GA-Serie "Engel im Alltag" Die Arbeit des Kinder- und Jugendhospizdienst Rhein Sieg

Troisdorf · Roswitha Günther arbeitet für den Kinder- und Jugendhospizdienst Rhein Sieg. Seit rund zwei Jahren schenkt sie dem schwer behinderten Jungen und der Troisdorfer Familie Winter ihre Zeit.

 Auf den Rollstuhl ist Tivo angewiesen: Roswitha Günther (links) vom Kinder- und Jugendhospizdienst unterstützt Mutter Claudia Winter ehrenamtlich einmal die Woche für drei Stunden.

Auf den Rollstuhl ist Tivo angewiesen: Roswitha Günther (links) vom Kinder- und Jugendhospizdienst unterstützt Mutter Claudia Winter ehrenamtlich einmal die Woche für drei Stunden.

Foto: Paul Kieras

Die 70-jährige Roswitha Günther und der 14-jährige Tivo Winter sind gute Freunde geworden. Wenn Roswitha Günther lacht, lächelt auch Tivo. Wenn sie etwas über ihn erzählt, schaut sie in seine Richtung und bekommt ein zustimmendes Nicken. Günther ist seit zweieinhalb Jahren ehrenamtliche Begleiterin des schwer behinderten Tivo. Als Mitarbeiterin des Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst (AKHD) Rhein-Sieg kommt sie einmal die Woche für drei Stunden zu Familie Winter nach Troisdorf und beschäftigt sich mit Tivo. Damit schenkt die Siegburgerin nicht nur dem Jungen, sondern auch Tivos Mutter, Claudia Winter, ihre Zeit. „Dann weiß ich, dass Tivo gut versorgt ist und kann mich währenddessen um andere Dinge kümmern“, sagt Claudia Winter.

Die ehrenamtlichen Mitarbeiter des AKHD begleiten und unterstützen lebensverkürzend erkrankte Kinder, Jugendliche und ihre Familien. Tivo hat das sogenannte Down-Syndrom und eine autistische Störung. Zudem hat er die schwere Darmkrankheit Morbus Hirschsprung. Durch die insgesamt 40 Operationen, die der Junge schon hinter sich hat, sind seine Stimmbänder beschädigt worden, sodass sich Tivo nur noch durch Laute und Gebärdensprache artikuliert. „Trotz allem ist er ein sehr pfiffiges Kind und bekommt alles vom Leben mit“, sagt Günther. Wenn sich die beiden treffen, unternehmen sie die verschiedensten Dinge. „Wir gehen spazieren, schauen zusammen Fernsehen, gehen ins Kino, spielen gemeinsam und, und, und...“, zählt Günther auf. Tivo habe die unterschiedlichsten Interessen, die er mit ihr teile, und genau das erfreue sie so an ihrer ehrenamtlichen Arbeit mit ihm. „Mit Tivo kann man so viel machen, und er bekommt alles mit. Bei ihm geht es nicht um den Tod, vielmehr geht es ums volle Leben“, sagt Günther. Ganz so innig wie jetzt war die Beziehung jedoch nicht immer, erinnert sie sich. „Am Anfang hat er mich immer aus seinem Zimmer geschmissen.“

Durch die autistische Störung könne Tivo nur schwer Beziehungen zu fremden Menschen aufbauen, erklärt Mutter Claudia. Günther indes gab nicht auf. Sie habe sich langsam angenähert, von Tivos Signalen gelernt, und irgendwann sei er von sich aus auf sie zugekommen und habe sie akzeptiert. Tivo ist das erste und einzige Kind, das Günther für den AKHD begleitet. 2014 hat sie in Siegburg die halbjährige Ausbildung zur ambulanten Begleiterin im Kinder- und Jugendhospizdienst gemacht. Danach wurde sie über die AKH-Dienststelle in Siegburg mit Familie Winter in Kontakt gebracht. „Die Chemie hat sofort gestimmt“, sagt Claudia Winter, die noch drei weitere Kinder hat. „Für mich ist Roswitha zu einer guten Freundin geworden. Unser Verhältnis basiert auf einem tiefen Vertrauen.“

Neben den alltäglichen kleinen Hilfen hat sich Günther nun auch für ein großes Weihnachtsgeschenk für Tivo eingesetzt. Über eine Spendenaktion haben sie und Claudia Winter einen speziellen Sport-Rollstuhl für den Jungen organisiert. Mit dem kann er nun sein neues Hobby, Rollstuhlbasketball, viel besser ausüben. Der 14-Jährige ist stolz auf seinen neuen Rollstuhl, der nun im Wohnzimmer der Familie steht und natürlich jedem präsentiert wird.

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