TB Witterschlick Ex-Vereinschef Helmut Fuhs zum Ehrenvorsitzenden ernannt

ALFTER-WITTERSCHLICK · Der TB Witterschlick ernennt "Urgestein" und Ex-Vereinschef Helmut Fuhs zum Ehrenvorsitzenden. Der 71-Jährige war jahrelang Spielertrainer und Vorsitzender des Vereins.

 Mit Vereins-Schal und Vereins-Jacke: Helmut Fuhs, die Seele des Turnerbunds Witterschlick, im "Stadion im Tonrevier".

Mit Vereins-Schal und Vereins-Jacke: Helmut Fuhs, die Seele des Turnerbunds Witterschlick, im "Stadion im Tonrevier".

Foto: Roland Kohls

Ehrenvorsitzender. Das hört sich so nach Frühstücksdirektor an. Aber wer Helmut Fuhs kennt, mag erahnen, dass er auch dieses neue Amt sehr ernst nehmen wird. Ganz bewusst hat sich der 71-Jährige gleichwohl nach sechs Jahren zum Rückzug aus dem Amt als Vorsitzender des Turnerbunds (TB) Witterschlick entschieden: "Das war ein Fulltime-Job und ist mir zu viel geworden."

Der jungen Nachfolgemannschaft will er nicht reinreden, aber bei Bedarf steht er dem neuen Vorstand natürlich mit Rat und Tat zur Seite. Dem frisch ernannten Ehrenvorsitzenden bleibt genug eigene Arbeit. "Repräsentieren bei Empfängen und Jubiläen, den Kontakt zu alten Mitgliedern halten, Krankenbesuche machen."

Sein "Vermächtnis" für den Witterschlicker Turnerbund ist nicht nur der 2010 fertiggestellte Kunstrasenplatz, sondern auch eine Namensgebung: "Stadion im Tonrevier" heißt die 1999 "Auf dem Schurweßel" angelegte Sportstätte des Vereins, ein entsprechendes Schild wurde vor etwa einem Vierteljahr am Vereinsheim angebracht. Mit Stolz spricht Fuhs von diesem Stadion und dem Verein, der ihm zur sportlichen Heimat geworden ist.

Die Anfänge des Turnerbundes waren 1906 bescheiden: "Geturnt wurde zunächst in alten Bauernscheunen und auf der grünen Wiese", weiß Fuhs. Erst in den 30er Jahren verlagerten sich die Leibesübungen in die Dorfsäle des Ortskerns.

Noch vor dem Ersten Weltkrieg kam Schlagball als neuer Volkssport auf, der in Witterschlick ruhmreiche Mannschaften hervorbrachte. "Als Kind habe ich auch noch Schlagball auf der Straße gespielt", erinnert sich Fuhs, der als Siebenjähriger Mitglied des TB wurde. Doch die Ära dieser Sportart ging nach dem Zweiten Weltkrieg durch den Siegeszug des Fußballs zu Ende. "Wir waren bis zu 60 Kinder auf dem Schulhof. Da war der Deubel los", beschreibt Fuhs die Anfänge des Kickens. Dafür mussten zunächst Lumpenbälle und Schweineblasen reichen, die ersten Trikots wurden aus Mehlsäcken der Bäckerei genäht. "Damals konnte man die Kinder ja noch in Ruhe spielen lassen. Wir hatten eine wunderschöne Kindheit, auch wenn es eine arme Zeit war", schwärmt Fuhs.

Die Glückseligkeit über einen ersten Fußball, einen schwarzen Gummiball, den er zur Kommunion geschenkt bekam, währte allerdings nur kurz. Beim ersten Einsatz schoss ein Mitspieler den Ball so unglücklich in den Baum, dass er von einem Ast aufgespießt wurde und unwiederbringlich kaputt war. Dem Fußballspiel, das ihn in die Westdeutsche Jugendauswahl mit Wolfgang Overath und zeitweise in die Amateur-Oberliga brachte, blieb Fuhs später jahrelang als Spielertrainer des TB treu.

Darüber hinaus schenkte er dem Verein sein vielfältiges Engagement, mit und ohne Amt. 1974 gründete Fuhs beispielsweise die Freizeitabteilung des Turnerbundes, die mit ihrem wachsenden Angebot im Laufe der Zeit für einen beträchtlichen Zuwachs auf heute 600 Mitglieder sorgte. Ob Mutter-Kind-Turnen oder Nordic Walking, ob Volleyball oder Aerobic - Freizeitsportler haben eine große Auswahl.

Fuhs selbst hält sich heute mit Fahrradfahren, Nordic Walking und Krafttraining am Trimmgerät fit, aber seine Zukunftspläne sind ausnahmsweise einmal nicht sportlicher Natur. Neben seiner Frau Brigitte, mit der er seit 50 Jahren verheiratet ist, seinen drei Kindern und drei Enkeln nennt er die Schule als Säule seines Lebens. 1941 in Witterschlick zur Welt gekommen und aufgewachsen, war er dort von 1974 bis 1977 Konrektor der Grundschule, danach bis 2005 ihr Rektor.

Bleibt noch der Förderverein Witterschlicker HeimatKultur, dem er sich nun verstärkt widmen möchte. Gemeinsam mit dem ortsansässigen Künstler Erich Beck plant er die Herausgabe eines informativen Bildbandes über die Entwicklung Witterschlicks vom Bauerndorf zur Industriegemeinde. Und ein Sachbuch für Kinder über Witterschlick spukt ihm auch schon lange im Kopf herum.

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