Planungen für ein Factory Outlet Center Stelldichein der politischen Fraktionen aus Königswinter in Ochtrup

OCHTRUP/KÖNIGSWINTER · "Ihre touristischen Ausflugsziele hätte ich gerne bei mir. Sie haben sehr große Chancen." Armin Wienker, Center-Manager des einzigen Factory Outlet Center (FOC) in NRW in Ochtrup, macht der Delegation aus Königswinter Mut.

Nach Grünen, Königswinterer Wählerinitiative und SPD ist die CDU-Fraktion bereits die vierte Reisegruppe innerhalb von wenigen Wochen im Münsterland. Sie möchte sich ein Bild von dem machen, was künftig auch in ihrer Altstadt Realität werden könnte.

Begleitet wird die Fraktion von Projektentwickler Ulrich Nordhorn, der in Ochtrup bereits umgesetzt hat, was er an seinem jetzigen Wohnort Königswinter gerne wiederholen würde. Das FOC in Ochtrup war 2004 mit einer Verkaufsfläche von 3500 Quadratmetern klein gestartet und hat seit August 2012 rund 11.500 Quadratmeter Netto-Verkaufsfläche.

In den ersten fünf Monaten nach der Erweiterung kamen eine Million Besucher, nach einem Jahr waren es 2,2 Millionen. In den 65 Shops sind 750 Mitarbeiter beschäftigt, weitere 30 in der FOC-Verwaltung. Bei der niedrigen Arbeitslosenquote in der Region ist es schwierig, Personal zu finden.

In Königswinter sind 20.000 Quadratmeter geplant. Nordhorn rechnet hier mit mindestens zwei Millionen Besuchern pro Jahr, von denen 800.000 anschließend noch die Altstadt und die Rheinpromenade aufsuchen würden. Als Muster dient ihm dabei das Outlet in Roermond in den Niederlanden. Dort gehen rund 1,6 Millionen der 4,8 Millionen Besucher anschließend auch in die Altstadt.

Wienker versichert, für den Standort Ochtrup sei das FOC "eine Riesenbereicherung". Ähnlich hatte sich einige Wochen zuvor beim Besuch der Köwis Thomas Büchler, der Vorsitzende der Veranstaltungs- und Werbegemeinschaft Ochtrup, geäußert. Sein Stellvertreter Alexander Huesmann, der selber zwei Bekleidungsgeschäfte in der Altstadt betreibt, zeichnete hingegen ein weitaus weniger rosiges Bild von der Entwicklung dort.

Die Zahl der Leerstände habe sogar zugenommen. Wienker sieht das anders. "Die Innenstadt profitiert natürlich davon. Sie muss aber auch an sich arbeiten. Die Geschäftsleute müssen etwas Geduld haben und mit dem FOC zusammenarbeiten", sagt er. Das gelte auch für die Öffnungszeiten. Wenn Läden in der Mittagspause schließen würden, seien diese selber an ihren schlechten Zahlen schuld. "Wer hier Mittagspause macht, kann in Zukunft nicht mehr existieren", meint auch Nordhorn.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende in Ochtrup, Hajo Steffers, der seine Kollegen aus Königswinter in Empfang nimmt, erinnert an die Anfänge des FOC. Seine Fraktion, die damals noch die politische Mehrheit gehabt habe, hätte vor einem Jahrzehnt gegen den Widerstand aller anderen Fraktionen im Stadtrat entschieden, den historischen Beltmann-Bau und den Böhmschen Rundbau zu kaufen.

Heute sei man sich über alle Fraktionen hinweg einig, dass das richtig gewesen sei. Damals habe man zunächst daran gedacht, dort das Rathaus anzusiedeln, was auch eine Parallele zum Kauf einiger Gebäude der Lemmerzwerke in Königswinter ist. Stattdessen entstand in den historischen Gebäuden - wie demnächst vielleicht auch auf dem Lemmerz-Gelände - die erste Stufe des FOC in Ochtrup. "Die Nachbarkommunen haben damals aufgeheult.

Als das FOC dann auf 11.500 Quadratmeter erweitert wurde, war das Geschrei noch größer", berichtete Steffers. Man habe sich vielen Widerständen gegenüber gesehen, lediglich der Steinfurter Landrat habe die Planungen unterstützt. Dennoch hätten Stadt und Betreiber die Genehmigungen und das Baurecht auf dem Rechtswege über mehrere Instanzen erfolgreich eingeklagt.

Die Zeit war in Ochtrup ein wichtiger Faktor. Denn auch im benachbarten Gronau war ein FOC geplant, von derselben Gesellschaft, die zurzeit ein Center in Montabaur anstrebt. "Es ist ein Wettlauf um die Marken-Besetzung eines Standorts. Wenn nicht in Königswinter, dann eben in Montabaur oder Remscheid. Wenn wir selber nicht kommen, werden wir rechts und links angesaugt", sagt Nordhorn. "Das Kapital sucht sich seinen Weg." Steffers macht auch deutlich, dass langfristig nur eine breite Unterstützung des Rates für das FOC zum Erfolg führen werde. "Das müssen Sie hinkriegen, sonst wird es schwierig."

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