Nürburgring Motorsportfans demonstrierten gegen den Verkauf

NÜRBURGRING · "Legenden verkauft man nicht", "Save it, don't sell it" oder "Insolvenzverwalter - Totengräber der Region". Die Botschaft auf den Plakaten und Aufklebern in und auf den Fahrzeugen, die am Samstag den Weg zum Parkplatz am "Brünnchen" säumten, war unmissverständlich.

Denn gut 1500 Motorsportfans, die aus dem gesamten Bundesgebiet angereist waren, demonstrierten am legendären Streckenabschnitt der Nordschleife gegen den Verkauf "ihres" Nürburgrings. Für den Aufmarsch hatten die Initiatoren Christian Menzel und seine Rennfahrerkollegin Sabine Schmitz das Motto "5 vor 12" gewählt.

"Das hier ist wahrscheinlich unsere letzte Chance, Flagge zu zeigen und noch ein Zeichen zu setzen", erklärte der ehemalige DTM-Pilot aus der Eifelgemeinde Kelberg. Denn der 42-Jährige verwies auf das Bieterverfahren, das nach der Insolvenz der Nürburgring GmbH eingeleitet wurde und mit dem eine der berühmtesten Rennstrecken der Welt bis April 2014 in private Hände überführt werden soll.

"Der Nürburgring in der Hand privater Investoren wäre ein Desaster für den Breitensport, die Gastronomie und die gesamte Region", ist sich Menzel sicher. So befürchtet Ringtaxi-Unternehmer Ossi Kragl, der auch die Moderation auf der Bühne übernommen hatte, dass die künftigen Ringbesitzer etwa keine privaten "Touristikfahrten" auf der Nordschleife mehr zulassen könnten.

Außerdem sieht er die Gefahr, dass die internationale Automobilindustrie, die den Nürburgring seit vielen Jahren als Teststrecke nutze, mit "überhöhten Streckenmieten" vergrault werden könnte. Und Sabine Schmitz, deren Mutter Ursula Inhaberin des Hotels am Tiergarten in Nürburg ist, ist überzeugt, "dass die in der Region ansässigen gastronomischen Betriebe blockiert werden".

Unterstützung erhielten die Demonstranten vom ehemaligen ADAC-Präsidenten Otto Flimm. Der 84-Jährige, der sich als Gründer des Fördervereins "Ja zum Nürburgring" seit Jahren für den Erhalt des Rings engagiert, bezeichnete etwa das sogenannte Nürburgring-Gesetz, das den freien Zugang zur Rennstrecke zu angemessenen Kosten garantieren soll, als "zahnlosen Tiger". Es sei nicht mehr als eine leere Hülle, weil es keinen konkreten und bindenden Rahmen für einen zukünftigen Eigentümer darstelle.

Eingeladen hatten die Initiatoren auch 21 Mainzer Landespolitiker, 81 Bürgermeister aus der Region, Ahr-Landrat Jürgen Pföhler sowie die Insolvenzverwalter Thomas Schmidt und Jens Lieser. Einem Gespräch mit den Demonstranten hatten sich aber nur die Landtagsabgeordneten Alexander Licht und Horst Gies (beide CDU) sowie die Grünen Nicole Müller-Orth und Dietmar Johnen gestellt.

Von den Bürgermeistern waren nur der Nürburger Reinhold Schüssler und Johannes Bell (Verbandsgemeinde Brohltal) gekommen. Müller-Orth betonte: "Es ist nicht 5 vor, sondern 20 nach 12. Der Protest hier und heute ist beeindruckend, hätte aber viel früher kommen müssen."

"Für uns geht es primär darum, einen Verkauf zu verhindern. Der Ring ist das wertvollste Kulturgut, das Rheinland-Pfalz besitzt und muss in Landeshand bleiben", forderte Menzel und kündigte an, den Protest fortsetzen zu wollen. Und Otto Flimm hofft darauf, dass es doch noch zu einer Lösung im Sinne der Region kommen kann. "Wir haben aber nur noch eine Chance, wenn wir alle an einem Strang ziehen", rief er den Demonstranten zu.

Bieterverfahren für den Nürburgring läuft

Kaufinteressenten für den Nürburgring können auch weiter Angebote für den Komplex abgeben. Es sei zwar eine Frist zur Abgabe verbindlicher Angebote am 11. Dezember abgelaufen, sagte ein Sprecher der Ring-Sanierer. Die Frist sei aber nicht "ausschließend". Interessenten hätten weiter die Möglichkeit, Gebote zu machen. Im Januar würden dann voraussichtlich Verhandlungen mit ausgewählten Bietern beginnen.

Einer Auswahl an Interessenten wurde in den vergangenen Wochen der Zugang zu einem virtuellen Datenraum gewährt. Dort können sie betriebswirtschaftliche Daten des Rings einsehen. Die Sanierer haben stets betont, die Anzahl der Interessenten im Datenraum begrenzen zu wollen, da die Prüfung der Zahlen jeden Bieter Geld koste. Wie viele Interessenten einen Zugang besitzen, ist nicht bekannt. Die Anzahl dürfte aber unter 20 liegen.

Angebote von Bietern, die bislang nicht berücksichtigt wurden, wurden nach Angaben der Sanierer zunächst "geparkt". Eine endgültige Absage habe bislang noch keiner erhalten. Dazu zählt auch der ADAC, dessen Angebot den Sanierern zu niedrig war. Diese betonen, alle Bieter gleich behandeln zu müssen. dpa

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