Nürburgring-Prozess Großes Finale - Urteile werden gefällt

KOBLENZ · Im Nürburgring-Verfahren steht der Schlusspunkt an: Am 16. April werden vor dem Landgericht Koblenz die Urteile gesprochen - nach einem mehr als anderthalbjährigen Verhandlungsmarathon.

Nur noch ein Termin ist angesetzt im schier endlosen Untreue-Verfahren zum Nürburgring-Ausbau. Am kommenden Mittwoch (16. April) wird am Koblenzer Landgericht die Strafkammer um den Vorsitzenden Richter Winfried Hetger einen Schlussstrich unter das Mammutverfahren ziehen.

Es hatte im Oktober 2012 begonnen, zahlreiche Vertreter der rheinland-pfälzischen Politprominenz saßen auf der Anklagebank. Danach könnte der krisengeplagte Nürburgring zumindest etwas aus den Schlagzeilen rücken, nachdem vor einigen Wochen bereits der Verkauf der insolventen Eifel-Rennstrecke an den Autozulieferer Capricorn unter Dach und Fach gebracht worden war. Vorher dürften die Urteile die Aufmerksamkeit aber noch einmal mit voller Wucht auf die 2009 spektakulär gescheiterte Privatfinanzierung des Ringausbaus lenken.

Es werden Erinnerungen hochkommen, wie sich der Scheck eines angeblichen US-Investors als ungedeckt herausstellte und der in dem Verfahren angeklagte ehemalige rheinland-pfälzische Finanzminister Ingolf Deubel (SPD) zurücktrat - ein vormals bundesweit anerkannter Finanzpolitiker. Auch werden die rund 330 Millionen Euro noch einmal diskutiert, die der Freizeitpark einst verschlang, für dessen Kosten letztlich das Land einspringen musste.

Das Gericht wird fünf Urteile sprechen: Gegen den wegen Untreue angeklagten Deubel, Ex-Ringchef Walter Kafitz, den ehemaligen Ring-Controller sowie wegen Beihilfe zur Untreue gegen den Ex-Geschäftsführer der Förderbank ISB, Hans-Joachim Metternich, sowie den Geschäftsführer der ISB-Tochter RIM, Roland Wagner. Spannend wird, wie das Gericht mit den sehr unterschiedlichen Meinungen der Staatsanwaltschaft und der Verteidiger umgeht.

Letztere haben sämtlich für ihre Mandanten Freisprüche gefordert und in ihren Plädoyers die Anklage scharf kritisiert. Die Staatsanwaltschaft indes fordert vier Jahre Haft für Deubel sowie Bewährungsstrafen für den Rest: ein Jahr und zehn Monate für Kafitz, zehn Monate für den Ex-Controller, ein Jahr für Metternich sowie neun Monate für Wagner. Eine Kardinalsfrage dürfte sein, wie Hetger und Co. die Rolle Deubels sehen.

Während die Anklage ihn für den damals faktischen Geschäftsführer der Nürburgring GmbH hält, also die treibende Kraft bei der Investorensuche, bestreitet der Ex-Minister das vehement. Auch in seinem Schlusswort am Montag vergangener Woche machte er das noch einmal deutlich. Er habe sich nichts zu Schulden kommen lassen. "Ausgehend von meinem damaligen Wissen würde ich auch heute so handeln."

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