Asylsuchende in Alfter Flüchtlinge aus dem Irak wünschen sich eigene Wohnung

Alfter-Oedekoven · Mayssam Abdullah und Bilal Algburi aus dem Irak leben zurzeit mit ihren drei Kindern in der Flüchtlingsunterkunft in Oedekoven. Ihr provisorischer Wohnraum zehrt an den Nerven der Familie.

Für Sedrah, Momen und Noorhan gibt es nichts Schöneres als Backen. Hochkonzentriert stehen die Kinder mit ihren Eltern Mayssam Abdullah (28)und Bilal Algburi (29) am Tisch in der Küche von Bruno Buß und formen Vanillekipferl, ostfriesischen Krüllkuchen und Waffeln. Sorgfältig legen der fünfjährige Momen und seine vierjährige Schwester Noorhan den Plätzchenteig aus und legen die Kipferl aufs Blech, während die siebenjährige Sedrah den Waffelteig mit dem Schöpflöffel ins Waffeleisen füllt und gespannt auf das Resultat wartet.

Für die Flüchtlingsfamilie aus dem Irak ist es das zweite Weihnachtsfest, das sie in Deutschland verlebt. Nach einer mehrmonatigen abenteuerlichen Flucht im Januar 2015 aus dem damals vom Islamischen Staat eroberten Mossul landete die Familie im September desselben Jahres in Oedekoven. Seitdem wohnt sie in zwei jeweils elf Quadratmeter großen Zimmern in der Unterkunft am Rathaus.

Erste Freundschaften im Kindergarten

Seit ihrer Ankunft kümmert sich auch Bruno Buß vom Netzwerk Asylkompass Alfter um die fünfköpfige Familie. So hat der promovierte Chemiker, der beim Netzwerk den deutschen Sprachunterricht für Lehrer und Schüler koordiniert, Sedrah in der Gemeinschaftsgrundschule und ihre Geschwister im katholischen Kindergarten in Gielsdorf angemeldet. Gut eingelebt haben sich die drei jungen Iraki in den beiden Einrichtungen.

Sedrah spricht inzwischen schon recht gut Deutsch. Noorhan und Momen haben im Kindergarten erste Freundschaften geschlossen. Wie andere Kinder auch weiß der Fünfjährige ganz genau, was er sich zu Weihnachten wünscht. „Autos und eine größere Wohnung“. Dabei zeigt er mit den Händen, wie groß ihr neues Domizil sein soll. Denn nach mehr als einem Jahr zehrt der provisorische Wohnraum an den Nerven der Familie.

Für einen geschmückten Tannenbaum fehlt der Platz

Deshalb fühlt sich die Familie im Haus von Bruno Buß auch so wohl. Ein wenig weihnachtliche Stimmung kommt auf, als Buß den Kindern die Geschichte von „Findus und der Weihnachtsmann“ vorliest. Überhaupt ist Weihnachten für die Familie, die muslimischen Glaubens ist, nichts Unbekanntes, denn auch in ihrer Heimat haben sie das zweitägige Fest gefeiert. „Es ist bei uns keine religiöse, sondern eine kommerzielle Angelegenheit. Dazu gehören natürlich Geschenke“, sagt Mayssam Abdullah.

In diesem Jahr hat sie nichts für die Feiertage vorbereitet. Für einen geschmückten Tannenbaum fehlt der Platz. „Und wir sind hier nicht zu Hause, Wir haben keine eigene Wohnung“, bedauert die 28-Jährige. Sie und ihr Mann befinden sich noch im Asylverfahren.

Sozialwohnungen fehlen in Alfter

Für Bruno Buß ist das fehlende Bleiberecht auch einer der Gründe, warum seine Schützlinge noch keine Wohnung in Alfter gefunden haben. „Die Asylsuchenden müssen seit dem 1. Dezember eine Wohnung in der Kommune finden, der sie zugewiesen sind. Aber in Alfter finden sie keine. Weder auf dem freien Wohnungsmarkt noch bei der Gemeinde werden welche angeboten“, so Buß.

Dass die Wohnungssituation besonders für mittlere und untere Einkommen in Alfter sehr schwierig ist, weiß auch Markus Jüris, Leiter des Sozialamts. „Zwischen 30 und 40 Personen warten zurzeit auf eine Sozialwohnung“, sagt er. Um Wohnraum zu schaffen, sollen im kommenden Jahr Sozialwohnungen im Impekovener Ahrweg und in der Oedekovener Châteauneufstraße entstehen.

Buß und die Familie können nur hoffen, dass sie in absehbarer Zeit ein wenig Glück haben, wenn sie ihre Suche intensivieren. „Das wäre unser größter Wunsch zu Weihnachten“, hoffen Mayssam Abdullah und Bilal Algburi.

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