Nürburgring Heuschrecken in der Eifel?

MAINZ · Rätselraten über die Rolle der Münchner Afinum Management GmbH: "Private-Equity-Gesellschaften" werden Unternehmen genannt, die sich bei anderen Firmen einkaufen, Geld abziehen und diese dann weiterverkaufen - der damalige SPD-Chef Franz Müntefering sprach 2005 von "Heuschrecken".

Die Münchner Afinum Management GmbH wird von kritischen Stimmen zum Schwarm der "Heuschrecken" gezählt, andere verweisen auf deren mittelständische Tradition, Erfahrung und Seriosität, mit deutschen Kapitalgebern im Hintergrund. Im April erwarben sie 40 Prozent der Schuhhandelskette Görtz.

Anfang vergangener Woche hat Afinum den Insolvenzverwaltern des Nürburgrings ein durchaus lukratives Angebot vorgelegt: Zusammen mit Axel Heinemann von GetSpeed wolle man die zweite und dritte Kaufpreisrate von insgesamt zehn Millionen Euro zahlen, zudem würden weitere Eigenmittel von bis zu 25 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Das Angebot lag den Insolvenzverwaltern am 27. Oktober vor. Dass die Münchner über genügend Finanzmittel verfügen, steht außer Frage. So steht über "Afinum Siebte" ein Fondsvolumen von über 280 Millionen Euro zur Verfügung. Allerdings konnte Afinum die zehn Millionen Euro erst nach Ablauf der Frist 31. Oktober zahlen.

iese war von den Insolvenzverwaltern für die zweite Kaufpreisrate angesetzt worden, nachdem Capricorn-Chef und Nürburgring-Käufer Robertino Wild im Juli um Zahlungsaufschub für die zweite Rate gebeten hatte. Allerdings heißt es bei Insidern, dass die Frist nicht unbedingt maßgeblich sei - den schließlich werde das Geld ohnehin erst einmal auf einem Treuhandkonto eingezahlt.

Am Donnerstag wurde ruchbar, dass ein russisches Konsortium um den Pharmaunternehmer Viktor Charitonin zwei Drittel der Anteile an der Capricorn Nürburgring Besitz GmbH (CNBG) erworben hatte. Diese hatte zuvor die Capricorn Holding von Robertino Wild gehalten, aber aufgrund eigener Schwierigkeiten an einen Treuhänder übergeben. Wild soll, angeblich über Multimilliardär und FC-Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch, den Kontakt nach Russland angebahnt haben.

Axel Heinemann, der mit seinem Unternehmen GetSpeed das restliche Drittel der CNBG hält, wiederum hat den Kontakt zu Afinum geknüpft. Zudem sollen mindestens drei weitere Angebote von wohlhabenden Unternehmern vorgelegen haben. Gab es also Alternativen zum Verkauf des Nürburgrings an die Russen?

Der CDU-Fraktionsvize im Landtag, Alexander Licht, sagt: "Die Alternativen wurde nicht transparent geprüft." Er sieht auch hinter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, die im Hintergrund für die Insolvenzverwalter die Strippen zieht, "immer größere Fragezeichen". Schließlich verdiene die Gesellschaft ordentlich an dem ganzen Verfahren.

Was die Russen nun mit dem Nürburgring vorhaben, bleibt noch im Nebel der Eifel. Der Aufsichtsratschef der neuen Nürburgring-Holding, Michael Lemler, erklärte, man wünsche sich eine Stärkung des Kerngeschäfts, das heißt des Motorsports.

Der Ring bleibe Teststrecke für Autohersteller und -zulieferer, Ort für Veranstaltungen und Privatfahrer und ein "Refugium für die Pflege historischer Fahrzeuge". Das russische Konsortium hat zehn Millionen Euro, also die zweite und dritte Kaufpreisrate gezahlt. Zudem sollen weitere zehn Millionen Euro in die Besitzgesellschaft investiert werden - für das operative Geschäft.

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