Rock am Ring Fans verabschieden sich mit zwiespältigen Gefühlen

NÜRBURGRING · Gut 82 000 Nürburgring-Enthusiasten haben auch in diesem Jahr den Nürburgring geentert, um mit Rock am Ring eines der größten Open-Air-Festivals Europas zu zelebrieren und die legendäre Rennstrecke zur brodelnden Partymeile umzufunktionieren. Eigentlich war alles wie immer. Doch "RAR 2014" war in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes.

Blick von der Nürburg: Zeltlager so weit das Auge reicht.

Blick von der Nürburg: Zeltlager so weit das Auge reicht.

Foto: Christoph Lüttgen

Zum einen glänzte das berühmt-berüchtigte Eifelwetter, das die Campingplätze in den vergangenen Jahren nicht selten in knöcheltiefe Schlammwüsten verwandelte, in diesem Jahr durch Abwesenheit. Stattdessen hatte die Sahara-Hitze Deutschland fest im Griff und ließ auch die Ringgemeinde mächtig schwitzen. Kein Wunder also, dass die Festivalbesucher mit der Sonne um die Wette strahlten.

Doch in die ausgelassene Freude mischte sich in diesem Jahr ein ausgewachsener Wermutstropfen. Denn als in der Nacht zum Sonntag der Schlussakkord der Rockheroen von "Metallica" verklungen war, war auch Rock am Ring Geschichte. Mit der 29. Auflage ist unwiderruflich das letzte Kapitel des Festival-Klassikers in der Eifel geschrieben worden.

In der Frage, ob sie im nächsten Jahr dem Nachfolgefestival "Grüne Hölle - Rockfestival am Nürburgring" eine Chance geben oder Marek Lieberberg mit Rock am Ring nach Mönchengladbach folgen, ist die aktuelle Fangemeinde gespalten. "Danke Marek" ist etwa auf dem Plakat eines Ringbesuchers zu lesen, während ein anderer die unmissverständliche Botschaft "Grüne Hölle Rockfestival - verpiss dich" auf einen Karton geschrieben hat.

[kein Linktext vorhanden]Insbesondere für die treuesten "RAR"-Jünger ist es ein Abschied in Moll. Zu ihnen zählt etwa auch Rudolf Seckler. Der 47-Jährige aus Rümmelsheim bei Bingen ist seit 27 Jahren Stammgast bei "Rock am Ring" - und auf der Nordschleife, die unter den Ringcampern legendären Ruf genießt. Auch in diesem Jahr hat er wieder einen 40-köpfigen Partytrupp zusammengetrommelt, darunter Ehefrau Effi und seine 19 und 20 Jahre alten Töchter Lisa und Laura. "Gerne hätte ich eines Tages auch meine jüngsten mitgebracht, die sind drei und sieben Jahre alt", sagt er.

Rock am Ring 2014 - Tag 4
69 Bilder

Rock am Ring 2014 - Tag 4

69 Bilder

Doch daraus dürfte nun nichts mehr werden. Am eigenen "Sprit-Stand", der mit insgesamt 1000 Litern Bier, 100 Flaschen Rum, 15 Flaschen Wodka und noch einmal 100 Flaschen Wein bestückt war, herrschte vier Tage lang Ausnahmezustand. Doch so richtig zum Feiern war vor allem Rudi Seckler nicht zumute. "Für mich ist nach diesem Jahr erst einmal Schluss", kündigte der 47-Jährige voller Wehmut an. Denn mit Blick auf das neue Festival gibt sich der Pfälzer skeptisch. "Rock am Ring ist ein gewachsenes Ereignis, das sich so ohne weiteres nicht kopieren lässt", ist der Nordschleifenveteran überzeugt.

[kein Linktext vorhanden]"Wir fahren auf keinen Fall nach Mönchengladbach, es sei denn, die nehmen die Nordschleife gleich mit", sagt indes Sven Heinen aus Hildesheim, während er mit seinen Kumpels im eigenen Pool planscht. Und Jürgen Meiers bedauert, dass "wieder ein Stück Tradition verloren geht". Der 48-jährige Herforster ist zum 13. Mal bei Rock am Ring und führt in diesem Jahr eine aus 45 Personen bestehende Truppe an. Als Eifeler sei es für ihn jedoch keine Frage, dass er dem Nürburgring treu bleiben werde. Zum letzten Mal haben dagegen die "Rock-am-Ring-Freunde Frielingsdorf" ihr Banner an der Nordschleife ausgerollt. "Wir werden mit Marek Lieberberg nach Mönchengladbach gehen", macht Peter Richard unmissverständlich klar.

Rock am Ring - 2. Tag
220 Bilder

Rock am Ring - 2. Tag

220 Bilder

[kein Linktext vorhanden]Ein bisschen Wehmut, aber auch selbstbewusste Worte in Richtung des neuen "Grüne Hölle"-Festivals waren am Samstag auf der Pressekonferenz von Marek und André Lieberberg zu hören. "Wir bedauern, dass unser Festival nicht mehr hier sein wird, uns schlägt eine Liebe und Zuneigung entgegen. Es tut mir in der Seele weh für die Fans", sagte Lieberberg. Man gehe nicht im Zorn, sondern mit Stolz. "Denn wir wissen, was wir in 30 Jahren hier erreicht haben", betonte Lieberberg senior und erinnerte an die vergangenen drei Jahrzehnte, in denen man 1800 Künstler und zwei Millionen Besucher an den Nürburgring geholt habe. Und in Richtung des neuen Festivals stichelte er: "Aus einer Wundertüte kann eine Mogelpackung werden." "Wir sind sehr gut vernetzt und sehr sicher, im kommenden Jahr nicht zweiter Sieger zu sein", fügte der Festival-Gründer hinzu, um sich später mit einer emotionalen Ansprache auf der Hauptbühne auch von den Ringfans zu verabschieden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Daniel Johannes Mayr dirigiert das Beethoven
Neue Musik zwischen Wohnwagen
Beethoven Orchester im BaseCampNeue Musik zwischen Wohnwagen
Zum Thema
Aus dem Ressort