Nürburgring-Prozess - Achterbahn 'Ringracer' steht zum Verkauf

NÜRBURGRING · Landet die Achterbahn am Nürburgring auf dem Grabbeltisch der Fahrgeschäfte? Der 'Ringracer' - die angeblich schnellste Achterbahn der Welt - gilt als eine der größten Pleiten des Kreises Ahrweiler. Nun steht diese zum Verkauf, jedoch gibt es bisher keinen Interessenten.

Die Zukunft des Ringracers am Nürburgring bleibt ungewiss.

Die Zukunft des Ringracers am Nürburgring bleibt ungewiss.

Foto: dpa

Der Ringracer hat nur wenige Fahrten hinter sich, nur vier Tage sauste er im Formel- 1-Tempo über das graue Stahlgerüst am Nürburgring, das sich wie ein Mahnmal über die Rennstrecke erhebt. Die angeblich schnellste Achterbahn der Welt ist eigentlich seit ihrer Inbetriebnahme lahmgelegt, schlummert wie ein Koma-Patient mit null Stundenkilometern in der Box.

Begleitet von Pleiten, Pech und noch mehr Pannen wurde das für zwölf Millionen Euro angeschaffte Fahrgeschäft nie zum Magneten und zur Attraktion des "neuen" Nürburgringes. Im Gegenteil.

Die Achterbahn-Ruine steht symbolisch für eine der größten Pleiten in der Geschichte des Landes und des Kreises Ahrweiler. Gerne würden die Ringbetreiber das stählerne Monstrum los werden. Doch wer will diese Achterbahn haben? Nach derzeitigem Stand keiner. Zudem gibt es erhebliche Rechtsunsicherheiten bei einem etwaigen Verkauf, dem sicherlich auch der eingeschaltete Treuhänder zustimmen müsste.

Kaum hatte Formel 1-Star Michael Schumacher im Jahre 2009 bei größtem Medienandrang den Rollercoaster mit der Jungfernfahrt eingeweiht, da war auch schon Schluss. Mit einem lauten Knall am Katapult verabschiedete sich die in den USA gekaufte Achterbahn aus der Welt der Fahrgeschäfte.

Sechs Menschen wurden damals verletzt. Wer auf eine schnelle und problemlose Reparatur gehofft hatte, der wurde jäh enttäuscht. Immer wieder gab es technische Probleme, Tüv und Kreisverwaltung wurden wegen erforderlicher Genehmigungen hinzugezogen. 2011 kam es dann zu neuen Testfahrten. Diesmal knallten die Schrauben des Racers bis in die Boxengasse. Wieder wurde getüftelt und repariert.

Zwei weitere Jahre vergingen, dann erteilte die Kreisverwaltung grünes Licht für den angeblich genesenen Ringracer. Allerdings tuckerte der nur noch mit gedrosselter Geschwindigkeit über die Schienen. Aus der schnellsten Achterbahn der Welt war eine lahme Ente geworden, für die sich nicht zuletzt durch den zeitgleich stattgefundenen Verkaufs-Wirrwarr des Nürburgringkomplexes und des sich abzeichnenden finanziellen Debakels keiner mehr interessierte und zum fahrbaren Ladenhüter wurde.

Ring-Geschäftsführer Carsten Schumacher glaubt, den Ringracer allen Widrigkeiten zum Trotz doch noch verkaufen zu können. "Der Markt dafür sind alle Freizeitparks dieser Welt", sagte er gestern zum GA. Noch habe man den Racer nicht systematisch angeboten, so Schumacher.

Nach Lage der Dinge brauche man für einen Verkauf viel Zeit. Erlebnisparks in Deutschland haben jedoch wohl schon abgewunken. Die sind nämlich in aller Regel längst mit hochmodernen Achterbahnen ausstaffiert. Zudem rechnen sich die Kosten für den aufwendigen Ab- und Aufbau der Bahn kaum. "Da können Sie sich auch gleich eine neue Anlage holen", so ein Parkbetreiber.

Wie es nun weitergeht, bleibt offen. Auf dem Schrottplatz soll der Ringracer nach dem Willen Schumachers nicht landen. Vielleicht eher auf einem Grabbeltisch oder Restpostenmarkt für Fahrgeschäfte. Funktionstüchtig sei er ja, der Racer. Vorerst bleibt er wohl an Ort und Stelle und weist wie ein erhobener grauer Zeigefinger auf das unrühmlichste Kapitel hin, das die Eifel je erleben musste.

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