Rock am Ring Tausende feierten trotz weniger Top Acts

Nürburg · Pyrotechnik, Videoshow, Trommelwirbel - die Bands The Prodigy, Volbeat und 30 Seconds to Mars bescheren "Rock am Ring" mitreißende Auftritte. Tausende feiern in der Eifel - auch bei weniger Top Acts.

Wilde Lichtblitze zucken durch den Abendhimmel über dem Nürburgring, sie geben dem Auftritt der Band The Prodigy eine bizarre Note. Mit fluoreszierendem Mikrofon tritt Sänger Keith Flint vor die Fans, was folgt, ist ein kollektiver Tanztaumel zu Hits wie "Firestarter" oder "Smack my bitch up". "Rock am Ring" in der Eifel erlebt auch 2013 wieder stimmungsvolle Momente mit ganz unterschiedlichen musikalischen Klängen - auch wenn das dreitägige Freiluft-Spektakel vor 85.000 Fans nicht ganz so viele absolute Top Acts bietet wie im vergangenen Jahr.

Dass Johnny Cash noch Massen begeistern kann, beweist die Gruppe Volbeat. Frontmann Michael Poulsen zückt die Akustikgitarre und gibt Cashs "Ring of Fire" zum Besten. Er hat sichtlich Spaß dabei, dass der Klassiker auch junge Besucher in Ekstase versetzt. Die dänische Band hat eine ganz eigene Mischung aus Metal, Rock'n'Roll und Country am Ring. "Einfach klasse", sagt die 32 Jahre alte Besucherin Katharina begeistert.

Am Tag zuvor wird das Gastspiel der US-Band 30 Seconds to Mars um kurz nach Mitternacht mit Feuerwerk und Trommelwirbel eingeleitet. "Come on Germany, let's go", ruft Sänger, Schauspieler und Frauenschwarm Jared Leto in die Nacht, bevor Songs wie "This is war" und "Closer to the Edge" ertönen. Zahllose Liebeserklärungen gibt er Richtung Publikum ab. "I love you", ruft Leto. Er erntet vor allem bei weiblichen Fans Begeisterung und nimmt ein Bad in der Menge.

Rock am Ring 2013, Teil III
48 Bilder

Rock am Ring 2013, Teil III

48 Bilder

[kein Linktext vorhanden]Einen deutlichen Kontrast zur opulenten Show und den mitunter auch düsteren Stücken von 30 Seconds to Mars setzt die Band Fettes Brot. Die drei Hamburger tuckern mit Mopeds auf die Bühne und geben dann musikalisch Vollgas. "Schön, wieder hier zu sein", sagt König Boris alias Boris Lauterbach zu Beginn. Es folgen Hip-Hop-Gassenhauer wie "Nordisch by Nature" und "Emanuela", aber auch neuere Lieder wie "KussKussKuss".

Auf den drei großen Bühnen präsentieren sich bei dem dreitägigen Spektakel 80 Bands, darunter auch The Killers, Bad Religion, die Sportfreunde Stiller und Cro, der Rapper mit der Panda-Maske. Zum Abschluss am Sonntag stand Green Day auf dem Programm.

Drumherum tobt auf den Campingplätzen das pralle Festivalleben. "Biste Assi, biste König", lautet die schlichte Botschaft an einem Zelt. Überall rattern Stromgeneratoren. Denn: Das Bier will bei den Sommertemperaturen zum Auftakt kühl gehalten werden. Ein Luxusproblem für das oft regengeplagte Festival in der Eifel.

Doch gänzlich verschont vom Regen bleibt "Rock am Ring" auch 2013 nicht. Am späten Samstagnachmittag öffnet der Himmel seine Schleusen. Schlagartig verwandelt sich die feiernde Masse in ein Meer aus bunten Regencapes, im Festivalradio erklingt "Singin' in the Rain". Schauer und dicke Wolken dominieren schließlich auch am Sonntag das Bild.

[kein Linktext vorhanden]Viele Camper widmen sich abseits der Bühnen den üblichen Spielchen - etwa dem Bierdosenkicken. Lars aus der Nähe von Köln hat gerade den Kürzeren in dieser Disziplin gezogen. Zur Strafe darf der 24-Jährige - noch vor dem großen Regen - Liegestützen in den Staub des Zeltplatzes setzen. "Da muss man durch", sagt er und legt los.

Rock am Ring 2013, Teil II
80 Bilder

Rock am Ring 2013, Teil II

80 Bilder

Peter aus Düsseldorf sammelt mit seinem Kumpel Dosen und Flaschen, um das Pfand zu kassieren. "Letztes Jahr war es übel, da hat es zu viel geregnet", sagt er. "Dann trinken die Leute weniger und laufen weniger rum." Insgesamt hätten sie 2012 bei Rock am Ring nur einen Gewinn von 350 Euro gemacht. Diesmal läuft es zumindest zu Beginn besser, reihenweise schleppen sie Säcke davon.

In einer Ecke dröhnt "Paradise City" von Guns'n'Roses aus Boxen. Marcena Kortsik schätzt aber eher Bands wie Seeed oder The Prodigy - deretwegen ist die 19-Jährige aus Mainz mit 14 Freunden gekommen. Sie hat gerade ihr Abitur in der Tasche. Mit Gummistiefeln ausgerüstet, schaffen sie Getränke zu ihren Zelten. "Wir haben Wein, Bier und Wodka dabei", erklärt Freundin Rebecca Bast (18). "Und Wasser natürlich auch, aber das ist nur für die Suppenterrine."

Eckdaten zu Rock am Ring - Das dreitätige Freiluft-Festival in Zahlen

  • 13 Kilometer Kabel für Ton und Licht an den Bühnen
  • 36 Kilometer Stromkabel
  • 500.000 Watt maximale Tonleistung für alle drei Bühnen
  • 60 mobile Lichtmasten
  • 25 Kilometer Zaun auf dem und um das Festivalgelände
  • 1650 Toiletten im Innen- und Außenbereich
  • 600 Wasserstellen
  • 400 Duschen
  • 100 Hektar Zeltfläche
  • 100 Hektar Parkfläche
  • 800 Ordner
  • 50 Shuttlebusse
Meistgelesen
Neueste Artikel
Neue Musik zwischen Wohnwagen
Beethoven Orchester im BaseCamp Neue Musik zwischen Wohnwagen
Zum Thema
Ein Porträt Venedigs am Piano
Iiro Rantala und Fiona Grond beim Jazzfest Ein Porträt Venedigs am Piano
Aus dem Ressort