Umgang mit Demenz Freundliche Gesten, respektvoller Umgang
Alfter · Als erste Kommune im Rhein-Sieg-Kreis bietet die Gemeinde Alfter ihren Mitarbeitern eine Schulung zum Thema Demenz an.
Nacht für Nacht dröhnen aus der Wohnung die Geräusche eines auf volle Lautstärke gedrehten Fernsehgerätes. Vergeblich versuchen die genervten Nachbarn, Kontakt mit der alten Dame, die allein in der Wohnung lebt, aufzunehmen – doch diese öffnet noch nicht einmal die Tür. Situationen, in denen Nachbarn oder Familienangehörige, aber auch Mitarbeiter von Ordnungsbehörden, der Polizei oder des Einzelhandels mit alleinstehenden, an Demenz erkrankten Menschen zu tun haben, werden in Zukunft nicht seltener werden: Laut Prognose der Deutschen Alzheimer Gesellschaft wird sich die Zahl der an Demenz erkrankten Menschen in Deutschland bis zum Jahr 2050 verdoppeln.
Der Qualitätszirkel (QZ) Demenz in der Region Alfter/Bornheim nahm den Weltalzheimertag am Mittwoch zum Anlass, eine Schulung für die Mitarbeiter der Ordnungsbehörde und des Sozialamtes der Gemeinde Alfter zum Thema Demenz anzubieten. Die Weiterbildung ist Teil des von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft entwickelten Projektes „Allein leben mit Demenz – Herausforderungen für die Kommunen“, das verschiedene Berufs- und Bevölkerungsgruppen im Umgang mit dementen Personen schulen und für die besonderen Bedürfnisse dieser Zielgruppe sensibilisieren soll.
„Alfter ist die erste Kommune im gesamten Rhein-Sieg-Kreis, die diese Bildungsmaßnahme wahrnimmt“, betonte Andrea Schmidt als Vertreterin der SKM-Beratungsstelle „ADele“ und des QZ Alfter/Bornheim die Vorreiterrolle Alfters. 24 Mitarbeiter, vor allem aus dem Ordnungs- und Sozialwesen, wurden für die Schulung freigestellt.
Angestoßen wurde die Maßnahme von der Seniorenbeauftragten Astrid Albrecht, die ebenfalls Mitglied im QZ ist. Nach Angaben von Paul Mandt, der die gerontopsychiatrischen Versorgung im Rhein-Sieg-Kreis koordiniert, leben in Alfter derzeit etwa 750 demenzkranke Menschen. Im gesamten Rhein-Sieg-Kreis liegt die Zahl bei rund 12 000.
In Alfter leben derzeit etwa 750 demenzkranke Menschen
„Der Anteil der über 80-Jährigen wird sich zwischen 2012 und 2030 um 35 Prozent erhöhen“, nannte Alfters Dezernentin Sabine Pilger mit Blick auf das sich häufig im Alter ausbildende Krankheitsbild eine weitere Zahl, die die Beschäftigung mit dem Thema lohnenswert erscheinen lässt. „Wir müssen uns auf den Weg machen“, ist auch Alfters Sozialamtsleiter Markus Jüris überzeugt. Um gut unterstützen zu können, gehöre ein achtsames und informiertes Umfeld dazu.
Die Herausforderung für die Kommunen liege darin, Angebote und Strukturen zu schaffen, die es den Betroffenen ermöglichen, trotz ihrer Erkrankung so lange wie möglich selbstständig in der eigenen Wohnung leben zu können. Die Schulung besteht aus zwei Teilen. Im Basisteil wird den Teilnehmern Grundlagenwissen zum Krankheitsbild, dem konkreten Umgang und der Kommunikation vermittelt. Der praktische Teil vertieft das Gelernte anhand von Fallbeispielen.
„Manchmal sind es Kleinigkeiten, die den Zugang zu dementen Menschen öffnen“, berichtet Andrea Schmitt. Ein freundliches Gesicht, eventuell auch Körperkontakt und ein ruhiger, respektvoller Umgang mit den Betroffenen sei sehr wichtig. „Das Herz wird nicht dement“ brachte es die Expertin mit dem Zitat eines Fachbuchtitels auf den Punkt.
Weitere Schulungen, zum Beispiel im Einzelhandel und anderen Berufsgruppen (Feuerwehr, Polizei), sind geplant. Wer im Qualitätszirkel Demenz für die Region Alfter/Bornheim mitarbeiten möchte oder Interesse an einer Schulung hat, kann sich an Paul Mandt, Gesundheitsamt des Rhein-Sieg-Kreises wenden, 0 22 41/13 30 43, E-Mail: paul.mandt@rhein-sieg-kreis.de
