Zum Saisonende Die Erdbeerernte im Rhein-Sieg-Kreis war kurz und intensiv

Rhein-Sieg-Kreis · Landwirte aus Vorgebirge und Voreifel ziehen trotz gedrückter Preise eine positive Bilanz der Erdbeerernte und sprechen von einer guten Qualität.

 Aufgrund der warmen Witterung, die die Früchte schnell reifen ließ und für eine Erdbeerschwemme sorgte, wurden im Handel für ein 500-Gramm-Schälchen teilweise nur 70 bis 80 Cent bezahlt.

Aufgrund der warmen Witterung, die die Früchte schnell reifen ließ und für eine Erdbeerschwemme sorgte, wurden im Handel für ein 500-Gramm-Schälchen teilweise nur 70 bis 80 Cent bezahlt.

Foto: picture alliance/dpa

ute Erträge mit einer im Großen und Ganzen guten Qualität: So lautet die Bilanz der Erdbeerernte für den linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis. Der einzige Nachteil: Wegen der sommerlichen Temperaturen im Mai war die Erntezeit der Freiland-Früchte mit sechs Wochen extrem kurz. Zwischen dem Pflücken von Gewächshaus-, Folien- und Freilanderdbeeren lagen häufig nur wenige Tage. Bei den meisten Landwirten ist die Saison vorbei, einige ernten noch Erdbeeren aus Frigo-Pflanzen.

Die heiße und trockene Witterung Ende Mai, Anfang Juni hat den Bauern eine kurze und intensive Ernte beschert. Das Pflücken von frühen, mittleren und späten Sorten erfolgte fast gleichzeitig. Aufgrund von Temperaturen um die 30 Grad reiften die Früchte schneller, waren von der Konsistenz weicher und mussten daher schnell in den Handel kommen.

Die Qualität und die Quantität sei, so Landwirt Manfred Felten aus Meckenheim, gut gewesen, „obwohl die Ernten zwischen den einzelnen Sorten zu dicht aufeinander folgten. Dadurch hatten wir in diesem Jahr Probleme mit dem Pflücken“, sagt der 56-Jährige. Insgesamt 50 Tonnen erbrachten seine drei Hektar Freilanderdbeeren – ähnlich gut wie 2016.

Saison ist noch nicht abgeschlossen

Die fast gleichzeitigen Ernten hätten den Markt jedoch mit Früchten überschwemmt. „Im Handel wurden dann für ein 500-Gramm-Schälchen nur noch 70 bis 80 Cent bezahlt. Das ist schon problematisch, wenn man den Erntehelfern den Mindestlohn von 8,84 Euro zahlen muss“, so Felten, der die Erdbeeren in seinem Hofladen und im Einzelhandel verkauft. Noch ist für ihn die Saison nicht abgeschlossen. Denn mit dem Pflücken der sogenannten Frigo-Erdbeeren geht es in seinem Betrieb in den nächsten Wochen noch weiter.

Bei den Frigo-Pflanzen werden Jungpflanzen eingefroren und zum Pflanztermin – bei Felten im Mai – wieder aufgetaut und gepflanzt. Rund neun Wochen später wird der Ertrag eingefahren. Auch hier wird sich wohl die Erntezeit aufgrund der Wetterlage verkürzen und der Ertrag mit sieben bis acht Tonnen auf eineinhalb Hektar geringer ausfallen als in sonstigen Jahren. Außerdem sind die Früchte bei gutem Aroma deutlich kleiner. Heinz Gieraths, ebenfalls Landwirt aus Meckenheim, freut sich über die „erste richtig gute Ernte seit zehn Jahren“. Er führt dies auf die 2017 gepflanzten neuen Sorten zurück. Die Namen der Sorten möchte er nicht nennen, „denn dann würden die anderen diese auch nutzen“. Auf rund 20 Hektar hat der 63-Jährige mehrere Hundert Tonnen an Feldfrüchten eingefahren, aber „es hätte mehr sein können, wenn ich genügend Erntehelfer gehabt hätte“. Seinen Ausfall schätzt Gieraths dadurch auf rund 50 Tonnen. Fehlte den ersten Erdbeeren noch ein wenig der typische süße Geschmack, so sei das Aroma im Juni gut gewesen. „Durch die heißen Tage und kühlen Nächte im Mai konnten die Früchte nur wenig Zucker einlagern. Im Juni waren dagegen nicht nur tagsüber, sondern auch nachts die Temperaturen höher.“

Keine Frostnacht wie im April 2017

Laut Peter Muß, stellvertretender Geschäftsführer des Provinzialverbandes Rheinischer Obst- und Gemüsebauern in Bonn, sei die Ernte im Vorgebirge und in der Voreifel größer als 2017 ausgefallen. Es gab keine Frostnacht wie im April des vergangenen Jahres, als bei manchem Landwirt die Ernte bis zu 60 Prozent einbrach. Alles in allem seien die Erträge durchschnittlich. Die durch die parallele Ernte der einzelnen Sorten gedrückten Preise sieht auch Muß als problematisch an. „Das, kombiniert mit dem Mindestlohn, tat den Bauern schon richtig weh. Es war für den Verbraucher ein freundliches, für den Landwirt ein unfreundliches Jahr.“

Preisausfälle gab es für den Uedorfer Leonhard Palm keine, da „wir als Biobauern den Preis konstant halten“. Ein 250-Gramm- Schälchen kostete zwei Euro. Besonders die Früchte mehrjähriger Erdbeeren der Sorten „Clary“ und „Elsanto“ waren bei den Kunden sehr beliebt. Bei Palm verzögerte sich das Pflücken im Gewächshaus durch den kalten April, dafür setzte die Ernte auf den Feldern früher ein. Auch er kam mit dem Pflücken nicht hinterher, so dass Früchte im Feld verfaulten. „Zum ersten Mal hatten wir Probleme mit den Pflückern, von denen einige gar nicht kamen und andere wieder früher fuhren.“ Mit Ertrag und Qualität ist der Bio-Bauer zufrieden.

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