Badeunfall im Rotter See Stadt Troisdorf will keine Konsequenzen ziehen

TROISDORF · Am Tag nach dem tödlichen Unfall im Rotter See war der Badestrand am Montag wieder gut gefüllt. Familien mit Kindern pilgerten zum Strand, planschten im Wasser und genossen die Sonne. Kaum etwas erinnerte an das Unglück vom Sonntag.

Ein 22-jähriger Bonner war dort beim Baden ums Leben gekommen. Die genauen Ursachen des Unfalls konnten Montag noch nicht geklärt werden. "Die Leiche des jungen Mannes soll nun obduziert werden", sagt Polizeisprecherin Renate Braun. Erst nach der Obduktion werde es weitere Erkenntnisse zur Todesursache geben.

"Ich habe gar nichts von dem Unfall gewusst", sagte Uta Henn aus Bonn. Zusammen mit ihren zwei Söhnen (sieben und zwölf Jahre alt) und einem befreundeten Jungen (13) waren sie nach Troisdorf gekommen, um mit dem Schlauchboot auf dem Wasser die Sommerferien zu genießen. "Jetzt schaut man natürlich etwas genauer hin, gerade was die Entfernung zum Ufer angeht", so Henn.

Der verunglückte 22-Jährige war am Sonntag zusammen mit Freunden im Wasser. Als sie zur Halbinsel schwimmen wollten, habe einer der jungen Männer nach Angaben von Peter Kern, Sprecher der Troisdorfer Feuerwehr, auf halber Strecke gemerkt, dass der 22-Jährige die Distanz nicht schaffen würde und ihn zur Umkehr überredet. Doch am Ufer kam der Bonner nicht mehr an. Taucher fanden ihn am Abend rund 15 Meter entfernt vom Ufer leblos im Wasser.

"Schaulustige haben dann die Rettungsmaßnahmen massiv behindert, die Arbeitsbereiche für die Rettungskräfte mussten freigesperrt werden", erklärt Dirk Perr, Ortsgruppenleiter der DLRG Troisdorf. Als der leblose Körper aus dem Wasser geborgen und an Land gebracht wurde, richteten die Einsatzkräfte Sichtbarrieren auf. "Dann haben Eltern ihre Kinder gar über die Barrieren hinweggehoben, damit diese das Spektakel besser verfolgen konnten. Das ist einfach nur pervers", so Perr.

[kein Linktext vorhanden]Die Stadt will zunächst keine Konsequenzen aus dem tödlichen Unfall ziehen, wies jedoch noch einmal auf die Gefahren am See hin. "Das Schwimmen von der Bucht aus ist auf eigene Gefahr, die Stadt hat dies nicht ausdrücklich genehmigt", sagt Sprecherin Bettina Plugge. Das Baden werde nur geduldet, eine Aufsichtsperson könne nicht gestellt werden.

Dass es dort immer wieder zu Badeunfällen kommt, weiß auch Perr zu berichten. Seit 27 Jahren ist er bei der DLRG. "In den letzten Jahren gab es mehrere tödliche Unfälle hier." Häufig sei die Ursache eine Mischung aus Selbstüberschätzung und einem Unterschätzen der Gefahr.

"Dazu kommt in rund 80 Prozent der Fälle noch Alkoholkonsum", sagt Perr. Ob Alkohol auch bei dem 22-Jährigen im Spiel war, ist nach Polizeiangaben derzeit noch nicht geklärt. Die Stadt Troisdorf stellte gestern klar, dass auch weiterhin das Baden im Rotter See geduldet werde. Man informiere regelmäßig über die Gefahren des Sees. Auch die DLRG will zum Wochenende hin noch einmal mit Handzetteln auf die Baderegeln hinweisen.

Bei Schwäche die Ruhe bewahren

Dirk Perr (43), der Vorsitzende des DLRG-Ortsverbands Troisdorf, ist seit 27 Jahren aktiver Rettungsschwimmer. Über den tödlichen Unfall am Rotter See in Troisdorf und die Gefahren im Badesee sprach Sebastian Fink mit ihm.

Warum ist das Baden im Rotter See so gefährlich?
Dirk Perr: Der Rotter See ist ein Baggersee mit sehr unterschiedlichen Wassertiefen. Die ersten 20 Meter ist der See sehr flach, dann geht es aber sehr schnell rund zehn bis zwölf Meter in die Tiefe.

Welche Gefahren lauern im tiefen Wasser?
Perr: An der Oberfläche ist das Wasser hier recht warm. Doch schon einen halben Meter tiefer kann das Wasser extrem kalt sein. Wenn der Schwimmer erschöpft ist und seine Beine nach unten ausstreckt, können durch den großen Temperaturunterschied schnell Kreislaufprobleme oder Krämpfe auftreten.

Was empfehlen Sie Schwimmern, die nicht mehr die Kraft zur Rückkehr ans Ufer haben?
Perr: Das Wichtigste ist, die Ruhe zu bewahren und sich zu entspannen. Der Badende sollte sich in Rückenlage begeben, sich entspannen und sich dann nur leicht mit den Händen bewegen, bis er wieder bei Kräften ist. Sich über Wasser zu halten kostet nicht viel Energie.

Was raten Sie den Badegästen sonst noch?
Perr: Sie sollten aufgrund der schwankenden Wassertemperaturen nicht überhitzt ins Wasser gehen. Außerdem sollte dringend auf Alkohol verzichtet werden. Die meisten tödlichen Unfälle hier hatten mit Alkohol zu tun.

Baden in Seen, Sieg und Agger

Der einzige Badesee in der Region ist der Rotter See in Troisdorf. Ob ein See ein Badesee ist oder nicht, liegt zunächst an der Wasserqualität. Am Rotter See ist das Baden nicht ausdrücklich genehmigt, wird jedoch geduldet. Kein Badesee ist der Allner See in Hennef, hier wird das Baden aber ebenso geduldet. Es gibt keine Badeaufsicht, die Badenden sind für ihre Sicherheit selbst verantwortlich. Die anderen Seen im Rhein-Sieg-Kreis stehen entweder unter Naturschutz oder sind in privater Hand, ein Schwimmen ist dort nicht möglich.

An Sieg und Agger ist das Baden nur in gewässernahen Erholungsbereichen möglich. Grundsätzlich gilt, dass das Baden nur in eigens gekennzeichneten Bereichen erlaubt ist. Eine Übersicht über Badestellen an Sieg und Agger gibt der Rhein-Sieg-Kreis auf seiner Internetseite unter www.rhein-sieg-kreis.de/badenundpaddeln.

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