Energiewende in der Region Made in Amerika

BONN · Die GA-Serie "Energiewende in der Region": Ein historisches Mehrparteienhaus steht in Plittersdorf. Ein Besuch.

 Effizienter Altbau: Michael Kleine-Hartlage und Energieexperte Reiner Koenigs von der Vebowag vor dem Haus am Europaring.

Effizienter Altbau: Michael Kleine-Hartlage und Energieexperte Reiner Koenigs von der Vebowag vor dem Haus am Europaring.

Foto: Tina Stommel

Zwischen dem südlichsten Zipfel des Rheinauensees und dem letzten Stück Kennedyallee, bevor Wiese und Fluss das Sagen haben, wird Bonn zu Amerika: Offiziell heißt es HICOG-Siedlung, von "High Commissioner of Germany". Anfang der 50er Jahre wurde sie für die Mitarbeiter der Alliierten Hohen Kommission errichtet, nach deren Auflösung wohnten dort Angehörige der Bonner US-Botschaft. "Amerikanische Siedlung" nennen sie die Bonner.

In Bonns Amerika sind die Straßen breiter als anderswo, die Fenster größer, der Ausblick weiter - und wer sich die Siedlung in punkto Energiewende anguckt, der wird überrascht: Denn die Energiewende ist hier nicht nur Zukunftsmusik, sondern hat bereits Geschichte.

Von 1998 bis 2001 erwarb die Vebowag, die Vereinigte Bonner Wohnungsbau AG, rund 400 Wohnungen in der Amerikanischen Siedlung. Seit 2008 werden sie modernisiert. Gerade die ehemaligen US-Wohnungen bringen dabei schon so einiges energetisch Positives mit: "Typisch für die amerikanische Bauweise ist zum Beispiel das massive Mauerwerk", sagt Vebowag-Vorstand Michael Kleine-Hartlage.

In dem derzeit sanierten Haus am Europaring sind die Wände 36 Zentimeter dick - da ging schon in den Fünfzigern kaum Energie flöten. Die großzügigen Fenster lassen viel wärmende Sonne hinein. "Wenn man sich im Vergleich dazu deutsche Fünfziger-Jahre-Bauten ansieht, dann kann man sagen, dass die Amerikaner hier damals schon recht vorbildlich mit der Energie umgegangen sind", sagt Kleine-Hartlage. "Aber in Deutschland wäre auch damals gar nicht das Geld für solche Bauten da gewesen."

Der Vebowag-Energie-Experte Reiner Koenigs hat dennoch keine leichte Aufgabe bei der Sanierungsplanung: Die Fassaden der Wohnhäuser stehen unter Denkmalschutz, Außendämmung ist also nicht möglich. Die typische Optik der in neun Glasfelder aufgeteilten Treppenhaus-Fenster sollte ebenfalls erhalten bleiben. Original sind aus Stahl gefertigte Rahmen mit Einfachverglasung. "Wir haben eine Spezialanfertigung für die Rahmen in Auftrag gegeben, um die Optik zu erhalten, und die neuen Fenster mit einer zweifachen Wärmeschutzverglasung versehen", so Reiner Koenigs.

Neu gedämmt wurde das Dach. In den Wohnungen innen wurde unter den Fenstern gedämmt - ein idealer Platz, denn die Brüstungen sind hier extrabreit, XXL wie so vieles in der Ami-Siedlung.

Die Energieversorgung der Gebäude erfolgt über Fernwärme der Stadtwerke Bonn: Eine moderne, witterungsgesteuerte Fernwärme-Kompaktstation versorgt die Fußbodenheizung und die zentrale Warmwasserbereitung.

Insgesamt zehn Monate dauert die Sanierung des Hauses am Europaring. Es ist eines von mehreren Häusern in der Ami-Siedlung, die energetisch saniert werden oder wurden.

Den Anspruch, erneuerbare Energien zu nutzen, hat die Vebowag laut Kleine-Hartlage grundsätzlich - mit insgesamt 6000 Wohnungen ist die Vebowag übrigens der größte Bonner Wohnungseigentümer.

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