Bildung Die Glasfachschule Rheinbach soll zur Marke werden

Rheinbach/Alfter · Der 47-jährige Witterschlicker Jochen Roebers ist neuer Leiter der Staatlichen Glasfachschule in Rheinbach. Die Glasfachschule soll zur Marke werden.

 Hat eine kreative Ader: Jochen Roebers.

Hat eine kreative Ader: Jochen Roebers.

Foto: Axel Vogel

Als ob der Sommer 2019 bislang an einer Vielzahl von Tagen bei Werten deutlich über der 30-Grad-Marke nicht schon oft genug tropische Temperaturen im Gepäck gehabt hat. Dennoch scheut sich Jochen Roebers, neuer „Chef“ der Staatlichen Glasfachschule Rheinbach, nicht, sich dem ultimativen Hitze-Kick zu stellen. „Ich habe am Freitag zum ersten Mal selbst Glas geblasen“, berichtet er, und seine Augen strahlen ob des kreativen Handwerks am Schmelzofen, der in seinem Innersten Höchstwerte um die 1500 Grad Celsius erzeugen kann. Seit dem 3. Juni ist der 47-jährige Lehrer für Mathematik und Englisch Schulleiter von 900 Schülern und 56 Lehrern.

Seine kreative Ader nennt Roebers im Gespräch mit dem General-Anzeiger als primären Grund, warum er seine bisherige Leitungsfunktion am Berufskolleg Eifel in Kall mit rund 1700 Schülern nach fünf Jahren nicht leichten Herzens aufgegeben hat. „Ich habe die Schule nicht mit Not verlassen.“

Als er gewahr wird, dass das Land NRW als Schulträger der Glasfachschule einen Nachfolger für den langjährigen Schulleiter Walter Dernbach sucht, kommt der Pädagoge ins Grübeln. „Ich kannte die Schule aus meiner Zeit im Schulministerium.“ Beim Neubau der schuleigenen Glaswerkstätten ist er der federführende Ansprechpartner in der Landeshauptstadt für das Projekt. Dieses Bauvorhaben habe Spuren bei ihm hinterlassen. „Ich habe mich ein wenig verliebt in diese Schule.“

Beeindruckt sei er vom inspirierenden Geist der Glasfachschule und von den vielfältigen Möglichkeiten, einen kreativen Beruf zu erlernen. „Es ist ein Privileg, an solch einer Schule arbeiten zu dürfen“, findet Roebers. Die Werkstoffe Glas und Keramik seien die richtigen Materialien, um sich auf solch facettenreiche Weise künstlerisch zu zeigen. „Wenn ich etwa sehe, wie die Schüler am Computer die dreidimensionalen Modelle erstellen, ist das eine sehr zukunftsweisende Herangehensweise.“

Besonders fasziniert ihn das Material Glas

In Mönchengladbach geboren, verbrachte er nach Abitur und Zivildienst während des Studiums Auslandssemester an der University of California in Davis/USA. Erste Berufserfahrungen sammelte er in Wuppertal und am Berufskolleg in Bonn-Duisdorf. Außerdem war er als pädagogischer Mitarbeiter im NRW-Ministerium für Schule und Weiterbildung in der Gruppe „Berufliche Bildung“ tätig.

Zusammen mit seiner Frau Dorothea lebt Roebers in Alfter-Witterschlick. In der Gemeinde spielt er nicht nur passioniert Volleyball, sondern bringt sein Fachwissen auch als sachkundiger Bürger für die FDP im Schulausschuss ein. Außerdem spielt er Kirchenorgel, Klavier und ein wenig Schlagzeug.

Selbst in Zeiten der fortschreitenden, eine Vielzahl von Lebensbereichen erfassenden Digitalisierung ist Roebers um die Zukunftsfähigkeit der zu erlernenden Berufe und Abschlüsse an der Glasfachschule alles andere als bange zumute. „Kreativität kann nicht wegdigitalisiert werden“, betont er. Schließlich sei keine Gestaltung ohne eine inhaltliche Gestaltung möglich. „Wir tun gut daran, den jungen Leute Ausdrucksvermögen und natürlich Sprache mit auf den Weg zu geben“, erklärt er. Und der Werkstoff Glas habe es ihm angetan: „Ich fühle sehr wohl, dass Rheinbach und Glas zusammengehören.“ Die internationale Ausrichtung seiner Schule, die mit einer Fülle von anderen Glasfachschulen im In- und Ausland kooperiert (der General-Anzeiger berichtete), möchte er weiterführen und ausbauen. „Wir erfüllen hier internationale Standards“, sagt Roebers. Er bedauert jedoch, dass die Glasfachschule mit ihrer Fülle an schulischen Möglichkeiten nach seinem Dafürhalten international bekannter sei als regional. „Daran gilt es zu arbeiten.“

Froh ist er, dass seine Schule im nächsten Schuljahr Schulsozialarbeiter bekommt, um die Persönlichkeitsentwicklung junger Leute unterstützen zu können. „Bewerbungen liegen uns vor.“

Was gut zu Rheinbach passt, ist seine vor Kurzem erstmals ausgelebte Passion zu Oldtimern. In die Stadt der Rheinbach Classics begibt er sich am Steuer eines 40 Jahre alten Mercedes 280 CE Baujahr 1979. Diesen Wagen, in früheren Jahrzehnten als Taxilimousine im Einsatz, sieht er „mehr als Alltagsauto“ denn als Luxuskarosse. Damit bei den Rheinbach Classics teilzunehmen, sei ein Wunsch von ihm, den er sich in diesem Jahr abwesenheitsbedingt allerdings noch nicht erfüllen kann.

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