Factory Outlet Center Wie die Königswinterer Parteien zum FOC in der Altstadt stehen

KÖNIGSWINTER · Ist ein Factory Outlet Center der ersehnte Heilsbringer für die Königswinterer Altstadt? Kaum ein Thema beschäftigt derzeit die Bürger mehr. Der Königswinterer Investor Ulrich Nordhorn will auf Teilen des Lemmerzgeländes sowie auf dem Jass-Gelände und dem Bobby-/Rheingoldgelände ein Outlet Center von etwa 20.000 Quadratmetern errichten.

Erfahrungen mit einem FOC hat Nordhorn - er zeichnet auch für das Outlet Center in Ochtrup verantwortlich. Die Gewerbetreibenden sind in ihrer Einschätzung gespalten. Zu den offenen Fragen gehören neben vielen anderen vor allem die Verkehrsführung rund um ein mögliches FOC sowie die Parkplätze. Wie stehen die im Rat vertretenen Parteien zu dem Projekt? Der General-Anzeiger befragte sie dazu im Vorfeld der Kommunalwahl am 25. Mai.

Das sagt die CDU: Die CDU hat gemeinsam mit ihrem Koalitionspartner den Auftrag an die Verwaltung gegeben, die Ansiedlung eines FOC in der Altstadt zu prüfen. Wir stehen erst am Anfang der Diskussion mit Investor, Verwaltung und Bürgerschaft. Das Für und Wider des FOC insbesondere im Hinblick auf die Entwicklung der Altstadt (Image, Charakter) muss sorgfältig abgewogen, Kritikpunkte sachlich diskutiert und ergebnisoffen nach Lösungen gesucht werden. Dazu bedarf es vorbereitender Untersuchungen und Gutachten, die teilweise bereits in Auftrag gegeben worden sind und an denen sich der Investor finanziell beteiligen muss. Die CDU Königswinter wird abschließend entscheiden, wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen. Dazu müssen die Bürger wissen, dass die planungsrechtlichen Entscheidungen nicht allein in Königswinter fallen, sondern die Nachbarstädte und die Bezirksregierung intensiv zu beteiligen sind.

Das sagt die SPD: Die Ansiedlung eines FOC in Königswinter könnte ein wesentlicher Beitrag zur Wiederbelebung der Altstadt sein und eine Chance für die ganze Stadt werden. Dabei stehen für die SPD drei Dinge im Vordergrund: Die Hauptstraße muss einbezogen werden, eine breite und umfassende Bürgerbeteiligung muss gesichert sein und ein tragfähiges Verkehrs- und Parkkonzept muss erarbeitet werden. Hier müssen wir Königswinterer unsere Hausaufgaben machen. Hauptstraße und Rheinfront müssen mehr als Brosamen abkriegen und aufgewertet werden. Die anderen Highlights unserer Stadt wie Drachenfels, Siebengebirge, Drachenburg oder das Siebengebirgsmuseum müssen mit dem neuen Outletzentrum in ein touristisches Gesamtkonzept eingebunden und in den alten Lemmerzwerken soll eine Kulturfabrik als kultureller Höhepunkt eingerichtet werden. Hier ist Gestaltungswille gefragt, nicht wie bislang die Verwaltung des Stillstands.

Das sagen die Köwis: Das FOC könnte eine Chance für die Altstadt sein. Angesichts der großen strukturellen Probleme wäre es verantwortungslos, diese Option nicht ernsthaft zu prüfen. Zuallererst muss allerdings geklärt werden, ob das FOC so überhaupt genehmigungsfähig ist. Denn unser Einzelhandelskonzept und der Regionalplan passen nicht mit dieser Planung zusammen. Die Hürde für eine Umwidmung des Lemmerz-Industriegebiets ist hoch. Unter anderem müssen die möglichen Auswirkungen der zentrenrelevanten Sortimente auf die Nachbarstädte geprüft werden. Dann brauchen wir ein Konzept, das die Entwicklungsperspektiven für die gesamte Altstadt beinhaltet und aufzeigt, wie die Infrastruktur für den Tourismus und das FOC aussehen muss. Geklärt werden muss auch die finanzielle Beteiligung des Investors. Das Projekt muss als ergebnisoffener Prozess mit maximaler Bürgerbeteiligung weiter verfolgt werden.

Das sagen die Grünen: Ein FOC in Königswinter nach dem Ochtruper Muster könnte für die Stadt eine Chance bedeuten, sich städtebaulich und auch wirtschaftlich neu aufzustellen. Diese Gewerbeansiedlung könnte dazu beitragen, das brachliegende Industriegebiet nahe der Altstadt wieder in Wert zu setzen. Durch eine gelungene Architektur, die alte, denkmalgeschützte Gebäude behutsam mit Neubauten verbindet und durch geschickte Übergänge zu angrenzender Infrastruktur könnte sich ein FOC gut integrieren. Dazu gehören aus Sicht der Grünen ein durchdachtes Konzept sowie eine sinnvolle Einbeziehung der Altstadt, bei der die Bürgerinnen und Bürger von Anfang an eingebunden werden. Die Stärkung der Altstadt ist hierbei von zentraler Bedeutung. Die Einbeziehung regionaler Künstler und Kunsthandwerker könnte ein weiterer wichtiger Aspekt sein und Königswinter als "Stadt der Künste" ein größerer Raum eingeräumt werden. Die Grünen erwarten dadurch auch wirtschaftliche Vorteile für Königswinter. Verkehrliche Probleme und die Parksituation sind frühzeitig zu berücksichtigen.

Das sagt die FDP: Wir haben mit dem Antrag der Koalition zur Prüfung alternativer Handelsformen den Stein ins Rollen gebracht, nachdem wir uns zuvor vor Ort über verschiedene FOC informiert hatten. In dem jetzt vorgestellten Konzept eines Investors sehen wir die Chancen, die seit Jahren brachliegenden Grundstücke auf der östlichen Seite der Bahn nachhaltig zu nutzen, insbesondere die darniederliegende Hauptstraße wiederzubeleben, Gastronomie und Hotellerie zu beleben und den herkömmlichen Tourismus verträglich um den Shopping-Tourismus zu ergänzen.

Das sagt die Linke: Das geplante FOC jenseits der Altstadt und der Bahn auf einer Länge von gut 1200 Metern Luftlinie, begleitet vom Lärm und Leben der Bahnstrecke, die auf noch mehr Güterzüge hin ertüchtigt werden soll, lehnen wir ab. Die Grundsatzfrage ist, wie Königswinter sich in Zukunft präsentieren und aufstellen will. Wollen wir weiter die Touristenstadt mit Drachenfels, sieben Bergen, Rheinromantik und einer eines Tages einmal wieder lebenswerten Altstadt sein? Oder wollen wir uns zur FOC-Shopping-Stadt für den angeblich boomenden Markt des internationalen 'Shopping-Tourismus', der rabattsüchtigen arabischen und fernöstlichen Touristen entwickeln? Glauben wir im Ernst, die schnäppchengeilen FOC-Gäste kämen mit Schiff, Fahrrad, Straßenbahn und Zug, wie man uns ja ernstlich weismachen will? Und wer bitte glaubt eigentlich, unsere bzw. des Investors wilde Jagd nach dem Motto "Wer zuerst kommt, den belohnt das Leben" werde von den FOC-Konkurrenten oder gar den geschädigten Städten im Umkreis hingenommen?

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