Rock am Ring Festival will an den Niederrhein

MAINZ · Eine gute Anbindung an die Rheinschiene und an die Niederlande - Mönchengladbach liegt als Festival-Stadt strategisch günstig. Schon deshalb favorisiert es Marek Lieberberg, dass sein "Rock am Ring" künftig am Niederrhein eine Heimat findet.

Marek Lieberberg tobt am Telefon. Der Konzertveranstalter aus Frankfurt wettert gegen Ministerpräsidentin Malu Dreyer, lästert über Capricorn, spricht vom "Milliardengrab" Nürburgring und verunglimpft die Konkurrenz. Was er von den Plänen des neuen Ring-Besitzers halte, mit Hilfe der Deutschen Entertainment AG (Deag) aus Berlin 2015 ein Nachfolge-Rockfestival am Ring auf die Beine zu stellen?

"Das fällt unter die Rubrik 'Neues aus dem Nürburgring-Dschungelcamp'", ätzt der Konzert-Dinosaurier. Und plant gleichzeitig den nächsten Coup: Er will mit "Rock am Ring" nach Mönchengladbach gehen.

Der Antrag zur Nutzung eines früheren britischen Militärgeländes sei gestellt. "Vorsorglich", betont Lieberberg, der sich noch andere Optionen offen halten will. Auch das Messegelände in Mainz sei durchaus noch im Rennen, beteuert er. Doch das Thema Mainz dürfte jetzt "durch" sein. In Gladbach reißt man sich um den Festival-Klassiker. Nachdem am Freitag bekannt geworden war, dass "Rock am Ring" die Eifel verlässt, richteten Musikfans die Facebook-Seite "Rock am Ring: Mönchengladbach sagt willkommen" ein. Gestern hatten schon rund 14.000 Personen den "gefällt mir"-Knopf geklickt. Lieberberg räumt ein, dass ihm dies imponiert habe.

Parallel hat sich auf Facebook eine Gruppe mit dem Namen "Save Rock am Ring am Nürburgring" mit mehr als 3000 Mitgliedern gegründet. Warum Lieberberg mit Gladbach liebäugelt, dürfte klar sein: Mit ihrer Anbindung an die Rheinschiene und die Niederlande liegt die Stadt strategisch günstig. Dreyer hingegen habe offenbar kein Interesse mehr an "Rock am Ring" in Rheinland-Pfalz, sagt der 68-Jährige, der seit fast fünf Jahrzehnten das Musikbusiness betreibt. "Sie will politisch die Misere deckeln."

Der Autoteile-Hersteller Capricorn, neuer Eigentümer des Rings, hatte den Vertrag mit Lieberberg gekündigt und eine um 25 Prozent höhere Beteiligung am Gewinn gefordert. Bisher hatte der Nürburgring eine Gewinnbeteiligung von einem Drittel.

Unterdessen rätselt die Musikwelt, ob die Kündigung des "Rock-am-Ring"-Vertrags und die Abfuhr von Lieberberg durch Capricorn eher Chuzpe oder einfach nur unternehmerischer Wahnsinn ist. Lieberberg ist fest entschlossen, sein Festival weiterhin am ersten Juni-Wochenende über die Bühne gehen zu lassen.

Zudem bleibt die Frage, ob das neue Festival am Nürburgring eine ähnliche Qualität wie der Vorgänger aufweisen kann. Der künftige Partner von Capricorn, die Deag, ist zwar ein Großer im Business. Unter den Bands, mit denen Deag zusammenarbeitet, finden sich jedoch viele Altstars aus den 70er, 80er und 90er Jahren. Ob sich die Fans mit Status Quo, Foreigner, Motörhead und Chicago hinterm Ofen hervorlocken lassen, muss man sehen.

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