Gedenken an Holocaust in Heimerzheim Gedanklich in Auschwitz

SWISTTAL-HEIMERZHEIM · Vertreter der Gemeinde Swisttal und ein Geschichtskursus der Georg-von-Boeselager-Schule haben auf dem jüdischen Friedhof Heimerzheim den Opfern des Nationalsozialismus gedacht.

 Bürgermeisterin Kalkbrenner spricht vor Vertretern der Politik und der Geschichtsklasse der Georg-von-Boeselager-Schule.

Bürgermeisterin Kalkbrenner spricht vor Vertretern der Politik und der Geschichtsklasse der Georg-von-Boeselager-Schule.

Foto: Axel Vogel

Begleitet von Windböen haben Vertreter der Gemeinde Swisttal und ein Geschichtskursus der Georg-von-Boeselager-Schule gestern auf dem jüdischen Friedhof Heimerzheim den Opfern des Nationalsozialismus gedacht. Die Bürgermeisterin der Gemeinde, Petra Kalkbrenner, erinnerte in ihrer Rede an die Millionen Opfer nationalsozialistischer Herrschaft und mahnte gegen das Vergessen. Mit eindringlichen Worten zitierte sie den Auschwitz-Überlebenden Elie Wiesel. Der Schriftsteller und Friedensnobelpreisträger war 15 Jahre alt, als er nach Auschwitz deportiert wurde. Genauso alt sind die anwesenden 17 Schüler der Georg-von-Boeselager Sekundarschule. Die Zehntklässler hatten sich schon bei der feierlichen Verlegung der Stolpersteine in Heimerzheim engagiert. „Obwohl die Verlegung an einem Samstag stattfand, war mein Kursus komplett dabei“, freut sich sichtlich stolz Lehrer Jonas Weichel über seine Schützlinge. Diesmal haben die Schüler sich mit der Geschichte des Friedhofes beschäftigt und die Lebensgeschichten der Menschen, die sich hinter den Grabeinschriften verbergen, recherchiert.

Der jüdische Friedhof am Dornbuschweg existiert seit 1822 und deutet auf die Existenz einer jüdischen Gemeinde in dieser Zeit hin. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 lebten in Heimerzheim 15 Juden. Mit der zunehmenden Unterdrückung und wachsenden Lebensgefahr floh Familie Meier 1938 in die USA. Das Ehepaar Jakob und Martha Schmitz waren bereits 1937 nach Argentinien emigriert. Dieser Jakob Schmitz ist es auch, der nach Holocaust und Kriegsende in den 50er Jahren nach Dünstekoven zurückkehrte. Er ist auch der letzte Jude, der nach seinem Tod 1968 auf dem jüdischen Friedhof Heimerzheim beigesetzt wird. Die verbleibenden acht Juden, die Familien Moses und Steinhardt sowie Helena Münch, wurden 1942 deportiert und in Osteuropa ermordet.

Die Schüler der Georg-von-Boeselager-Schule haben nicht nur Recherche betrieben, sondern beteiligten sich aktiv an der Veranstaltung. Neben einer Ansprache wurde ein Gedicht der 1942 in einem Arbeitslager gestorbenen jüdischen Dichterin Selma Meerbaum-Eisinger vorgetragen.

„Geschichte verblasst schnell, wenn sie nicht Teil des eigenen Erlebens wird“, unterstrich die 15-jährige Denise Schnorrenberg die Wichtigkeit der Veranstaltung und des Gedenktages. Auschwitz stünde für die organisierte Vernichtung von Menschen, so die Schülerin weiter. Damit bewegt sie sich in der Traditionslinie Roman Herzogs, der 1996 den „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ eingeführt hatte. Dieser Gedenktag bezieht sich auf die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 durch die Rote Armee.

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