100 Jahre Frauenwahlrecht Troisdorfer SPD- und AWO-Frauen feiern Marie Juchacz

Troisdorf · Die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratische Frauen (ASF), Arbeiterwohlfahrt (Awo) und SPD haben in Troisdorf 100 Jahre Frauenwahlrecht gefeiert. Auch mit dabei: die frühere SPD-Finanzexpertin Ingrid Matthäus-Maier.

 100 Jahre Frauenwahlrecht feierten (v.l.) Andrea Heidrich, Ingrid Matthäus-Maier, Katja Ruiters und Ursula Gliss-Dekker.

100 Jahre Frauenwahlrecht feierten (v.l.) Andrea Heidrich, Ingrid Matthäus-Maier, Katja Ruiters und Ursula Gliss-Dekker.

Foto: Dieter Hombach

Auf den Tag genau 100 Jahre zuvor geschah, wofür Frauen jahrelang gekämpft haben: Sie durften zum ersten Mal in Deutschland ihr Wahlrecht ausüben. Ein Grund zu feiern, fand die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratische Frauen (ASF), die am Samstag gemeinsam mit der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Bonn/Rhein-Sieg und der SPD Rhein-Sieg zu einer Feierstunde in die Aula des Troisdorfer Altenforst Gymnasiums geladen hatte. Die ASF-Vorsitzende Katja Ruiters begrüßte rund 80 Gäste, darunter die FDP-Bundestagsabgeordnete Nicole Westig, den SPD-Bundestagsabgeordneten Sebastian Hartmann, den Awo-Kreisverbandsvorsitzende Heinz-Willi Schäfer und die frühere SPD-Finanzexpertin Ingrid Matthäus-Maier.

Eine Frau war es auch, die vor 100 Jahren die Arbeiterwohlfahrt gegründet hat: Marie Juchacz. Und die stand daher auch im Mittelpunkt der von Julitta Münch moderierten Veranstaltung. Die Sozialdemokratin wurde 1879 in Polen geboren und gilt als Vorreiterin für den Kampf um das Wahlrecht für Frauen. Sie sei eine mutige Frau gewesen, die sich auch über Normen hinwegsetzte, so Lydia Struck, die in Troisdorf ihre Biografie über Juchacz vorstellte.

Gesetzlicher Gleichberechtigung war das Ziel

Juchacz arbeitete nach dem Besuch der Volksschule als Hausangestellte, Fabrikarbeiterin, Krankenwärterin und Näherin und trat 1908 in die SPD ein. Kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges war sie unter den Frauen unterschiedlicher politischer Richtungen, die sich zusammenschlossen und mit einem Schreiben an den Reichskanzler wandten. Sie forderten ein Gespräch über die Verwirklichung von gesetzlicher Gleichberechtigung und hatten Erfolg: Frauen in Deutschland erhielten das aktive und passive Wahlrecht. Am 19. Januar 1919 konnten Frauen erstmals in Deutschland wählen. Sie gaben ihre Stimme zur deutschen Nationalversammlung ab. Nur einen Monat später, am 19. Februar 1919, sprach zum ersten Mal eine Frau vor einem deutschen Parlament. Es war Marie Juchacz.

Heinz-Willi Schäfer sagte in seinem Grußwort und mit Blick ins Publikum, dass es sicher im Sinne von Juchacz gewesen wäre, eine vollere Aula vorzufinden. „Wir können nicht zufrieden sein mit dem Erreichten. Seid nicht zufrieden. Kämpft für mehr soziale Gerechtigkeit“, forderte er alle Besucher auf. Kämpferisch zeigte sich auch Claudia Walther, die für einen Sitz im Europäischen Parlament kandidieren will. Sie möchte nicht nur mehr Frauen in die Parlamente bringen, sondern fordert Parität, das heißt die Hälfte der Sitze für Frauen und die Hälfte für Männer. Für ihre Aussagen: „Die Zukunft ist weiblich – oder gar nicht“ und „Wir wollen kein halbes Stück vom Kuchen, sondern die Hälfte der Bäckerei“, erntete sie viel Beifall.

"Noch nicht am Ende angekommen"

Kämpferisch gab sich auch Ingrid Matthäus-Maier: „Wir sind Marie Juchacz und ihren Unterstützerinnen dankbar. Wir in der SPD haben immer für die gleichen Rechte von Mann und Frau gekämpft. Wir haben viel erreicht, sind aber noch nicht am Ende angekommen.“ Sie zeigte sich erfreut, dass Frauen heute als Pilotinnen arbeiten können oder auch in Vorständen vertreten seien. Allerdings sei dies noch nicht repräsentativ, denn die Hälfte der Bevölkerung sei weiblich, was sich aber im Berufsleben nicht widerspiegele.

Musikalisch unterhalten wurden die Gäste von Steve Nobles und Christiane Prang, unter anderem mit dem passenden Hit von Donna Summer: „She works hard for the money“.

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