Innovative Geschäftsidee Alfterer verkauft nachhaltige Kohle-Alternative aus Mais

ALFTER-IMPEKOVEN · Mario Sacilotto aus Impekoven hat eine Alternative zur Holzkohle entwickelt, die sowohl nachhaltig als auch biologisch abbaubar ist. Den Grillmais des 46-Jährigen gibt es in 90 Verkaufsstellen zwischen Koblenz und Leverkusen.

 Mario Sacilotto setzt auf Grillmais aus der trockenen Maisspindel.

Mario Sacilotto setzt auf Grillmais aus der trockenen Maisspindel.

Foto: Axel Vogel

Mario Sacilotto kennt Grillmais seit seiner Kindheit. Früher fuhr er mit seinem aus Italien stammenden Vater zu dessen Bruder in die Heimat nahe Venedig und brachte deutsche Würstchen mit. Zum Grillen mit „la famiglia“ natürlich. Doch der Onkel, der neben seinen Weinreben auch Zuckermais anbaute, stapelte neben dem Schuppen kein typisches Feuerholz, sondern Mais, der von der Sonne Italiens getrocknet worden war. Doch was genau ist Grillmais?

Grillmais nennt Sacilotto den Kohleersatz, der aus der trockenen Maisspindel besteht. Die Maisspindel bleibt übrig, wenn der eigentliche Mais schon „abgeknabbert“ ist. Es sei „ein ökologisches Abfallprodukt der Zuckermaisernte“, so Sacilotto. Im Gegensatz zum Futtermais, der komplett mit Stiel und Kolben auf dem Feld geerntet und dann geschreddert werde, trenne man bei der Zuckermaisernte den Mais vom Kolben.

Der Mais werde in Dosen abgefüllt und das Überbleibsel, die Spindel, lande wieder auf dem Feld, wo sie sich ungenutzt zersetze, erklärt Sacilotto. „Da in Deutschland hauptsächlich Futtermais für die Viehzucht angebaut wird, beziehe ich meinen Mais lieber aus dem Süden Europas. Dort ist das Klima auch heiß genug, um den Mais emissionslos von der Sonne trocknen zu lassen. Das wäre hier nicht ohne Hilfsmittel möglich.“

Überreste kann man nach dem Grillenals Dünger nutzen

Der gelernte Installateur grillt leidenschaftlich gerne und tut dies mit gutem Gewissen, denn sein Mais sei sowohl nachhaltig als auch biologisch abbaubar. Die Grillmais-Überreste kann man nach dem Grillen als Dünger verwenden, da dies die Zellstruktur der Pflanze stärke, versicherte ihm ein Biologe.

Im vergangenen Jahr gab der 46-Jährige seine derzeitige Tätigkeit im Einzelhandel auf, um sich komplett der Produktion und Vermarktung von Grillmais zu widmen. Unterstützung findet er dabei bei seinem guten Freund Gerrit und seinem Neffen Francesco, die ihm beide helfen, wo sie können.

„Rund um's Produkt entwickele ich alles selber.“ Selbst die Ständer für Flyer schraubt, flämmt und sägt er in seinem Garten. Sacilotto freut sich sehr, dass in diesem März endlich die ersten Säcke in den Läden standen, da er „viele Nächte, viel Energie und verdammt viel Geld“ in seine Idee investiert hatte.

Der drei Kilogramm schwere Sack steht bereits im Regal von 90 Verkaufsstellen zwischen Koblenz und Leverkusen und kann für 4,99 Euro mitgenommen werden. „Schmutzig werden einem die Hände beim Nachhausetragen nicht“, sagt Sacilotto. Der einzige Nachteil sei, dass 1,5 Kilo Grillmais nur bis zu 25 Minuten lang glühen und daher „für eine ausgedehnte Grillparty nicht unbedingt geeignet sind“.

Der Geschmack stimme laut Sacilotto

Das größte Problem aber sei, „dass man bis zum Auflegen von Fleisch und Gemüse nur noch ein Bier trinken kann“, scherzt Sacilotto. Der Grill ist nämlich binnen zehn bis 14 Minuten bereit und kann bis zu 800 Grad heiß werden, wobei die korrekte Luftzufuhr wichtig ist, um den Grillmais nicht zu ersticken. Herkömmliche Holzkohle werde nur zwischen 400 und 450 Grad warm. „Für Rindfleisch-Liebhaber ist die Hitze vom Grillmais also perfekt“, meint Sacilotto.

Auch der Geschmack stimme und werde „vor allem auch von jüngeren Leuten“ gelobt, sagt Francesco Landsberg. Und: „Studenten überzeugen einfach auch die ökologischen Gründe wie die Nachhaltigkeit oder dass der Mais nicht genverändert ist und als Dünger sogar Pflanzen stärkt.“

Sacilotto zählt noch weitere Vorteile auf: „Es gibt keine großartige Rauchentwicklung, keinen Funkenflug, keine Geruchsbelästigung oder Stichflammen, weil mal wieder Fett vom Rost in die Glut getropft ist.“ Unterm Strich ergebe das „weniger krebserregende Stoffe im Fleisch“. Bleibt die Frage, ob der Impekovener selbst ausschließlich mit Mais statt Kohle grillt: „Ja, nur noch.“

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