Leidenschaft für Obst und Gemüse Nach der Kalten Sophie geht es los

TROISDORF · Die Knospen seiner Mirabellenbäume versetzen Nino Losacco in Verzückung. "Endlich kann ich einmal Mirabellen ernten", freut sich der Gärtner aus Leidenschaft. Die Freude ist echt. Auch die grünen Pflänzchen, die zaghaft erste Blätter durch die Erde recken, begrüßt er beinahe liebevoll.

 Nino Losacco mit Tomatenpflanzen in seinem Gewächshaus den Müllekovener Siegauen

Nino Losacco mit Tomatenpflanzen in seinem Gewächshaus den Müllekovener Siegauen

Foto: Nadine Quadt

Kohlrabi, Chicorée und Artischocken, nennt er sie beim Namen. Sie dürfen schon im Freien wachsen und gedeihen. "Die sind frostfest", erklärt Losacco, der in seinem Garten in den Müllekovener Siegauen seit 25 Jahren Obst und Gemüse anbaut. Jahre, in denen er Erfahrungen gesammelt und sich Tricks angeeignet hat.

Nach den Wintermonaten hat es den 73-Jährigen regelrecht hinausgezogen in sein kleines Paradies. Im Herbst hat er den Garten umgegraben und mit Pferde- und Kuhmist biologisch gedüngt. "Bis zum Frühjahr habe ich Ruhe", sagt der Mann, der in den 1960er Jahren aus seiner Heimat in der italienischen Provinz Apulien ins Rheinland kam - und blieb. Erst Ende März könne man frostunempfindlichen Gemüsepflanzen setzen. Die Erbsen streben ihren Rankhilfen entgegen. Spinat, verschiedene Kohlsorten und Salate bringen ein wenig Grün in das noch karge Feld. Unter einem Dach aus Wellblech geschützt wachsen Auberginen.

Für alle anderen Gemüsesorten sind die Eisheiligen im Mai Orientierungspunkt. "Nach der Kalten Sophie, am 15. Mai, geht es im Gemüsegarten los", erklärt Nino Losacco. Denn: "Eine Frostnacht reicht, um alles kaputt zu machen." Ganz untätig ist er aber auch bei den Nachtschattengewächsen nicht. Die zieht Losacco in seinem Gewächshaus vor. Darin herrschen fast tropische Temperaturen. "Meine große Leidenschaft sind die Tomaten", verrät der Italiener. Bis zu 130 Pflanzen tragen Jahr um Jahr in seinem Garten Früchte. Noch wachsen sie in Miniatur im geschützten Raum des gläsernen Gartenhauses. Neben Auberginen, Gurken, Paprika, Bohnen und Zucchini.

"Die Tomaten habe ich zu Hause auf der Fensterbank vorgezogen", erklärt Losacco. Als sie fünf bis sieben Zentimeter groß waren, habe er sie pikiert, also einzeln in Töpfe gesetzt und ins Gewächshaus umgesiedelt. Dort warten sie nun auf die Kalte Sophie. Neben dem Frost haben sie auch andere Feinde. "Momentan haben wir hier eine Plage von Maulwürfen und Wühlmäusen", sagt der 73-Jährige. Die fräßen die Wurzeln der jungen Pflanzen weg und richteten große Schäden im Gemüsegarten an. Seine Tomatenpflanzen schützt er daher noch durch Töpfe. Im Freien fressen ihm die Wildtauben Salat- und Kohlpflanzen weg. Dagegen schützt er sich, indem er die Pflanzen abdeckt. Und mit einer Krähenattrappe. "Aber ich glaube, über die lachen sich die Tauben inzwischen kaputt."

Im Gemüsegarten sei die Kombination der Sorten wichtig, hat Nino Losacco über die Jahre erfahren. So sät er seine Möhren nur zusammen mit den Zwiebeln aus. "Die Zwiebeln vertreiben Fliegen, die den Möhren schaden würden", erklärt er. Und auch Kohl- und Tomatenpflanzen würden sich bestens ergänzen. Kartoffeln hingegen sollten möglichst weit weg von Tomaten gepflanzt werden, rät der Klima- und Kältetechniker im Ruhestand. Denn Kartoffeln übertrügen die Krautfäule, eine stark ansteckende Krankheit, die eine ganze Tomatenernte vernichten könnte. "Das ist ein Problem, mit dem jeder Gärtner zu kämpfen hat", so Losacco. Da er sein Gemüse nicht spritzen möchte, deckt er es zum Schutz mit Folie ab.

"Tomaten brauchen einen trockenen Kopf und nasse Füße", verrät Nino Losacco, was die Nachtschattengewächse gedeihen lässt. Ein Dach sei ratsam, denn: "Nach ein paar Tagen Regen sind die Tomaten kaputt." Wenn das Laub der Pflanze zu stark werde, sollten die untersten Blätter entfernt werden. "Damit die Pflanze gut durchlüftet wird." Luft brauchen auch die Obstbäume. Kirsche, Pflaume, Birne und Apfel stehen in Losaccos kleinem, mediterranen Paradies kurz vor der Blüte. Deren Äste stutzt er im Herbst. Nach einer simplen Regel: "Zwischen den Ästen muss ein Hut durchfliegen können."

Die Leidenschaft fürs Gärtnern hat Losacco an seinen Sohn weitergegeben, der sie zum Beruf gemacht hat. Was ihn fortan fast täglich in sein Fleckchen Land in den Müllekovener Siegauen treibt, ist der Wunsch nach frischem, biologischem Obst und Gemüse. Für sich, seine Enkelkinder und seine Freunde. Seine Tomaten, Roma-Tomaten, genießt er im Übrigen auch im Winter. Seine Frau Anneliese kocht die roten Früchte ein und macht sie so haltbar.

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