Wunsch des Dialogs Tag der offenen Moschee in Troisdorf und Niederkassel

Rhein-Sieg-Kreis · Der Tag der Deutschen Einheit ist seit 1997 auch Tag der offenen Moschee. Zahlreiche Gemeinden, wie in Troisdorf oder in Niederkassel, laden aus diesem Anlass am Montag die Öffentlichkeit ein. Sie erhoffen sich Dialog und Annäherung.

Männer beim Gebet in der Oberlarer Moschee: Die Gemeinde lädt die Öffentlichkeit zum Besuch ein.

Männer beim Gebet in der Oberlarer Moschee: Die Gemeinde lädt die Öffentlichkeit zum Besuch ein.

Foto: Holger Arndt

Bevor man den Gebetsraum der Moschee in Troisdorf-Oberlar betritt, muss man seine Schuhe ausziehen. Das ist in muslimischen Gemeindehäusern so üblich. Auf Socken geht es weiter. Vor einem tut sich ein großzügiger Raum mit prächtigem Kronleuchter auf. Es herrscht andächtige Stille. Beim Gebet stehen die Moslems mit dem Gesicht Richtung Mekka und schauen auf die wichtigsten Bestandteile der Moschee: Mihrab, eine Gebetsnische in der Wand, Kursi, eine angehobene Sitzfläche für den Iman, und Minbar, ein Gebetspodest für Freitags- und Feiertagspredigten. Alltag in der Troisdorfer Moschee, die sich am Montag am Tag der offenen Moschee beteiligt. Das Motto lautet „Hidschra – Migration als Herausforderung und Chance“.

Dort ist die 400 Mitglieder starke Gemeinde „Islamische Union Troisdorf und Umgebung“ zu Hause. In Kleingruppen können Besucher an Führungen teilnehmen und mehr über Mihrab, Kursi und Minbar erfahren. „Der Tag der Moschee findet am Tag der Deutschen Einheit statt. Damit zeigen wir Muslime, dass wir ein Teil Deutschlands sind“, sagt Hüseyin Yilmaz, Student an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in Sankt Augustin. Der 22-Jährige organisiert seit zwei Jahren die Aktion. „Nach den Führungen setzen wir uns mit den Besuchern an einen Tisch und beantworten alle Fragen.“

Die Frauenvorsitzende der Gemeinde, Fadimana Ari, wünscht sich, dass viele Fragen gestellt werden. „Man darf nicht immer denjenigen Medien glauben, die uns ins negative Licht stellen.“ Die Troisdorferin nimmt einen Stimmungswandel in der Gesellschaft wahr, wenn es um den Umgang mit Muslimen geht. „Wir leben nicht miteinander, sondern nebeneinander. Die meisten kennen unsere Religion nicht und lehnen deswegen das Fremde ab“, so Ari. Auch Yilmaz spürt ein verändertes Klima in Zeiten von politischen Konflikten und Terror: „Seit Beginn des Syrienkriegs haben mir Kommilitonen und Bekannte mehr Fragen gestellt.“

„Hier werden wir gut aufgenommen“

Oft werde die Religion mit der Kultur verschiedener Länder und Gemeinden vermengt, sagt Ari. „Der Islam wird im Iran anders gelebt als in der Türkei oder in Malaysia. Beispielsweise die Unterdrückung der Frau ist nicht in der Religion verankert, sondern in Kulturen.“ Die 46-Jährige ist in der Frauenarbeit aktiv. Einmal im Monat kommen muslimische Frauen in der Gemeinde zusammen. Dort bespricht Ari mit ihnen Alltagsfragen, bis hin zur Mülltrennung oder zum Energiesparen. „Wir haben auch schon einen Fahrradkurs mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub für muslimische Frauen gemacht.“

In Niederkassel-Lülsdorf lädt die Türkisch-Islamische Gemeinde unter dem Dach des Verbandes Ditib zum Tag der offenen Moschee ein. Die 260 Mitglieder zählende Gemeinde bietet aber das ganze Jahr über Führungen an. „Hier in Niederkassel werden wir gut aufgenommen“, sagt der Buchhalter der Gemeinde, Orhan Kangöz. Aber auch er hat den Eindruck, dass seine Religion in Deutschland pauschal abgestempelt wird: „Die Muslime müssen unter einer Hetzpolitik leiden.“ Er wünscht sich, dass zumindest die nicht-muslimischen Nachbarn mit seiner Gemeinde zusammenhalten. Und er hofft, dass Dialog eine Annäherung bringt und zum Abbau von Vorurteilen beiträgt. „Die Menschen sollen zu unseren Festen und Aktionen kommen und uns einfach kennenlernen.“

Den Tag der offenen Moschee gibt es bereits seit 1997 – immer zum Tag der Deutschen Einheit. Nicht nur Muslime, sondern auch Christen rufen zur Teilnahme auf. So zum Beispiel der Gesprächskreis „Christen und Muslime“ beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken in Bonn: „Wir halten es für wichtig, aktiv aufeinander zuzugehen und miteinander ins Gespräch zu kommen.“

Die Gemeinde „Islamische Union Troisdorf und Umgebung“ öffnet ihre Moschee, Sieglarer Straße 23, in Oberlar am Montag von 11 Uhr bis 17 Uhr. In Lülsdorf kann die Moschee der Türkisch-Islamischen Gemeinde, Premnitzer Straße, 2, von 14 Uhr bis 17 Uhr besucht werden.

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