Troisdorfer Zahnradfabrik liefert nach China Spezialgetriebe für ein Megaschiff

TROISDORF · Die Troisdorfer Zahnradfabrik Keller liefert ein 180 Tonnen schweres Herzstück für einen Schneidkopf-Baggerschiff nach Schanghai. Im September wird das Teil im Reich der Mitte eingebaut.

 Entwickler und Ingenieur Marek Gechert hat das Getriebe mit seinem Team konstruiert und gebaut.

Entwickler und Ingenieur Marek Gechert hat das Getriebe mit seinem Team konstruiert und gebaut.

Foto: Hanjo Wimmeroth

Heute Nacht wird verladen, und morgen früh geht es von Lülsdorf aus los zu einer Werft nach Schanghai in China. Die Firma Carl und Wilhelm Keller aus Troisdorf liefert ein 180.000 Kilogramm schweres Spezialgetriebe für ein sogenanntes Schneidkopf-Baggerschiff ins Reich der Mitte.

Der Kraftprotz misst in der Länge 5,9 Meter, 4,6 Meter in der Breite und 3,6 Meter in der Höhe. In China angekommen – da wird das Getriebe für Anfang September erwartet – wird es in das besagte Schneidkopf-Baggerschiff eingebaut. Das Schiff misst 140 Meter in der Länge und wird das größte seiner Art sein, das bisher in China gebaut wurde. Neben dem Getriebe für den Schneidkopf liefert Keller auch noch drei Baggerpumpengetriebe, die sich mit einem Stückgewicht von 14.000 Kilogramm geradezu leicht ausmachen.

Die Schneidkopfbaggerschiffe werden zum Beispiel eingesetzt, um Fahrrinnen zu vertiefen oder zu verbreitern. So bei der Vergrößerung des Panama-Kanals war so ein Gerät mit Keller-Getriebe im Einsatz. Der Schneidkopf sitzt am Kopf eines Armes, der sowohl in der Höhe als auch in der Breite geschwenkt werden kann. Kräftige Zähne raspeln von Erde bis Fels alles weg, was im Weg ist. Den Abtrag sammeln und saugen dann die Baggerpumpen ein.

Zwei Elektromotoren auf dem Schiff liefern je 2500 Kilowatt an Leistung für das Getriebe, erklärt Marek Gechert. Der Diplom-Ingenieur hat mit seinem Konstruktionsteam das Getriebe entwickelt und gebaut. Macht also zusammen 5000 Kilowatt, und Gechert hat schnell ausgerechnet, wie viel Newtonmeter (Nm) das sind: 24.000. Zum Vergleich: Ein VW Touareg mit zehn Zylindern liefert bei 2000 Umdrehungen 750 Nm. Die Leistung der Elektromotoren entspricht also der von 32 Touaregs. Doch diese Kraft wird durch das Keller-Getriebe so verstärkt, dass schließlich auf der sogenannten Abtriebswelle, die den Schneidkopf antreibt, 1,6 Millionen Nm ankommen.

Um eine Vorstellung von der Größe der Zahnräder im Getriebe zu bekommen, verrät Gechert, wie groß das Größte ist: Es misst 2,35 Meter im Durchmesser und wiegt alleine 17,5 Tonnen. Neben weiteren Zahnrädern, die alle im Keller-Werk hergestellt werden, gehören zahlreiche Überwachungsinstrumente an solch ein Gerät, erklärt Gechert weiter. Da gibt es Ölpumpen, Überwachungen fürs Pumpenspiel und programmierbare Steuerungen. Wenn das Getriebe in China angekommen ist, fliegen Spezialisten der Firma Keller dorthin, um den Einbau und die Inbetriebnahme zu überwachen.

Den Vertrag über die Lieferung der Getriebe hat die Firma Keller bereits im Juli 2015 unterzeichnet. Doch im Prinzip wurde schon länger mit der chinesischen Werft zusammengearbeitet. „Das sind Projekte, die zum Teil über mehrere Jahre entwickelt werden“, sagt Gechert, und seine Kollegin Verena Grüters ergänzt: „Das beginnt auf der grünen Wiese. Hier kommt nichts von der Stange.“ In vielen Sitzungen werden Gedanken ausgetauscht und Impulse gegeben, es muss besprochen werden, was gebaggert werden soll, weil daraus die Leistungsanforderungen für das Getriebe erwachsen.

Auch der Transport stellt die Firma Keller immer wieder vor neue Herausforderungen. Eine eigene Logistikabteilung arbeitet unter anderem mit der Firma Colonia Spezialtransporte zusammen. Die sind in der Lage, ein solches Ungetüm zum Hafen der Evonik in Lülsdorf zu schaffen und dort auf ein Binnenschiff zu hieven. Darauf geht es dann nach Antwerpen – und von dort nach China.

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