Straßenschäden in Alfter Die Wurzeln des Problems

ALFTER-IMPEKOVEN · Man kann es durchaus bizarr nennen, dass es zwischen der Gemeinde Alfter und der Deutschen Bahn eine Diskussion über den Verbleib von Wurzeln gibt. Doch zunächst zu den Fakten: Die Straße "Mittelacker" weist sichtbare Schäden auf.

Michael Wiska neben dem gerodeten Grünsteifen an der Bahnstrecke unmittelbar vor seinem Haus in Impekoven.

Michael Wiska neben dem gerodeten Grünsteifen an der Bahnstrecke unmittelbar vor seinem Haus in Impekoven.

Foto: Christoph Meurer

Durch den Asphalt ziehen sich zahlreiche Risse. "Mir bricht die Straße weg", sagt Anwohner Michael Wiska.

Doch damit nicht genug: Aufgrund des schlechten Zustands der Straße hat die Gemeinde Alfter sie gesperrt. Familie Wiska darf den "Mittelacker" nur noch auf eigene Gefahr benutzen. Ihren Abfall müssen sie an die nächste Kreuzung bringen, weil der Müllwagen ihr Haus nicht mehr anfährt.

"Im Moment können wir nicht gewährleisten, dass die Straße nicht leicht abrutschgefährdet ist", sagt der Alfterer Bürgermeister Rolf Schumacher. Der Grund dafür liegt für Wiska auf der Hand: Der Hang, der von der Straße hinunter zu den Gleisen der Regionalbahn 23 führt, hat seine Stabilität verloren. Und das habe, so Wiska, mit dem zweigleisigen Ausbau der Strecke zu tun.

40 Jahre standen mehrere Bäume in unmittelbarer Nähe des Hauses, in dem Wiska mit seiner Familie wohnt. Seit mehr als einem Jahr sind die Gehölze allerdings weg. Wie Wiska berichtet, sind sie zusammen mit Büschen dem Ausbau der RB 23 in Impekoven zum Opfer gefallen. Protest der Familie hatte nicht geholfen, die Bahn hat roden lassen. Alles sei herausgerissen worden, auch die Wurzeln, sagt Wiska. Die Wurzeln aber hätten den Hang stabilisiert.

Auf Anfrage bestätigt die Bahn die Rodungen. "Im Zuge der Baumaßnahme musste Buschwerk entfernt werden, um eine Tiefenentwässerung herzustellen", sagt Bahnsprecher Dirk Pohlmann. Diese diene unter anderem auch zur Stabilität der anstehenden Böschung. Dass Wurzeln entfernt worden seien, weist Pohlmann allerdings zurück. "Das Buschwerk wurde geschnitten, aber nicht entwurzelt, so dass der Böschungskörper hierdurch nicht beeinflusst wurde." Überdies sei die Straße bereits vor Beginn der Bauarbeiten in einem offenbar schlechten Zustand gewesen. "Der Zustand vor Beginn der Bauarbeiten wurde seitens der durch die Bahn beauftragten Firma dokumentiert", so Pohlmann.

Die Aussage der Bahn bezüglich der Wurzeln mag Michael Wiska kaum glauben. Er selbst habe den Container mit den entfernten Wurzeln gesehen, sagt er. Außerdem hätte die Bahn geplant, hier eine Spundwand einzulassen. Sie sei dann aber nicht gekommen. Das wiederum kann Bahnsprecher Pohlmann bestätigen. "Es war im Entwurf eine Stützwand geplant, die den Regelquerschnitt des Gleiskörpers ermöglichen sollte", sagt er, und weiter: "Nach Anpassung des Kabelführungssystems konnte auf die Stützwand verzichtet werden."

Außerdem handle es sich bei dem betroffenen Bereich nicht um das neue Gleis zwischen Duisdorf und Witterschlick sondern um das bestehende Gleis - welches sich in der Lage nicht verändert habe, sagt Pohlmann. "Die Stützwand wäre statisch gesehen nicht dazu gedacht gewesen, die Straße abzufangen, sondern hätte lediglich dazu gedient, den unteren Böschungsfuß abzufangen."

Wie Schumacher sagt, kläre man zurzeit, ob die Straßenschäden im Zusammenhang mit den Bauarbeiten der Bahn stünden. In der Angelegenheit der Wurzeln gibt er sich diplomatisch. Die Gemeinde gehe davon aus, "dass die Meinung von Herrn Wiska richtig ist". Man hoffe, zusammen mit der Bahn eine "vernünftige Lösung" zu finden. Bis dahin muss sich Familie Wiska mit den Umständen arrangieren. Zum Ärger über die Schäden kommt das Bedauern über den Verlust des Grünstreifens. "Das ist eine Landschaftsruine", sagt Michael Wiska.

Regionalbahn 23: Noch immer nicht alle neuen Züge da

Noch immer wartet die DB Regio NRW darauf, dass alle für das sogenannte Kölner Dieselnetz bestellten neuen Züge auf die Schiene kommen. Wie berichtet, sollten sämtliche 56 Fahrzeuge vom Typ Coradia Lint unter dem Namen "Vareo" bereits zum Fahrplanwechsel im Dezember 2013 im Dieselnetz, zu dem auch die Regionalbahn 23 gehört, zum Einsatz kommen. Da der Hersteller Alstom aber Mängel nachbessern muss, verzögern sich die Auslieferungen und die Fahrzeuge kommen erst nach und nach. "Es gibt aber noch keinen Termin, wann alle Lints da sind", teilt ein Bahnsprecher mit. Möglicherweise sei dies erst im neuen Jahr der Fall.

Zum Kölner Dieselnetz gehören neben der RB 23 (Bonn - Euskirchen - Bad Münstereifel), unter anderem die Lininen RB 25 (Köln-Hansaring - Gummersbach - Marienheide - Meinerzhagen), RE 12 (Köln Messe/Deutz - Euskirchen - Gerolstein - Trier), RE 22 (Köln Messe/Deutz - Euskirchen - Gerolstein) und RB 30 (Bonn - Ahrbrück).

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