Nürburgring-Verkauf Wieder alles zurück auf Null?

MAINZ · Muss am insolventen Nürburgring wieder alles zurück auf Null gesetzt und die Rennstrecke erneut zum Verkauf ausgeschrieben werden?

Betrieb am Ring: Zuschauer bei einem Lauf zur Tourenwagenmeisterschaft an der Rennstrecke.

Betrieb am Ring: Zuschauer bei einem Lauf zur Tourenwagenmeisterschaft an der Rennstrecke.

Foto: dpa

Die Nachricht vom Ausstieg des Investors Robertino Wild aus der Käufergesellschaft sorgt für Spekulationen über die Zukunft des Rings und die Finanzkraft des vermeintlichen Hoffnungsträgers Wild. Währenddessen bemüht sich die Betreiberin des Rings, die Capricorn Nürburgring GmbH (CNG), die Lage nicht allzu dramatisch darzustellen. Sie geht weiterhin davon aus, dass der gültige Kaufvertrag erfüllt wird.

Wer welche Interessen am Nürburgring verfolgt, für den es mehrere Bieter gab, die in der aktuellen Krise munter hinter den Kulissen mitmischen, ist kaum noch zu verstehen. Auch wer wann und wie die finanzielle Situation des Kaufinteressenten Capricorn geprüft und für gut befunden hat, können Außenstehende nicht mehr nachvollziehen. Und mitten in dieser verworrenen Gemengelage, in der jedes Lager die Situation anders interpretiert, steht die Politik, die nicht minder daran interessiert ist, das Thema Nürburgring je nach Couleur für eigene Zwecke zu nutzen.

Im Zentrum der aktuellen Entwicklung steht Robertino Wild. Der Autoteilehersteller aus Düsseldorf sitzt seit 2002 am Nürburgring, produziert in der Nähe, nutzt die Nordschleife als Teststrecke.

Ein mittelständischer Unternehmer, der nach all den negativen Schlagzeilen um den Ring und um gescheiterte, weil dubiose Finanzierungsideen, wohltuend bodenständig daherkommt.

Auf die Frage, warum er das finanzielle Risiko Nürburgring eingehe, antwortete er im Sommer in einem Interview dieser Zeitung: "Weil ich daran glaube."

Ob das letztendlich reicht, um einen Kauf in Höhe von 77 Millionen zu stemmen? Auf die Frage, ob die Finanzkraft des Investors ausreichend geprüft worden sei, antwortet der Sprecher der Nürburgring-Betreiber, Pietro Nuvoloni, ohne zu zögern: "Ja!" Und er verweist, wie in der Vergangenheit, auf eine Finanzierungsbestätigung der Deutschen Bank - die nach Informationen der Zeitung Wirtschaftswoche inzwischen aber nicht mehr besteht.

Während die rheinland-pfälzische CDU-Vorsitzende Julia Klöckner nun fragt, ob man möglicherweise einem "Hochstapler" aufgesessen sei, dreht Unternehmer Wild den Spieß um. Seine jetzige schwierige Situation sei erst entstanden, weil Medien mehrfach über angebliche Finanzprobleme seiner Firma berichtet hätten. "Das führt dazu, dass Partner nervös werden", sagte er der Nachrichtenagentur dpa.

Wild habe seine Anteile an der Käufergesellschaft "freiwillig" im Interesse des Rings an einen Treuhänder abgegeben, sagt CNG-Sprecher Nuvoloni. Wie geht es jetzt weiter? In der Käufergesellschaft ist noch die Motorsportfirma Getspeed, die ein Drittel der Anteile hält.

Der Treuhänder hält nun Wilds Zweidrittel-Anteil und kann diesen an einen anderen Investor veräußern, damit die im Oktober fällige zweite Rate für den Ring in Höhe von fünf Millionen Euro bezahlt werden kann.

Wer einsteigt, ist bislang nicht bekannt. Auch Robertino Wild versucht laut CNG-Sprecher Nuvoloni Geld aufzutreiben, um doch noch im Rennen zu bleiben. Für Dienstag hat Nuvoloni eine Stellungnahme von Mitgesellschafter Getspeed angekündigt.

Erst wenn die zweite Rate nicht bezahlt werden kann, können die Nürburgringverwalter vom Kaufvertrag zurücktreten. Dann müsste der Ring erneut zum Verkauf ausgeschrieben werden. Das müsste laut der Verwalter aufgrund von EU-Recht innerhalb von vier Monaten über die Bühne gebracht werden. "Sonst droht die Stilllegung", so Nuvoloni.

Werner Langen, rheinland-pfälzischer EU-Abgeordneter der CDU, kritisiert diese Äußerung als "an den Haaren herbeigezogen". Durch diese Behauptung "soll der Öffentlichkeit nur deutlich gemacht werden, dass nun jede Lösung durchgesetzt und akzeptiert werden müsse, selbst der Einstieg von umstrittenen Hedgefonds", vermutet der Unionspolitiker Langen.

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