Bienenzucht in Troisdorf Wenn die Bienen kuscheln

Troisdorf · Rund 150.000 Exemplare überwintern im Lehrbienenstand beim Imkerverein in Troisdorf. 15 Kilogramm Honig verbrauchen sie, um über den Winter zu kommen.

 Bienen in Wintertraube am Lehrstand in Troisdorf.

Bienen in Wintertraube am Lehrstand in Troisdorf.

Foto: Christine Siefer

Nur wenige Sonnenstrahlen fallen durch das ausgedünnte Geäst des winterlichen Waldparks auf den Lehrbienenstand des Imkervereins Troisdorf. Es sind 25 Grad – zumindest in den 15 Bienenkästen des Vereins. Während es draußen friert, lassen die rund 10 000 Bewohner eines Bienenstocks ihre Muskeln vibrieren und schaffen so die ideale Temperatur zum Überwintern. Im Sommer schaffen sie so sogar auf 35 Grad für ihre Brut.

Im Gegensatz zu Hummeln und Wespen, bei denen nur die Königin die kalte Jahreszeit übersteht, sind Bienen wahre Überlebenskünstler. Das fasziniert auch Thomas Rosenau, Vorsitzender des Troisdorfer Imkervereins. Der 25-Jährige hat in seiner Schulzeit in der Bienen-AG der Troisdorfer Gesamtschule mitgearbeitet. Nach dem Abitur begann er Agrarwissenschaften in Bonn zu studieren, wo er inzwischen an der Lehr- und Versuchsimkerei der Universität aktiv ist. „Wenn einen erst einmal die Bienen-Begeisterung gepackt hat, lässt sie einen nicht mehr los“, sagt der Imker und öffnet einen der Kästen am Lehrbienenstand.

Nur wenige Bienen fliegen auf, die meisten wuseln in einer Kuscheltraube übereinander. 15 Kilogramm Honig verbrauchen sie im Winter als Energiereserve. „Wenn sie im Winter fliegen, dann nur wenige hundert Meter, zu schnell geht ihnen der Saft aus“, sagt Rosenau und schließt den Deckel wieder. Nur wenn es warm genug ist, können die Bienen mit ihren Rüsseln den Honig schlürfen. Der Imker muss ihnen für den Winter genug Honig übrig lassen und schon im Spätsommer und Herbst dafür sorgen, dass sie nicht mehr zu viel arbeiten. Schließlich sollen sie ausreichend Eiweißpolster ansetzen können.

Auch bei Thomas Rosenau spielt sich die hauptsächliche Imkerarbeit derzeit drinnen ab: Die im Herbst entnommenen Waben werden von ihm aufgearbeitet. Wachs, das nicht für neue Waben benutzt wird, kann eingeschmolzen und beispielsweise für Kerzen genutzt werden. Bienen schwitzen Wachs aus und nutzten es als Baustoff. Die Erneuerung von Waben und Mittelwänden dient jedoch noch einen weiteren Zweck: Es soll der Ausbreitung von gefährlichen Krankheiten und Viren entgegenwirken, die Bienen gefährden.

Statt auf chemische Mittel oder organische Säuren wie Ameisensäure zu setzen, nutzt der Imkerverein in Troisdorf seit ein paar Jahren eine biotechnische Methode, bei der auf Behandlungsmittel verzichtet werden kann. „Es wird zudem derzeit daran gearbeitet, eine Biene zu züchten, die vom Hauptschädling Nummer eins, der blutsaugenden Varroa-Milbe, nicht mehr so geschwächt werden kann.“ Ein Durchbruch könnte jedoch noch ein paar Jahre dauern, ergänzt Rosenau.

Daher sei eine gute Schulung von Imkern wichtig. Neben Kursen zur Milben-Bekämpfung gibt es auch Informationen zum richtigen Schwarm-Management. Wenn Bienen sich vermehren und wenig Platz im Stock haben, dann wollen sie ausschwärmen. Der Imker verhindert das, indem er das Volk teilt und eine neue Kiste eröffnet.

Die Bienen merken schnell, dass ihre Königin fehlt und füttern mit dem sogenannten Gelée royale eine neue Königin aus einer Larve heran. Das gehört eigentlich schon zum kleinen Einmaleins des Imkerns, das natürlich auch beim Verein gelernt werden kann. „Wer bei uns einen Anfängerkursus besucht und Mitglied wird, bekommt ein Bienenvolk geschenkt und einen Paten, der in der Anfangszeit hilft.“ Die Anschaffungskosten für die Ausrüstung betragen rund 300 Euro.

Teure Geräte wie eine Honigschleuder bietet der Verein zur gemeinsamen Nutzung an. Wichtig sei, dass Nachwuchsimker nicht vergessen, dass es sich um ein Nutz- und Wildtier handelt, bei dem regelmäßige Arbeiten anfallen, betont Rosenau. Ein Volk produziert rund 50 Kilogramm Honig, der zwei Mal im Jahr geerntet werden muss. Die Bienen könnten sich demnach nicht selbst überlassen werden. Selbst im Winter sollte der Imker regelmäßig ein Auge auf seine kuschelnden Schützlinge werfen – auch wenn er dafür in die Kälte hinaus muss und seine Bienen im Warmen sitzen.

Thomas Rosenau gibt 2017 einen achtägigen Anfänger- und einen Fortgeschrittenenkursus für Bienenzüchter. Termine und Anmeldung gibt es nach E-Mail an rosenau@imkerverein-troisdorf.de.

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