30 Jahre "Rock am Ring" Festival Von der Rennstrecke auf den Flugplatz

BONN · Runde Geburtstage sind ja häufig ein Grund, etwas zu verändern im Leben. Nun ist 30 noch kein besonders fortgeschrittenes Alter, für ein Musikfestival aber schon mehr als respektabel.

Allerdings hat sich die Frankfurter Konzertagentur MLK von Marek Lieberberg bestimmt nicht ausgesucht, ausgerechnet im Jubiläumsjahr von Rock am Ring nicht mehr an angestammter Spielstätte am legendären Nürburgring zu gastieren. Die Veränderung geht vielmehr auf einen Streit mit dem noch recht frischen Betreiber des Nürburgrings zurück, dem Autozulieferer Capricorn.

Natürlich ging es ums Geld. Lieberberg ätzte damals, vor gut einem Jahr, nach den gescheiterten Verhandlungen: "Mehr Verständnis für Kolben als für Kultur." Die Folge: Der Konzertveranstalter zog mit seinem Baby nach längerer Standortsuche ein paar Kilometer weiter auf den Flugplatz nach Mendig am Laacher See. Den Namen Rock am Ring durfte er behalten - das hatte ein Gericht festgestellt.

Abgesehen von dem Standort und seinen spezifischen Gegebenheiten scheint man für den Senior unter den deutschen Rockfestivals eine Textzeile eines deutschen Rap-Klassikers aus den 90er Jahren anwenden zu können: "Es wäre nichts so wie es ist, wär es nicht gewesen wie es war", sang Cora E damals. Übertragen auf Rock am Ring bedeutet das: Wieder ausverkauft, wieder knapp 90.000 Besucher, wieder hochkarätige Bands. Bleibt alles anders, sozusagen.

Lieberberg hat es mit seiner Marke Rock am Ring und beim Abschied im vergangenen Jahr auf dem Nürburgring auch persönlich offenbar geschafft, eine echte Fangemeinde auf- und auszubauen, die ihm einen festen Stamm von Besuchern garantiert, die unabhängig von den Bands so oder so kommen würden - einfach, weil es für sie seit Jahren oder Jahrzehnten Brauch ist.

Hochkarätige Headliner sorgten in diesem Jahr wieder dafür, dass es schon im Februar hieß: ausverkauft.

Bereits seit Mittwoch sind die Campingplätze geöffnet und die ersten Fans eingetroffen. Ebenfalls ein alter Brauch, der vom Ring geblieben ist. Sie können sich auf ein musikalisch hochklassiges und auch abwechslungsreiches Programm freuen. Die sympathische deutsche Punkrockband Donots wird das Festival morgen um 13.45 auf der Hauptbühne eröffnen - auf eigenen Wunsch. Eine spätere Uhrzeit wäre ihnen sonst wohl sicher gewesen.

Dann geht es am Freitag schon ganz schnell los mit den großen Namen: Bad Religion, Broilers, Tocotronic und Rise Against leiten den Abend ein, ehe die Alt-Rocker der Toten Hosen und Pop-Barde Clueso die beiden großen Bühnen betreten. Um Mitternacht wird dann Gothic-Papst Marilyn Manson und seine heutige Version von "Schock-Rock" zu beobachten sein. Zu ganz später Stunde kommen dann noch Freunde der elektronischen Musik auf ihre Kosten, wenn Fritz Kalkbrenner auf die Bühne tritt.

Spannend am Samstag: während auf der Hauptbühne Größen wie Interpol, Slash oder The Prodigy an den Start gehen, werden auf der zweiten Bühne ausschließlich deutschsprachige Künstler auftreten - allen voran die Party-Rapper Deichkind.

Zum Abschluss des Festivals wird es dann am Sonntag mit den Foo Fighters, Motörhead und Slipknot noch einmal richtig laut. Ohrenstöpsel wärmstens zu empfehlen. Vorher werden die Berliner Punkrocker der Beatsteaks routiniert unter Beweis stellen, wie man ein Festival-Publikum zum Ausrasten bringt. Ein Geheimtipp: Um 15:50 Uhr spielt die Kölner Band AnnenMayKantereit auf der Zeltbühne ihre Version von schwelgerischem deutschen Rock, mit einer Stimme zwischen Tom Waits und Rio Reiser, fernab vom phrasenhaften Radio-Rock deutscher Prägung.

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