Projekt "Prima Klima" Drittklässler lernen, wie sie Gewalt und Mobbing vermeiden

ALFTER-OEDEKOVEN · Für die achtjährigen Kinder der Gemeinschaftsgrundschule (GGS) Oedekoven waren der Montag und Dienstag ganz besondere Tage. Denn es standen nicht wie üblich Rechnen und Lesen auf dem Stundenplan, sondern Thema des Unterrichts war das Erlernen eines gewaltfreien Umgangs miteinander.

 Laut und deutlich Stopp sagen und die Hände abwehrend nach vorne. So macht man deutlich, wo die Grenze ist, erklärt Maryam Boos.

Laut und deutlich Stopp sagen und die Hände abwehrend nach vorne. So macht man deutlich, wo die Grenze ist, erklärt Maryam Boos.

Foto: Roland Kohls

"Prima Klima" hieß das Projekt, das erstmalig, und vorläufig einmalig, in der dritten Klasse der GGS durchgeführt wurde. Auf Initiative der Eltern, Schüler und von Klassenlehrerin Kerstin Schmitz war das Projekt zustande gekommen. Unter Anleitung der Alfterer Psychologin Maryam Boos und der Ani-Gewalt-Trainerin Bettina Brückner erarbeiteten die Kinder Strategien der Gewaltvermeidung. Während es am ersten Tag um Regeln, Gewalt und Gewaltspirale ging, drehte sich der zweite Tag um Mobbing, Mobbing-Opfer und die Rolle des Außenseiters.

Für die Kinder war solch ein Projekt nichts Neues, da an ihrer Schule alle vier Jahre das Projekt "Mut tut gut" veranstaltet wird. Entsprechend Projekt erfahren zeigten sie sich auch. "Ich finde das Projekt gut, weil es für Kinder wichtig ist, die sich nicht durchsetzen können. Ich weiß, wie das ist. Früher konnte ich mich auch nicht durchsetzen. Heute schon. Und außerdem macht das Projekt Spaß", erklärte die achtjährige Norina selbstbewusst.

Um Strategien im Umgang miteinander ging es an beiden Tagen. "Wie kann ich mich gegen körperliche Übergriffe wehren?", war eine der zentralen Fragen. Um die großen Themen behandeln zu können, wurden zunächst für beide Tage Regeln aufgestellt, die um jeden Preis einzuhalten waren. Leise sein und andere ausreden zu lassen gehörten ebenso zu den Grundlagen des Miteinanders wie sich bei Äußerungen melden und dem Anderen nicht weh tun. Kein schubsen, zwicken, treten - bei Zuwiderhandlungen wurden konsequent Auszeiten verhängt, so dass die Kinder unmittelbare Folgen ihrer Handlungen zu spüren bekamen.

"Es geht dabei um Konsequenz. Das Kind muss lernen, Regeln einzuhalten", machte Boos deutlich. Das galt auch für körperliche Übergriffe, die, so Klassenlehrerin Schmitz, in der Klasse Thema sind. "Es gibt einige Kinder, die Grenzen nicht so einhalten", erklärte sie den Grund für die Durchführung des Projekts. Dabei ging es um die Definitionen von körperlicher, verbaler und psychischer Gewalt. Mittels Geschichten fanden die Kinder heraus, dass letztlich alle Gewalt im Bauch endet. "Es ist wichtig, dass die Kinder Grenzen verstehen. Sobald jemand Stopp sagt, muss aufgehört werden", so Boos.

Ebenso beim Thema Mobbing. Was ist Mobbing? Wann passiert Mobbing? Wann petzt man und wann nicht? Fragen, die die Kinder sehr beschäftigten. Sie fanden heraus, dass Mobbing-Opfer zufällig sind und jedes Kind in diese Rolle geraten kann. Dass Regeln zu befolgen nicht immer einfach ist, stellte auch Tobias fest. "Die Spiele und Geschichte gefallen mir. Aber leise zu sein ist schon anstrengend." Für Boos kann solch ein Projekt nicht früh genug durchgeführt werden. "Um sich gegen Klassenkameraden behaupten zu können, brauchen Kinder Strategien. Kinder müssen stark sein. Wenn sie lernen Nein zu sagen, werden sie viel seltener Mobbing-Opfer, drogenabhängig und Missbrauchsopfer", so Boos.

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