"Rock am Ring" beschert Eifel-Gemeinden gute Geschäfte

Adenau · "Rock am Ring" lockt jedes Jahr zehntausende Fans an den Nürburgring. Nicht nur für Konzertveranstalter Marek Lieberberg ein gutes Geschäft. Auch in den Gemeinden am Ring klingelt es in den Kassen: Ravioli, Zelte und Getränkedosen gehen weg wie nix.

Melanie Koch weiß genau, was "Rock am Ring"-Fans lieben: Ravioli, Toastbrot und Grillzeug. "Davon verkaufen wir jedes Jahr Unmengen", sagt die Inhaberin des Rewe-Supermarktes in Adenau. Und Getränkedosen natürlich. Auch über die Verpflegung hinaus hat sich Koch bereits auf die Besucher des Musikfestivals vom 7. bis 9. Juni vorbereitet. In den Regalen liegen Regencapes, Gummistiefel, Schlafsäcke, Zelte, Pullis und Planschbecken. "Die lieben sie, um ihr Bier zu kühlen", sagt Koch. "Im Mai und Juni machen wir unseren größten Umsatz." 85 000 Besucher werden zum ausverkauften "Rock am Ring" erwartet.

Doch nicht nur im Supermarkt klingeln die Kassen, wenn die Rock- und Punkbands in der Eifel aufspielen. Viele Hotels und Pensionen sind ausgebucht - und auch Elektroläden, Restaurants und Kleiderläden freuen sich über die Kundschaft. "Rock am Ring heißt für uns drei Tage Ausnahmezustand", sagt Michael Schäfer, Geschäftsführer eines Elektrogeschäfts in Adenau. Es würden Handy gekauft, die verloren gegangen sind. Aber auch Digitalkameras, Kopfhörer, Lautsprecher und LED-Lampen, wie bei anderen Großveranstaltungen auch, etwa dem 24-Stunden-Rennen. "Ohne Ring wären wir nicht hier", sagt er.

"Der Nürburgring hat in der Region die zentrale Bedeutung", sagt der Stadtbürgermeister von Adenau, Arnold Hoffmann (CDU), im Kreis Ahrweiler. Es gebe keine andere Einrichtung, an der so viele Arbeitsplätze hingen wie am Ring. Mit dem anstehenden Verkauf des Nürburgrings habe er "große Sorge, dass sich die Dinge in die falsche Richtung entwickeln könnten", sagt Hoffmann. Etwa wenn der Ring "ohne Einschränkung" an einen Privatinvestor verkauft werde, der nur auf Gewinn aus sei - und auch kein Geld in die Erhaltung der Rennstrecke stecke. Motorsport & Co bescheren den Gemeinden um die legendäre Rennstrecke jährlich Umsätze von zig Millionen.

Ohne Nürburgring wäre Adenau nicht das, was es ist: Das knapp 3000-Einwohner-Städtchen hat nicht nur 35 Einzelhandelsgeschäfte, sondern auch ein Kaufhaus und ein Krankenhaus. "Wir halten eine Infrastruktur vor wie eine Kleinstadt", sagt die Vorsitzende des Gewerbevereins Adenau, Andrea Thelen.

Die Veranstaltungen am Ring seien "eine wichtige und sichere Einnahmequelle" für den Ort. Die auch nötig sei, um über den Winter zu kommen. Schließlich gehe die Saison nur von März bis Oktober. "In den Wintermonaten verirren sich wenige Touristen hierher", berichtet sie.

Auch für das Krankenhaus bedeutet das Musikfestival "Ausnahmezustand", sagt der Chefarzt für Chirurgie am St. Josef-Krankenhaus in Adenau, Wolfgang Petersen. Einige hundert Patienten seien erfahrungsgemäß rund um "Rock am Ring" zu verarzten. "Da gibt es auch schon mal Schlangen vor dem Krankenhaus." Die Klinik mit rund 80 Betten habe daher Schichten doppelt bis dreifach besetzt, teils gebe es Urlaubssperre für die Mitarbeiter. Eigens aufgebaut werde ein Schlafsaal mit Matten "zum Ausnüchtern". Zudem würden oft Knochenbrüche behandelt.

Melanie Koch freut sich auf die Festivaltage. Schließlich passieren da manchmal auch kuriose Dinge. Wie einmal, als ein Mann nur mit einem Mini-Rock bekleidet in ihren Laden gekommen sei. "Er hatte seinen ganzen Sachen nicht mehr gefunden - und sich komplett neu eingekleidet."

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