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel und Krankheitsgefühle auftreten, erklärt die Ernährungsberaterin. Das sei „die unangenehme Seite des Fastens“. Aber die Beschwerden seien „kurzfristig und vorübergehend“, macht die Heilpraktikerin Mut.

Um diese Begleiterscheinungen zu reduzieren, sehe das Fasten nach der Methode des deutschen Arztes Otto Buchinger (1878-1966) sogenannte Entlastungstage vor, um den Körper auf das eigentliche Fasten vorzubereiten. Drei Tage lang sollen die Teilnehmer ihre Ernährung bereits auf Rohkost und bei Bedarf Gemüsebrühe umstellen, ehe sie nach einer kompletten Darmentleerung mithilfe von Einläufen die eigentlichen fünf Fastentage anschließen. An denen sollen selbst Kaffee und schwarzer Tee tabu sein. Viel Ruhe, Entspannung und Schlaf seien dann wichtig, aber auch viel Bewegung an der frischen Luft, rät von Brockdorff.

Auch das Fastenbrechen wird die Gruppe gemeinsam begehen. Eine Suppe, eine Nuss, gedünstetes Gemüse oder schlichtweg „alles“ vermuteten die Teilnehmer, könnte es dann zu essen geben. Tatsächlich erwartet sie ein Stück Apfel. „Das wird Ihnen auf der Zunge zergehen!“, kündigte von Brockdorff an, die vor Begeisterung sprühte: „Das wird wie eine Zeremonie werden, ein Fest aller Sinne!“

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