Flugsicherheit In Flugzeugen qualmt es immer wieder

KÖLN/BONN · Die Fluggesellschaften melden nahezu täglich Zwischenfälle. Die Vereinigung Cockpit sagt, es gebe bisher keine perfekte Lösung bezüglich verunreinigter Kabinenluft.

Diesen Flug von Zagreb nach Köln/Bonn wird Peter Schmitz so schnell nicht vergessen. "Wir waren erst wenige Minuten in der Luft, als es hieß, wir müssten umkehren. Es gebe Rauch im Flugzeug", erzählt Schmitz von dem Trip am 29. August diesen Jahres. Schmitz, der in Leubsdorf bei Linz wohnt, nutzte die Germanwings-Verbindung, um einen Freund in Bosnien zu besuchen und befand sich auf dem Heimflug.

"Bei der Landung in Zagreb wurden wir von Feuerwehr und Krankenwagen eskortiert. Nach einigen Stunden Aufenthalt flogen wir dann mit der gleichen Maschine nach Köln/Bonn."

Auf Anfrage bestätigte Germanwings den Zwischenfall. Im Cockpit habe sich Rauch entwickelt. Entsprechend der Vorschrift hätten die Piloten die Sauerstoffmasken aufgesetzt und seien nach Zagreb zurückgekehrt, sagte ein Sprecher der Airline. Dort habe sich herausgestellt, dass eine der beiden Klimaanlagen heißgelaufen war.

Die defekte Klimaanlage sei abgeklemmt worden und der Flieger mit nur einer Klimaanlage nach Köln/Bonn geflogen. Das sei so auch den Vorschriften entsprechend gewesen.

Auch wenn Germanwings diesen jüngsten Zwischenfall selbst als "gravierend" eingestuft habe, sei er nicht zu vergleichen mit dem Problem verunreinigter Kabinen- oder Cockpitluft, die bei dem schweren Zwischenfall vor zwei Jahren eine Rolle gespielt haben könnte.

Grundsätzlich beziehen die Klimaanlagen im Flugzeug nämlich ihre Luft aus dem Triebwerkskomplex. Laut der Pilotenvereinigung Cockpit (VC) wurde die heutige Technologie in den 60er Jahren von den Herstellern eingeführt. Nur bei dem neuesten Flugzeug auf dem Markt, der Boeing 787 "Dreamliner", kommt die Kabinenluft nicht aus dem Triebwerkskomplex.

[kein Linktext vorhanden]Die Industrie arbeitet nach eigenen Angaben zwar an Modellen, wie die Verunreinigung der Kabinenluft grundsätzlich vermieden werden kann. "Es gibt noch keine perfekte Lösung in der Schublade", sagte VC-Sprecher Jörg Handwerg. Die VC fordere seit einiger Zeit, neue Flugzeugmuster nicht mehr mit der Luftversorgung aus dem Triebwerk, sondern von einem weniger kontaminations-gefährdeten Außenbereich auszustatten.

Begründet worden sei der jetzige Standard damit, dass im Triebwerk ohnehin viel Luft umgesetzt werde und dort deshalb die Kompression für den Kabinen-Überdruck am ökonomischsten zu erzeugen sei. Bei schadhaften Dichtungen können Dämpfe in den Kreislauf der Kabinenluft gelangen.

Handwerg wies aber darauf hin, dass die Vorfälle mit Dämpfen verbrannten Öls oder anderen giftigen Gasen in der Kabine "meistens nicht so dramatisch" abliefen wie in dem Germanwings-Fall von 2010.

Eine Auswertung der Meldungen von Airlines weltweit zeigt, dass nahezu täglich Zwischenfälle mit Rauch oder ungewöhnlichen Gerüchen in Kabine oder Cockpit gemeldet werden.

Nachzulesen sind diese Meldungen etwa im Internet bei "The Aviation Herald" (http://avherald.com). Letzte Meldung von Montag: Thomas Cook Flug B752 nahe Manchester verzeichnete am 29 September: Rauch im Cockpit. Es kam aber niemand zu Schaden.

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