Junggesellenverein Alfter Auflösung des JGV „Gemütlichkeit“

Alfter · Der Renner beim Markt in der Gaststätte „Op de Kier“ waren die 1500 Pokale der „Gemütlichkeit“. Gefragt waren aber auch Verlängerungskabel, Gläser und Bierzelt-Garnituren.

 Gute Stimmung: Viele kamen, um ein Schnäppchen zu machen oder auch um alte Pokale zu erstehen.

Gute Stimmung: Viele kamen, um ein Schnäppchen zu machen oder auch um alte Pokale zu erstehen.

Foto: Sebastian Laubert

Die vergangenen zweieinhalb Jahre war Lamin Spülbeck das einzige Mitglied im Junggesellenverein (JGV) „Gemütlichkeit“ Alfter. Seit dem letzten Fest 2014, als der Verein noch parallel zur Kirmes im Festzelt feierte, traten von den damals verbliebenen sechs Mitgliedern fünf aus. 2015 löste sich die „Gemütlichkeit“ auf. Am Sonntag verkauften die Junggesellen nun ihren gesamten Vereinsbestand in der Gaststätte „Op de Kier“. Kaum hatte der Markt begonnen, war kein Durchkommen mehr. Jede Menge befreundeter Vereine aus der Umgebung gaben sich die Klinke in die Hand. Ob Verlängerungskabel, Gläser, Metallregale, Bierzelt-Garnituren, Einschlaghähne für Fässchen oder ein Zeltpavillon – zahlreiche Gegenstände fanden reißenden Absatz.

Renner waren die 1500 Pokale, die auf Regalen und in Kartons auf Käufer warteten. So schaute sich auch Paul Reich von der Freilichtbühne Alfter um auf der Suche nach Pokalen verschiedener Größen für das neue Stück „Die kleine Hexe“. Anders verhielt es sich bei den Junggesellen der „Männerreih“ Gielsdorf. Sie kauften ihre einst an die Alfterer ausgegebenen Meter-Bier- und Stimmungspokale aus den Jahren 2003, 2006 und 2007 zurück.

Auch Meterbretter für zehn- bis zwölf Stangen Kölsch waren bei den Gielsdorfern heiß begehrt. „Wir suchen hier Sachen, die wir bei unseren Festen gebrauchen können“, erklärte Schriftführer Benedikt Schüller. Er bedauert die Auflösung des Alfterer Vereins, da er gerne an die dreitägigen Festlichkeiten zurückdenkt.

Sein Verein steht gut da. Mit 44 Aktiven und darüber hinaus noch Inaktiven, wobei viele Mitglieder aus den umliegenden Gemeinden und anderen Alfterer Ortsteilen kommen, sehen die Gielsdorfer positiv in die Zukunft. Als künftig einziger aktiver Junggesellenverein in der Gemeinde Alfter werden sie auch demnächst das einzige Maikönigspaar krönen.

„In unseren Glanzzeiten 1996/97 hatten wir 50 bis 60 Aktive“

Bei der „Gemütlichkeit“ hingegen brachte die mehrfache Werbung um neue Mitglieder nicht den erhofften Erfolg. Hinzu kam, dass die Junggesellen in den vergangenen Jahren durch eine Auflage der Gemeinde nur zeitlich eingeschränkt die Musikanlage aufdrehen durften. So war am Freitag um 24 Uhr, am Samstag um 1 Uhr und am Sonntag gegen 22 Uhr Schluss mit der Party.

Mit dieser Begrenzung habe der Verein nicht genug erwirtschaften können, steht für den ehemaligen Vorsitzenden und letzten Maikönig des Vereins, Michael Görres (28), sowie für Patrick Knaus (37) und Lamin Spülbeck fest. Sie fühlen sich von der Verwaltung im Stich gelassen.

Die Kritik kann Wolfgang Stück, Sachbearbeiter für Ausnahmegenehmigungen bei der Gemeinde Alfter, nicht nachvollziehen. „Die Zeitbegrenzung besteht seit 2007 und gilt für alle Alfterer Ortsteile. In Alfter-Ort waren die Beschwerden und die Einsätze der Polizei vorher besonders hoch gewesen, da noch mitten in der Nacht laute Bässe aus dem Zelt wummerten“, unterstrich der Fachmann des Ordnungsamtes den notwendigen Sinn der Entscheidung.

Görres und Spülbeck sehen in dem Aus ihres Vereins auch ein Ende des Brauchtums. Mit ein wenig Wehmut trugen die jungen Männer zum letzten Mal am Sonntag ihre Vereins-T-Shirts. „Die Pokale wegzugeben schmerzt. In ihnen stecken viele Erinnerungen“, so Görres.

Erinnerungen an seine Zeit im Verein kommen auch bei Holger Vianden hoch, als er noch einmal die Gegenstände betrachtet. Während seiner Mitgliedschaft in den 90er Jahren waren Dezibel und Mitgliederwerbung für die „Gemütlichkeit“ kein Thema. „In unseren Glanzzeiten 1996/97 hatten wir 50 bis 60 Aktive“, sagte der 46-Jährige. Mit einem leichten Schmunzeln erzählt er von einer einwöchigen Fahrt nach Ibiza „zum Partymachen“ im Jahr 2000. Er findet es schade, dass mit dem Ende des erst 1987 gegründeten Alfterer JGV eine Tradition aufgegeben wird. Genau im 30. Jahr nach seiner Gründung verkaufte der Verein nun seine Erinnerungen an die vergangenen Jahrzehnte.

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