Auf dem Siegdeich zu Fuß oder per Rad die Natur genießen Es grünt und blüht

TROISDORF · Es ist schon eine wahre Pracht, was derzeit auf dem erneuerten Teil des Siegdeiches zwischen der A 59 und dem Parkplatz Meindorfer Allee in Sieglar grünt und blüht. Knall gelb leuchten dort Hornklee, weiß die Margeriten, zart lila der wilde Oregano und die Wiesenflockenblumen. Dicht wie ein guter Pelz recken sie ihre Blüten und Blätter der Sonne entgegen.

 Bunte Deichkrone: Die Blumen sind im vergangenen Jahr bei der Deichrenovierung eingesäht worden und sollen das Erdreich sichern.

Bunte Deichkrone: Die Blumen sind im vergangenen Jahr bei der Deichrenovierung eingesäht worden und sollen das Erdreich sichern.

Foto: Hanjo Wimmeroth

Hans-Bernd Bendl, Leiter des Umweltbüros der Stadt Troisdorf, ist ganz glücklich mit dem hübschen Pflanzenwuchs. Der sei über eine spezielle Saatmischung bei der Renovierung des Siegdeiches dorthin gekommen, erklärt der promovierte Biologe. Und neben der erfreulichen Wirkung auf die Sinne diene der Blumenwuchs auch der Standsicherheit des Deiches und dem Hochwasserschutz.

Denn die Wurzeln halten das Erdreich fest und verhindern eine Erosion durch Wind und Wasser. Allerdings dürfe der Pflanzenwuchs nicht sich selbst überlassen bleiben und werde allenthalben in einem bestimmten Rhythmus gemäht werden. Das geschehe aber in Etappen, so dass Erholungssuchende noch bis September immer wieder auf blühende Abschnitte treffen. Und schließlich: Ist erst einmal gemäht, wachsen wieder andere Pflänzchen, die man im dichten Bewuchs sonst nicht sieht, so etwa der wilde Thymian.

Neben den eingesäten Blumen wachsen am Deich auch Pflanzen, die Bendl nicht gerne sieht. So etwa das Jakobskreuzkraut, das giftig ist. Das müsse manuell entfernt werden, sagt Bendl. Heißt also, mit Stumpf und Stiel ist es auszureißen. Sogar die Pollen des Krautes sind giftig – in der Pflanze ist ein leberschädigendes Alkaloid –, so dass Bienen mit den Pollen das Gift in den Honig tragen könnten, wenn man die Pflanze wachsen ließe. Ein anderer Bösewicht ist der japanische Knöterich (weiß blühend), der an seinen Ranken leicht zu erkennen ist.

Die Pflanze ist ein sogenannter Neophyt, der als Einwanderer zu den invasiven Pflanzen (Plagepflanze) zählt. Seine Wurzeln machen den Deich kaputt, weshalb er ebenfalls entfernt werden muss. Ein Ausflug zum Siegdeich lohnt also allemal. Wer nur mal so zum Gucken dorthin möchte, fährt nach Sieglar, sucht dort die Meindorfer Allee, fährt durch bis zum Parkplatz und spaziert nur wenige Meter bis zur Deichkrone, dort nach links gegangen, und schon ist man im Blütenmeer.

Wer es sportlicher mag, steuert den Parkplatz hinter dem Troisdorfer Aggerstadion an und begibt sich mit dem Fahrrad auf den ausgeschilderten Weg zunächst auf den Aggerdeich, radelt von dort nach Westen und kommt unter der Aggerbrücke zwischen Siegburg und Troisdorf hindurch. Vielleicht legt er schon am Aggua, dem Troisdorfer Frei- und Hallenbad, eine kleine Pause ein oder fährt durch bis zum Agger-Stauwehr, das bei genügend Wasser einen für hiesige Verhältnisse spektakulären Wasserfall bildet, und ist nach wenigen Metern bereits an der Sieg. Rechter Hand ragen dann alsbald die Hallen einen Stücks Troisdorfer Industriegeschichte auf: die Louis-Mannstaedt-Werke. Die alte Arbeitersiedlung folgt mit schwarzen Dächern – im Volksmund „schwarze Kolonie“ genannt.

In leichter Fahrt geht es dann unter der Eisenbahn und der Autobahn hindurch und schon ist der Tourist auf dem erneuerten Stück des Siegdeiches. Siedlung und Straßen verschwinden, linker Hand öffnen sich die Siegauen, rechter Hand wird Landwirtschaft betrieben, wo unter anderem auch Troisdorfer Kartoffeln angebaut werden. Und wem dann die Tour noch nicht lang genug ist, der radelt einfach weiter, bis der Deich den Stadtteil Bergheim erreicht.

Dort findet sich sogar an einem alten Sieghang ein kleiner Weinberg, der von ein paar Enthusiasten gehegt und gepflegt wird. Und dann geht es mit Schwung hinunter zur Siegfähre. Dort gibt es eine große Gastronomie (montags Ruhetag), wo man bequem die Beine ausstrecken und einige Erfrischungen genießen kann. Vom Parkplatz Aggerstadion bis zur Siegfähre sind es etwa 14 Kilometer, und radelt man den Weg schließlich wieder zurück, ist es schon eine anspruchsvolle Tour, die zweifellos auch zu Fuß gemacht werden kann.

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