50er Jahre in Troisdorf Petticoat und Kohleofen

Troisdorf · Der Troisdorfer Hans Strobl sammelt Erinnerungsstücke. Seine 55 Quadratmeter Wohnfläche vollgestopft mit Utensilien aus den 50er Jahren.

 Wie in einem Museum: Hans Strobl aus Troisdorf hat seine 55 Quadratmeter große Wohnung im Stile der 50er Jahre eingerichtet.

Wie in einem Museum: Hans Strobl aus Troisdorf hat seine 55 Quadratmeter große Wohnung im Stile der 50er Jahre eingerichtet.

Foto: Hanjo Wimmeroth

Och nee, das gibt's ja gar nicht: Wer als fast Mittsechziger in die Wohnung von Hans Strobl kommt, wird aus den Überraschungen nicht herauskommen. 55 Quadratmeter Wohnfläche vollgestopft mit Utensilien aus den 50er Jahren. Gegenstände des täglichen Lebens, so wie sie in der Zeit des aufblühenden Wirtschaftswunders eben in den Haushalten zu finden waren.

Aus einem Uralt-Radio der Marke Graetz – Baujahr 1952 und unsichtbar auf moderne Technik aufgerüstet – singt ein Jupp Schmitz, „Wir kommen alle in den Himmel“, und in einer Ecke steht eine Schaufensterpuppe mit der typischen Ausgehkleidung der 50er Jahre: Petticoat, Bluse, hohe Hacken, Söckchen und Nylons an Strapsen, weil die Nylon-Strumpfhose noch nicht erfunden war. In einer Ecke steht eine Persiltrommel aus dem Jahr 1959. „Dafür könnte ich heute viel Geld bekommen“, sagt Strobl. Aber er wird sie nicht verkaufen. Sein Herz hängt an all den großen und kleinen Teilen, an dem Kasten mit leeren Flaschen Dortmunder Hansa- Export, an Margarineschachteln oder alten Kämmen. In Altenrath ist er aufgewachsen, hat fast 30 Jahre an der Brandstraße gelebt. Beim alten Dorflehrer Josef Schumacher hat er noch Unterricht gehabt und erinnert sich gerne an die Zeit in dem Heidedorf. „Schon als Kind habe ich zur Verwunderung meines Vaters rostige Nägel angeschleppt und die wieder gerade gekloppt, und auch sonst unglaublich viele Teile noch aus Altenrath zusammengetragen“, erzählt der 65-Jährige. Auf einem Schrank steht ein Modell der alten Altenrather Schule, zusammengeklebt aus Zündhölzern und Schaschlikspießen.

In der Küche gibt es noch das für die damalige Zeit typische Waschbecken, darüber einen Original-Durchlauferhitzer. Damals war in den meisten Wohnungen noch kein Bad vorhanden, und das Becken diente nicht nur dem Abwasch von Geschirr, sondern auch der Körperpflege.

Über dem Erhitzer ein anderes Gerät: Eine Handmühle, die zum Beispiel zum Mahlen von Nüssen genutzt wurde. Schräg gegenüber blitzt ein gusseiserner Küchenherd. „Der ist noch voll in Ordnung“, erzählt Strobl, „und könnte sofort in Betrieb genommen werden.“ Neben eben vielen Kleinigkeiten, darunter Tüten voller Zucker, alten Käseschachteln, Besteckteilen und Spielzeugen, hat Strobl auch Druckdokumente gesammelt. „Scotland Yard sucht Margrets Liebesbriefe“ prangt es in fetten Lettern vom Titel einer Bildzeitung, andere Zeitschriften beschäftigen sich ganz profan mit Schnittmustern. Damals wurde noch viel selbst genäht, eine alte Pfaff-Nähmaschine zeugt davon – natürlich angetrieben mit den Füßen.

Ein Porträt Konrad Adenauers hängt an einer Wand, und nicht weit davon ist auf einem Foto der Schauspieler Fernandel mit einer Widmung für Strobl zu sehen. Fernandel ist manch älterem noch wohl bekannt als „Don Camillo“, der mit Bürgermeister Pepone die schönsten Abenteuer bestritt und für Heiterkeit in den späten 50er-Jahre-Wohnungen sorgte.

Dort darf nicht das Still-Leben fehlen. Und so hängt über dem Sofa im Wohnzimmer ein solches: Weintrauben, Obst und Blumen so ungefähr auf 1,5 Quadratmeter Fläche. Jedenfalls so, wie es die kleine bürgerliche Welt damals als schön empfunden hat. Das mag man heute als spießig empfinden – Eltern und Großeltern fanden es toll, zu der Zeit, als es nach den Schrecken des Krieges endlich wieder aufwärts ging.

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