Schädlingsbefall im Vorgebirge Kottenforst ist gegen den Borkenkäfer gewappnet

RHEIN-SIEG-KREIS · Die vom Borkenkäfer befallenen Bäume im Forstbezirk Vorgebirge müssen dennoch schnell entfernt werden. Fichten sind durch Trockenheit geschwächt.

 Um Kahlschläge zu vermeiden, forstet Revierförster Arne Wollgarten mit schnell wachsender amerikanischer Roteiche auf.

Um Kahlschläge zu vermeiden, forstet Revierförster Arne Wollgarten mit schnell wachsender amerikanischer Roteiche auf.

Foto: Stefan Hermes

Arne Wollgarten ist als Forstinspektor zuständig für etwa 1000 Hektar Privat- und Kommunalwald im Forstbetriebsbezirk Vorgebirge, das heißt in der Stadt Bornheim, in der Gemeinde Alfter nördlich der B 56 und in der Gemeinde Swisttal. Der 34-jährige Revierförster hat derzeit alle Hände voll zu tun. Denn er muss die durch den Borkenkäfer entstandenen Schäden dokumentieren und die befallenen Bäume entfernen lassen, damit sich der Schädling nicht noch weiter ausbreitet. „Insgesamt ist nur etwa ein halber Hektar befallen, das ist verhältnismäßig wenig“, sagt Wollgarten. Das Holz gehe in die normale Verwendung, denn der Borkenkäfer sei kein „technischer Holzschädling“, er lege seine Eier nur zwischen Rinde und Holz ab.

Durch Holzeinschlag und Pflegemaßnahmen bereitet Wollgarten den Wald auch auf den Klimawandel vor. Er soll vielseitiger und dadurch widerstandsfähiger gegen Stürme und längere Trockenperioden werden. In der Tendenz wird der Anteil an Nadelhölzern geringer, der Anteil an Laubhölzern größer. Derzeit ist das Verhältnis in etwa ausgeglichen. Zum Forstbetriebsbezirk Vorgebirge gehören etwa 550 Waldbesitzer. Von den insgesamt etwa 250 Hektar an Fichtenbeständen werden etwa 80 Hektar bearbeitet.

Bei der Durchforstung und den notwendigen Baumfällungen wegen des Borkenkäferbefalls achtet Wollgarten darauf, Kahlschläge zu vermeiden. So beobachtet er mit Freude die nachwachsenden Buchen, Kiefern oder Hainbuchen, die zu dem gewünschten Mischwald führen, und lässt größere Freiflächen mit einer schnell wachsenden amerikanischen Roteiche bepflanzen.

In den nächsten zwei bis drei Wochen wird der Förster insbesondere die Fichtenbestände im Alfterer Wald durchforsten und dabei neben der üblichen Holzernte auch Bäume fällen müssen, die in diesem Sommer in erhöhtem Maße vom Borkenkäfer befallen sind. Aktuell geht es darum, möglichst schnell zu reagieren und das Holz aus dem Wald zu schaffen, um eine Ausbreitung des für die Forstwirtschaft so gefährlichen Schädlings zu verhindern.

Lange Trockenperioden haben die Fichtenbestände geschwächt und damit für Buchdrucker und Kupferstecher, so heißen die für Fichten bedrohlichsten Arten der Borkenkäfer, angreifbar gemacht. „Doch die gute Wasserversorgung im Juli“, erklärt Wollgarten, „hat dazu geführt, dass die Bäume wieder eine gewisse Widerstandskraft bekommen haben.“ Obwohl der Borkenkäfer latent vorhanden ist, begünstigen vor allem längere Phasen von Trockenheit, die zur Schwächung der Fichten führen, seine rasante Vermehrung. Von daher ist es für den Förster wesentlich, frühestmöglich die Befallsherde zu erkennen und aus dem Bestand zu entfernen.

Auch für den Laien sind im Alfterer Wald braunverfärbte Fichten zu erkennen, die schnell beseitigt werden müssen, bevor sich die Käfer auf die Nachbarbäume ausbreiten. Die Holzernte wird etwa 2000 Festmeter umfassen. Darin sind circa 200 Festmeter befallene Bäume enthalten. Wollgarten rechnet mit einem Gesamterlös von etwa 100 000 Euro, der auf die einzelnen Waldbesitzer umgelegt wird. Die Fichten werden in drei Sortimente eingeteilt, die schon beim Fällen und Stapeln am Wegesrand berücksichtigt werden. Die besten Stämme sind Bauhölzer, aus denen Bretter, Kanthölzer und Latten gesägt werden können. Dann folgt das „Papierholz“, helle Rundhölzer, die größtenteils zur Papiermühle in Hagen transportiert werden. Die letzte Sortierung vor dem Restholz, das zu Spanplatten verarbeitet wird, ist das eher minderwertige Palettenholz.

Das Baumfällen wird heute von nur einem Mann mit seinem Harvester erledigt. Eindrucksvoll ist zu beobachten, wie Frank Beckers seine Forstmaschine über die Fahrlinien des Waldes bewegt, um dann mit scheinbarer Leichtigkeit einen Baum abzusägen, zu entasten und in Rundhölzer mit einer Länge von vier oder fünf Metern zu schneiden und zu stapeln. In der Ferienzeit sitzt auch Tom Beckers, der von der Computertechnik des Harvesters faszinierte 13-jährige Sohn, mit in der Steuerkabine. Auf Dauer sei das Mitfahren langweilig, sagt er, eines Tages möchte er den Forstbetrieb seines Vaters übernehmen.

Seit Anfang der 1990er Jahre haben die Maschinen aus Skandinavien die Waldarbeiter abgelöst, die zuvor mit Kettensägen, Traktoren oder Arbeitspferden die kräftezehrende Arbeit verrichteten. Allerdings können die Harvester auch nur bei tragfähigen Bodenverhältnissen eingesetzt werden. Somit werden auch Waldarbeiter mit ihren Rückepferden noch lange für eine nachhaltige Holzwirtschaft unverzichtbar sein.

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