Siegburger Stadtmuseum wird 25 Jahre alt Geschenkwunsch empört Künstler

SIEGBURG · Das Siegburger Stadtmuseum wird in diesem Jahr 25 Jahre alt. Und das soll im Mai unter anderem mit einer Ausstellung gefeiert werden, die Museumsleiterin Gundula Caspary als Retrospektive konzipieren will. Die Stadt bittet dafür 200 Kreative um ein Kunstwerk.

 Hermann Josef Hack vor einem Kunstwerk in der Ausstellungshalle des Jungen Forums Kunst.

Hermann Josef Hack vor einem Kunstwerk in der Ausstellungshalle des Jungen Forums Kunst.

Foto: Kieras

Deshalb hat sie in einem Brief mehr als 200 Künstler, die in der Vergangenheit im Stadtmuseum ausgestellt haben, gebeten, jeweils ein Werk zur Verfügung zu stellen. Zur besseren Vergleichbarkeit im DIN A 4-Format - und am liebsten als "Geburtstagsgeschenk", wie aus dem dem GA vorliegenden Brief hervorgeht.

Das irritiert zumindest den bekannten Siegburger Künstler Hermann Josef Hack. "Das ist so, als wenn mich jemand zu seiner Party einlädt, ich aber für die Getränke sorgen soll", findet Hack, der dem Schreiben "Dreistigkeit" und "Respektlosigkeit" beimisst. Das Museum habe ich den vergangenen Jahren nur eine kleine Plastik von ihm gekauft, die bis jetzt noch nie ausgestellt worden sei.

Zwar überlasse die Stadt den Künstlern Ateliers, die Hack als "vorbildlich" bezeichnet. Geld werde jedoch nur investiert, wenn man glaube, dass es sich einmal bezahlt mache oder "um sich mit großen Namen zu schmücken, die suggerieren sollen, dass wir in Siegburg mit Städten wie Köln oder Bonn konkurrieren könnten", so Hack, der Künstler wie HA Schult und Armin Müller-Stahl erwähnt, die 2014 zur 950-Jahr-Feier im Stadtmuseum zu Gast waren. Die Künstler aus Siegburg hingegen seien im Jubiläumsjahr nur gefragt gewesen, "wenn sie kostenlos etwas abgeliefert" hätten, so Hack - und so solle es jetzt zum Geburtstag des Museums offenbar wieder sein, vermutet er.

Dem widerspricht Museumschefin Caspary auf GA-Anfrage. Mit ihrem Brief sei "kein Zwang, sondern nur ein Wunsch" verbunden gewesen. Caspary bestätigt, dass sie "ein bisschen frech" darum gebeten habe, die Arbeit dem Stadtmuseum als Geschenk zu überlassen. "Mir geht es aber nicht darum, den pekuniären Wert der Sammlung zu steigern, sondern um eine repräsentative Chronik der zeitgenössischen Künstler", betont sie.

Auch ein weiterer Siegburger Künstler, Karl-Heinz Löbach, wundert sich über die Anfrage: "Ich habe zwar kein Problem damit, zu einem Geburtstag ein Geschenk mitzubringen, aber dieser Brief hinterlässt doch einen gewissen Beigeschmack", sagte Löbach dem GA. Er habe im Museum bereits zugesagt, sei dabei aber direkt gebeten worden anzugeben, was sein Kunstwerk ungefähr wert sei. Löbach fragt sich vor allem, was mit den "Geschenken" nach der Ausstellung geplant ist. "Unzählige Jahresgaben", die Künstler der Stadt als Gegenleistung für die Nutzung von Ateliers überlassen hätten, "wurden nie wieder gesichtet und sind in den Katakomben des Museums verschwunden", so der Bildhauer.

Auch das weist Gundula Caspary zurück: Ein Schätzwert sei für die Schenkungsurkunde wichtig und die Frage danach darum ein übliches Vorgehen. Was mit den Kunstwerken nach der Ausstellung im Mai passieren soll, sei noch unklar. "Wir haben natürlich nicht die Möglichkeit, diese dauerhaft auszustellen", so die Museumsleiterin, "aber sie sollen etwa in andere Ausstellungen teilweise mit integriert werden."

Hermann Josef Hack hat derweil aus Anlass der städtischen Bitte bereits ein Kunstwerk erstellt: ein "Armutszeugnis" im gewünschten DIN A 4-Format.

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