Bornheimer "Heimatblick" Ein Gefährte für Esel Alex

ALFTER · „Ein Esel ist nicht stur, er lässt sich nur nicht zwingen“, da sind sich Anke Bleck (51) und Paul Schmitz (58) einig. Zweimal am Tag fahren sie von Duisdorf nach Alfter, wo sie ihre beiden Esel Alex und Kasimir auf dem Gelände der Familie Mandt versorgen.

 Die glücklichen Eselbesitzer Paul Schmitz und Anke Bleck mit Alex (links) und Kasimir.

Die glücklichen Eselbesitzer Paul Schmitz und Anke Bleck mit Alex (links) und Kasimir.

Foto: Stefan Hermes

Während Bleck den etwa 36 Jahre alten Zwergesel Alex schon vor vielen Jahren gemeinsam mit dem inzwischen verstorbenen Kutschpferd Olga auf der Koppel des früheren Ausflugslokals "Heimatblick" gepflegt hatte, wurde Schmitz erst 2012 durch die „Eselwelt“, ein Forum für Eselliebhaber im Internet, auf den „Heimatblick-Esel“ Alex aufmerksam und teilt sich seitdem Arbeit und Kosten mit Bleck.

„Die meisten Menschen, die einmal einen Esel kennenlernen, sind hin und weg und können gar nicht mehr ohne“, weiß Anke Bleck aus ihrer Erfahrung zu berichten.

So ähnlich muss es ihr auch ergangen sein, als sie Alex, den „Esel vom Heimatblick“ kennen und lieben lernte. Mit ihren Töchtern hatte sie ihn bereits jahrelang gepflegt, ist regelmäßig mit ihm durch den Kottenforst gelaufen, um dann nach dem Verkauf des Heimatblicks die ganze Verantwortung für ihn zu übernehmen.

Zunächst ging es darum, ihm ein neues Zuhause zu organisieren, was auch schnell bei einer Eselbesitzerin gefunden schien, die anbot, Alex zu ihren beiden Eselstuten zu stellen. Dort verbrachte er dann Tag und Nacht fressend auf der Weide, was für sein extremes Übergewicht als ehemaligem „Restaurant-Esel“, der sich zusammen mit den Ziegen und Hühnern des Heimatblicks jahrelang an Essensresten aller Art erfreut hatte, gesundheitlich wenig förderlich war. Dies führte auch zu zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Bleck und der Weidebesitzerin, so dass Bleck froh war, auf dem Hof Mandt einen Platz für Alex zu finden.

Doch nun stellte sich die Frage nach Gesellschaft für den „alten Herrn“, der das Alleinsein nicht gewohnt war. „Der hätte vor Einsamkeit und Langeweile die ganze Gegend zusammengebrüllt“, war Bleck überzeugt. So sah sie sich intensiv nach einem Gesellen für Alex um und musste dabei die Erfahrung machen, dass es beim Handel mit Eseln nicht immer nur um das Wohl der Tiere, sondern häufig auch nur um den Profit ging.

„Heute werden die süßen Esel-Fohlen schon als Hochzeitsgeschenk angeboten“, ärgert sich Bleck über die Verantwortungslosigkeit der Tierhändler. Für Alex brauchte sie einen möglichst alten, gesunden und gepflegten Gesellen. Die Eselliebhaberin ist überzeugt, schon beim ersten Sehen eines in Frage kommenden Kandidaten erkennen zu können, ob sich die Tiere vertragen.

So gefiel ihr das Bild des kleinen 24 Jahre alten Kasimir, das vom Verein „Noteselhilfe“ auf dessen Webseite angezeigt wurde, ausgesprochen gut. Endlich ein nicht zu großer und schon etwas älterer Esel, der zu Alex passen könnte. Schon kurze Zeit später fuhr sie an die 650 Kilometer entfernte Müritz in Mecklenburg, um sich zu vergewissern, ob sie mit ihrer Einschätzung richtig lag.

Der Noteselhilfe-Verein nimmt seine Aufgabe der Pflege und Vermittlung von verwaisten Eseln sehr ernst und genau. Hier kann nur jemand einen Esel übernehmen, der einen Nachweis seiner Erfahrungen und über die zukünftigen Lebensumstände für das Tier erbringt. So war die Freude groß, als Kasimir nach etwa siebenstündiger Anhängerfahrt in Alfter eintraf.

Mit Spannung beobachteten alle die erste Begegnung der beiden Esel, die Schmitz vorbereitet hatte. Bleck erinnert sich mit Freude daran: „Paul hat den Kasimir durch das Gatter geführt und Alex scharrte zunächst mit den Hinterhufen, als wolle er sagen, komm mir mal nicht zu nah! Und Kasimir dachte wohl, Gottseidank, ich bin nicht mehr alleine, hier ist ja auch ein alter Esel.“ Bereits nach zehn Minuten standen die beiden zufrieden grasend nebeneinander.

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